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Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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es mit allem anderen Kriegsmaterial. Wir benötigen Kanonen, um Santa Anas Artillerie etwas entgegensetzen zu können, und haben ein paar Knallbüchsen erhalten, mit denen wir vielleicht kleine Kinder erschrecken können, aber mit Sicherheit nicht die mexikanische Armee. Geschäftemacher wie Spencer und Shuddle versprechen, uns die gewünschten Sachen zu liefern, wollen aber zuerst Geld dafür sehen. Doch das haben wir nicht, und auf Landrechte sind sie mittlerweile nicht mehr so scharf, weil ihnen unsere Chancen zu schlecht stehen.«
    »Und? Sind unsere Chancen so schlecht?«, bohrte Walther nach.
    »Im Augenblick sind sie gar nicht vorhanden. Wenn Santa Ana heute mit tausend Mann kommt, treibt er uns über den Sabine River, ohne mehr als ein paar Schüsse abgeben zu müssen. Das Wichtigste, was wir brauchen, ist Zeit! Wir müssen die Männer ausbilden, damit sie dem Angriff einer gleichstarken bis überlegenen Truppe standhalten, und weitere Soldaten rekrutieren.«
    Houston stand auf und legte Walther die rechte Hand auf die Schulter. »Unser einziger Vorteil ist, dass uns alle einschließlich Santa Ana unterschätzen. Wir müssen ihn zu einem Fehler zwingen – zu dem entscheidenden Fehler, Fitchner! Dann haben wir eine Chance. Verdammt, ich will nicht nach Texas gekommen sein, um das Land schließlich mit eingezogenem Schwanz verlassen zu müssen.«
    »Das will ich auch nicht«, bekannte Walther.
    »Dann sind wir uns einig! Ich hatte gehofft, mehr Soldaten in dieser Gegend ausheben zu können. Aber die Kerle wollen nicht von ihren Farmen fort. Daher habe ich erst ein paar hundert Mann zusammen. Wenn die Mexikaner kommen, werden hoffentlich mehr Leute zu uns stoßen. Bis dorthin muss der Kern unserer Armee so gut sein, wie wir ihn benötigen. Sie werden mir dabei helfen, Fitchner.«
    Houston sah Walther auffordernd an und grinste. »Was bin ich froh, dass Sie da sind! Jetzt werden wir der Armee von Texas erst einmal das Wichtigste beibringen, nämlich das Marschieren. Übermorgen rücken wir ab, und auf dem Weg schleifen wir die Bande, bis keiner von denen mehr vor einem anstürmenden mexikanischen Grenadier davonlaufen wird.«
    »Ich werde tun, was ich kann!« In diesem Augenblick kam Walther sich mehr denn je wie ein Hochstapler vor. Doch anders als die meisten Texaner war er ein Jahr mit einem Regiment gezogen und hatte eine mörderische Schlacht miterlebt. Diese Erfahrungen würde er an die Männer weitergeben müssen.
    »Ich habe zweiundfünfzig Mann bei mir. Mehrere von ihnen haben bereits in Europa gedient und einer unserer Sergeanten sogar in der mexikanischen Armee«, berichtete er Houston.
    »Sie haben einen Mexikaner dabei? Sehr gut! Einige werden sich zwar das Maul zerreißen. Doch wenn einer frech wird, schlagen Sie ihn mit dem Gewehrkolben nieder!« Houstons Depression schien verflogen zu sein, und er zwinkerte Walther fröhlich zu. »Kommen Sie! Ich will mir Ihre Leute ansehen. Sie sind neben einigen Freiwilligen aus Alabama, die früher bei der Miliz gedient haben, wahrscheinlich die einzigen Männer, die wissen, was es heißt, Soldat zu sein.«
    Obwohl er betrunken war, verließ Houston in kerzengerader Haltung sein Hauptquartier. Walthers Kompanie war in Zweierreihen davor angetreten, während um sie herum ein munteres Lagerleben herrschte.
    »Sehen Sie sich das an«, sagte Houston. »Das soll eine Armee sein? Es gibt keine Uniformen und keine einheitlichen Musketen! Stattdessen trägt jeder seine eigenen Kleider und hat seine eigene Büchse bei sich. Aber bei Gott, ich werde Soldaten aus den Kerlen machen!«
    In dem Moment deutete einer der Texaner auf Walthers Leute. »Sieh dir die an! Die stehen herum, als hätten sie einen Ladestock verschluckt.«
    »Soll ich dem Kerl gleich den Kolben über den Schädel ziehen?«, fragte Walther bissig.
    Houston schüttelte grinsend den Kopf und zeigte auf den Spötter. »He, du! Komm mal her!«
    Gemächlich stand der andere auf, trat näher und stützte sich mit den Armen auf seine Büchse, die kaum kürzer war als er selbst. »Ja, was gibt’s?«
    »Das heißt: ›Ja Sir! Wie befohlen angetreten, Sir!‹, mein Sohn«, korrigierte Houston ihn mit sanfter Stimme. »Komm, das üben wir jetzt mal.«
    »Äh?« Mehr brachte der Soldat nicht heraus.
    »Wir fangen jetzt einmal mit Folgendem an: Sag ›Ja, Sir‹!«
    »Äh … Ja, Sir«, stotterte der Mann.
    »Das ist schon ganz gut, nur jetzt etwas lauter und ohne dieses ›Äh‹ zu Beginn«, fuhr Houston

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