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Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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rasch zu ihren Leuten. Ich hoffe, die anderen können dort bleiben. Wir beide werden Herrn Belcher oder einen der anderen Deutschen bitten, uns Obdach zu gewähren.«
    Der Gedanke, nicht auf Rachel und deren Verwandte angewiesen zu sein, beruhigte Nizhoni. Wenn diese Leute ebenso engherzig waren wie Thierrys Frau, hätte sie dort kein gutes Leben. Nachdem Gisela eingeschlafen war, lehnte Nizhoni sich mit dem Rücken gegen die Wand. Noch war nicht abzusehen, wie alles enden würde, aber sie hoffte trotz aller bösen Vorzeichen, dass Gisela, Josef und sie alles gut überstehen würden.
    Kurz darauf kam der Junge zu ihr, dem es bei den anderen Frauen nicht mehr gefallen hatte. Eine Weile beobachtete er seine schlafende Mutter und wurde dabei selbst müde. Als auch er eingeschlafen war, bettete Nizhoni ihn an die Seite seiner Mutter und blieb neben den beiden sitzen. Es kümmerte sie nicht, dass drüben im Haus zu Abend gegessen wurde und niemand daran dachte, Gisela oder ihr etwas zu bringen.

7.
    D as letzte Stück in Richtung San Felipe de Austin war leichter zurückzulegen. In dieser Gegend kannte Rachel sich aus und wusste, welchen Weg sie einschlagen mussten. Gisela war froh darüber, denn es ging ihr noch schlechter, und sie sehnte sich nach einem Ort, an dem sie sich ausruhen konnte. Als die Gruppe die Farm von Rachels Eltern erreichte, war Gisela fast schon so weit, notfalls an diesem Ort zu bleiben, denn ihr graute es davor, am nächsten Morgen noch einmal auf den Wagen steigen und diesen selbst bis in die Stadt lenken zu müssen.
    Moses Gillings war ein hagerer Mann mit scharf geschnittenen Gesichtszügen, der sein Lebtag lang hart gearbeitet hatte und nun seinen bescheidenen Wohlstand durch den Krieg bedroht sah. Als er seine Tochter begrüßte, war ihm nicht anzumerken, ob er sich freute, sie wiederzusehen. Allerdings quoll nun in rascher Folge mehr als ein halbes Dutzend jüngerer Kopien von Rachel aus dem Haus. Sie umringten ihre Schwester und redeten so durcheinander, dass Gisela, die im Englischen noch unsicher war, nicht das Geringste verstand.
    Nun mischten sich auch der Vater und die Mutter in das Gespräch mit ein. Vor allem die Stimme von Frau Gillings klang so scharf, als wäre sie über die große Anzahl von Gästen nicht gerade erfreut. Nach einer Weile bedeutete Rachel ihrer Familie zu schweigen und wandte sich der Gruppe zu.
    »Es tut mir leid, aber mein Vater sagt, dass er außer mir höchstens noch eine Person bei sich aufnehmen kann. Ihr werdet sicher verstehen, dass ich meine Schwägerin wähle.«
    Das war für alle außer Gisela ein Schock, denn sie hatten fest damit gerechnet, auf dieser Farm unterzukommen. Nun würden sie fremde Menschen um Obdach bitten und diesen Miete zahlen müssen. Aber keine von den Frauen besaß genug Geld, um sich wochenlang Essen und ein Bett leisten zu können.
    »Du hast uns doch versprochen, dass wir bei deiner Familie bleiben können!«, protestierte Gertrude.
    »Es geht nicht! Das habt ihr doch eben gehört.«
    »Rede mit deinem Vater. Wir sind auch bereit zu arbeiten«, bat Arlette Laballe.
    Rachel stieß ein kurzes Lachen aus. »Glaubt ihr, dass mein Vater bei acht Töchtern, die noch im Haus sind, weitere Frauen braucht, die mitarbeiten? Es tut mir leid, es geht nicht! Ihr könnt heute Abend hier essen und die Nacht im Schuppen verbringen. Aber morgen müsst ihr weiterfahren.«
    »So ein Biest!«, zischte Charlotte Poulain. »Das hat sie von Anfang an gewusst und uns nur benützt, um hierherzukommen. Was sollen wir jetzt tun?«
    Alle Frauen sahen Gisela an, doch die war kaum noch in der Lage, die Verantwortung für sich selbst zu tragen, geschweige denn für alle. »Wir könnten zu mir nach Hause zurückkehren«, schlug sie vor, obwohl ihr vor der langen Reise graute. »Oder aber wir fahren morgen in die Stadt und sehen zu, ob wir dort irgendwo unterkommen.«
    Charlotte Poulain schüttelte entsetzt den Kopf. »Ich will nicht zurück zu Klapperschlangen, Indianern und Kojoten.«
    Auch Gertrude wehrte ab. »Jetzt sind wir schon einmal hier, und da können wir auch die letzten paar Meilen bis San Felipe weiterfahren. Wollten die Belchers nicht eine Pension in der Stadt aufmachen? Die werden uns gewiss aufnehmen.«
    »Vielleicht sind unsere Männer noch in San Felipe. Sie können uns sicher raten, was wir tun sollen«, warf Arlette hoffnungsvoll ein.
    Diese Möglichkeit gab schließlich auch für Gisela den Ausschlag. Sie sehnte sich danach, Walther zu sehen

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