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Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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fort.
    »Ja, Sir!« Diesmal klang es klar und verständlich.
    »Schon besser!« Houston musterte den jungen Burschen durchdringend. »Wie heißt du, mein Sohn?«
    »Fuller … Sir, James Fuller!«
    »Das heißt ›Soldat James Fuller‹, mein Sohn. Aber das wirst du schon noch lernen. Du und deine fünf Kameraden dort, ihr gehört ab sofort zu Colonel Fitchners Truppe. Und noch etwas! Colonel Fitchner war bei Waterloo dabei, und damit ist nicht das Nest gemeint, das ein paar von euch gegründet haben, sondern das echte! Er hat dort eine Kompanie preußischer Grenadiere gegen Napoleons Alte Garde geführt und diese zusammengeschlagen. Das will er gegen den Möchtegern-Napoleon des Westens wiederholen. Ihr sechs werdet ihm dabei helfen.«
    Mittlerweile waren auch Fullers fünf Kameraden herangekommen. Einer von ihnen schüttelte vehement den Kopf. »Das geht nicht, Sir. Wir haben uns mit den Jungs aus Nacogdoches zusammengetan und auch schon einen Captain gewählt. Ich bin der Sergeant der Kompanie.«
    »Ich fürchte, mein Sohn, du hast etwas nicht richtig verstanden«, klärte Houston ihn mit freundlichster Stimme auf. »Das hier ist die Armee von Texas und keine Dorfmiliz. Hier werden die Offiziere vom Oberkommandierenden bestimmt, und der bin ich. Und wenn ich sage, dass ihr verdammten Schweinehunde unter Colonel Fitchners Kommando dienen werdet, so werdet ihr das auch tun!«
    »Ja, Sir!«, stotterte Fuller, der als Erster begriff, dass Houston trotz seines sanften Tonfalls kurz davor stand zu explodieren. Daher wandte er sich an Walther und wies auf dessen Männer, die keine Miene verzogen.
    »Müssen wir vielleicht genauso herumstehen wie die?«
    Walther nickte lächelnd. »Ja! Und ihr fangt auch gleich damit an. Sergeant Jemelin, gliedern Sie die Männer in die Kompanie ein und kontrollieren Sie, ob ihre Waffen in Ordnung sind!«
    »Yes, Colonel!« Jemelin sprach nicht gut Englisch, konnte sich aber mit den meisten aus der Truppe verständigen.
    Als er jetzt auf Fuller zutrat, verzog der das Gesicht. »Von einem Mex lasse ich mir nichts sagen!«
    »Doch, das wirst du, mein Sohn, weil ich sonst äußerst zornig werde!« Ohne es zu wollen, ahmte Walther Houstons sanften Tonfall nach und sah zufrieden, wie Fuller und die anderen zwar murrten, aber dennoch gehorchten.
    »Na also, es geht doch!«, erklärte Houston zufrieden. »Die Kerle werden sich daran gewöhnen, Soldaten zu sein, wenn sie erst einmal ein paar hundert Meilen unter die Hufe genommen haben. Sie müssen marschieren lernen, damit wir den Mexikanern ausweichen können, wenn es zu viele sind. Wissen Sie, Fitchner, weshalb ich nach Südwesten ziehe?«
    »Nein, General.«
    »Ich will Fannins Leute in Goliad und Travis’ Männer in Alamo zu dieser Armee holen. Die beiden Vorposten sind gegen Santa Ana nicht zu halten, aber ich kann meine Truppe mit den Soldaten von dort fast verdoppeln. Zusammen mit den Männern, die wir noch rekrutieren werden, sieht die Sache dann schon anders aus. Dieser Krieg, Fitchner, wird vielleicht durch eine einzige Schlacht verloren. Also sollten wir uns nur dann dem Feind stellen, wenn wir gewinnen können. Ansonsten weichen wir Santa Anas Armee aus und lassen ihn ins Leere laufen. Dazu ist Texas wahrlich groß genug.«
    Zwar war Walther froh, dass Houston seinen Mut wiedergefunden hatte, dennoch befielen ihn Zweifel. Wenn sie, wie Houston eben angedeutet hatte, andauernd vor den Mexikanern zurückwichen, gaben sie das gesamte Land preis, anstatt die Städte und die Farmen zu verteidigen. Dies bedeutete Gefahr für Leib und Leben aller, die sich hier angesiedelt hatten. Daher konnte er nur hoffen, dass Gisela seinen Rat befolgte und rechtzeitig nach Louisiana floh. Am liebsten hätte er ihr einen Boten geschickt, es sogleich zu tun. Doch wenn er es tat, würden andere seinem Beispiel folgen, und das ließ die Disziplin nicht zu.

5.
    S o einfach, wie Gisela es sich vorgestellt hatte, ging der Aufbruch am nächsten Tag nicht vonstatten. Es dauerte eine Weile, bis die anderen Frauen sich geeinigt hatten, wer wo auf dem Wagen sitzen sollte. Cécile Poulain würde reiten, denn sie besaß als Einzige ein eigenes Pferd. Das hatte der Vater ihr besorgt, damit sie stets Hilfe holen konnte, wenn es der Mutter schlechter ging.
    Da Gisela schon zu schwerfällig war, um in den Sattel zu steigen, zäumte die Navajo zuerst den knochigen Wallach auf, der den Wagen ziehen sollte, und holte dann die Schecke aus dem Pferch. Doch als sie diese

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