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Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Dafür will er sich den Gerüchten zufolge zuerst das Recht auf große Landstücke von unserer Regierung zuschreiben lassen.«
    Bei dem Namen Spencer verzog Gisela das Gesicht. Mittlerweile hatte Walther ihr berichtet, dass er auf den Mörder ihrer Mutter getroffen war, damit sie nicht überrascht wurde, wenn sie selbst einmal diesem Schurken begegnete.
    »Dein Mann ist übrigens auch nicht besser«, fuhr Anneliese an Gertrude gewandt fort. »Der verspricht auch viel und hält nichts. Er will angeblich ein enger Vertrauter des Gouverneurs von Louisiana sein, aber bis jetzt hat er noch keinen einzigen Soldaten hierhergebracht. Da fällt mir ein: Ich habe einen Brief für dich hier. Wegen dieses elenden Santa Ana sind mein Mann und meine Söhne nicht dazu gekommen, ihn dir zu bringen. Jetzt hätte ich ihn fast vergessen.«
    Anneliese verließ den Raum und kehrte kurz darauf mit einem amtlich aussehenden Umschlag zurück. Als sie ihn Gertrude reichte, starrte diese verständnislos darauf. »Was habe ich mit dem Gericht von Lafayette zu tun?«
    Mit wachsender Unruhe öffnete sie den Umschlag und nahm das Schreiben heraus. Als sie es las, wurden ihre Augen immer größer, und sie stieß zuletzt einen Schrei aus, der alle zusammenzucken ließ.
    »Was ist los?«, fragte Gisela besorgt.
    »Dieser Schuft! Dieses elende Schwein!«, stammelte Gertrude, ohne mehr herauszubringen.
    Schließlich nahm Gisela ihr den Brief ab und las ihn selbst. Dabei standen ihr schier die Haare zu Berge. James Shuddle alias Jakob Schüdle hatte beim Gericht in Lafayette beantragt, die Scheidung zwischen ihm und Gertrude auszusprechen, und zwar mit der Begründung, dass diese die eheliche Gemeinschaft mit ihm aufgegeben und sich in einem fremden Land angesiedelt habe. Diesem Ersuchen war bereits vor mehr als einem Jahr stattgegeben worden.
    »Der Mann ist wirklich ein Schuft!«, rief Gisela empört aus und zog Gertrude an sich, um sie zu trösten.
    Als die anderen Frauen hörten, was geschehen war, weinte Charlotte Poulain so bitterlich, als wäre sie selbst betroffen, während Arlette erneut ihren stattlichen Vorrat an französischen Flüchen bemühte.
    Anneliese sah Gertrude mitleidig an, wechselte dann aber das Thema. »Wie ich schon sagte, könnte ich die Betten im Haus mehrfach vermieten. Das Geld möchte ich mir nicht entgehen lassen. Aber ich habe im Schuppen Platz für euch. Wenn ihr für mich als Zimmermädchen und Köchinnen arbeitet, braucht ihr nichts zu zahlen. Allein schaffe ich die Arbeit nicht, und meine mexikanische Dienerin ist davongelaufen, nachdem ihr ein Idiot gedroht hat, sie zu erschießen. Es war kein Texaner, sondern einer aus Louisiana wie dieser Spencer oder Gertrudes Schuft von einem Mann.«
    Erleichtert fasste Gisela nach Annelieses Hand und hielt diese fest. »Danke! Das werden wir dir nie vergessen.«
    »Schon gut! Wenn ihr euch frisch gemacht habt, könnt ihr die Betten im Haus überziehen. Dazu bin ich noch nicht gekommen.«
    Noch während sie es sagte, fand Anneliese, dass sie mit dieser Entscheidung zufrieden sein konnte. Zwar waren Gisela und Charlotte Poulain nicht in der Lage, viel zu arbeiten, aber die anderen Frauen waren geschickt und kräftig, und Cécile konnte sie als Botenmädchen einsetzen.
    »Das bekommen wir schon hin. Die Hauptsache ist, dass Houstons Armee uns Santa Ana vom Hals hält. Hätten leicht ein paar Soldaten mehr sein können, aber die meisten Männer sagten, sie blieben lieber bei ihren Milizen. Als wenn sie mit zwanzig oder dreißig Mann eine mexikanische Armee aufhalten könnten! Doch davon verstehen wir Frauen zu wenig. Jetzt heißt es erst einmal anpacken, bevor ihr euer Quartier im Schuppen aufschlagt. Es müssen etliche Arbeiten erledigt werden.« Anneliese klang fordernd, doch ihr freundlicher Blick nahm den Worten die Schärfe.
    Alle einschließlich Gisela waren froh, ein Dach über dem Kopf zu bekommen. Arbeiten mussten sie zu Hause auf ihren Farmen auch, also nahmen sie diese Forderung hin. Nur eines stimmte sie traurig: Nach Annelieses Auskunft war Houston mit seiner Truppe vor kurzem westwärts gezogen, und sie hatten ihre Männer um wenige Tage verpasst.

9.
    D er bevorstehende Krieg rief immer mehr Menschen nach San Felipe de Austin. Die einen kamen von Westen, weil sie sich in diesem Ort sicherer wähnten als in San Antonio und den anderen Städten näher der Grenze. Andere witterten Geschäfte und eilten aus Louisiana und anderen Bundesstaaten herbei, um an der Situation

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