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Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Stadt zu verlassen …«
    »… und vorher dafür zu sorgen, dass dem Feind nichts in die Hände fällt, was er brauchen kann. Doch wie sollen wir das alles tun, wenn wir warten, bis Santa Anas Heer vor der Stadt steht?«
    Giselas Appell fiel bei Arlette und Gertrude auf fruchtbaren Boden. Selbst Cécile vergaß für einen Augenblick die Trauer um ihre Mutter und stimmte für einen Aufbruch, auch wenn es ihr leidtat, dass ihre Stute dann als Karrengaul dienen musste.
    Doch Anneliese Belcher war nicht bereit, die Stadt so einfach zu verlassen. »Lasst uns wenigstens warten, bis neue Nachrichten eintreffen. Vielleicht schickt mein Mann uns ein richtiges Fuhrwerk oder wenigstens Zugpferde. Die beiden Mustangstuten sind ja kaum größer als Hunde!«
    Cécile war beleidigt, weil ihre Fleur mit einem Hund gleichgesetzt wurde. Gleichzeitig aber hoffte sie, dem Tier Zugstrang und Deichsel ersparen zu können. »Vielleicht sollte ich Herrn Belcher suchen und ihn fragen, was wir tun sollen?«, bot sie an.
    »Für ein Mädchen ist so ein Ritt derzeit zu gefährlich. Ich werde unseren Nachbarn schicken. Er ist mir sowieso noch einen Gefallen schuldig.«
    Anneliese tat so, als wäre die Sache nach ihrem Sinn beschlossen, und ignorierte Nizhonis zorniges Schnauben ebenso wie Giselas vorwurfsvolle Blicke.
    Cécile wäre gerne losgeritten, um der bedrückenden Stimmung in der Stadt entrinnen zu können. Doch in der Hinsicht war Anneliese unerbittlich. Für sie war ein weibliches Wesen nur hier zwischen den Häusern sicher und nicht draußen auf dem freien Land, durch das Indianer, mexikanische Soldaten und Banditen streifen konnten. Damit musste das Mädchen sich abfinden. Zwar schmollte Cécile, doch sie erhielt sofort einen anderen Auftrag von Gisela.
    »Wärst du so lieb und gehst zum Stellmacher, um ihm zu sagen, dass er den Wagen heute noch herschaffen soll?« Zwei Tage zuvor hatte Gisela Arlette losgeschickt. Diese war jedoch den halben Nachmittag ausgeblieben und unverrichteter Dinge zurückgekehrt.
    Während Cécile loseilte, ging Arlette wieder an die Arbeit. Besondere Mühe gab sie sich allerdings nicht mehr. Da sie die Stadt ohnehin bald verlassen würden, kam es ihrer Meinung nach auf ein paar Staubflusen mehr oder weniger nicht an.
    Nizhoni und Gertrude gingen sorgfältiger zu Werke. Während Letztere nur hoffte, heil aus der ganzen Sache herauszukommen, trug die Navajo alles zusammen, was sie mitnehmen wollte, und stapelte es in der Küche auf.
    Als sie kurze Zeit später mit Gisela allein war, strich sie mit den Fingerspitzen über deren Gesicht. »Es war nicht gut, in diese Stadt zu kommen. Wir hätten dem Rat von Fahles Haar folgen sollen. Dann wären wir in Sicherheit, und du könntest dich auf dein Kleines freuen. Jetzt wird es vielleicht unterwegs geboren.«
    »Hoffentlich nicht!« Der Gedanke erschreckte Gisela, und sie machte sich Vorwürfe, weil sie zuerst Rachel Coureur und anschließend Anneliese Belcher nachgegeben hatte.
    »Wir werden es schon schaffen«, sagte sie, um sich selbst Mut zu machen. Aber sie empfand solche Angst, dass es ihr schon wieder den Atem abschnürte.
    Da platzte Arlette in die Küche. »Eben kommt Rachel mit ihrer ganzen Verwandtschaft in die Stadt. Sie haben ihren Wagen so vollgeladen, dass nur ihr Vater darauf Platz hat. Rachel, ihre Mutter und ihre Schwestern müssen zu Fuß gehen!« Arlette war anzumerken, dass sie es Rachel vergönnte. Im Gegensatz dazu war Gisela höchst besorgt.
    »Wenn Gillings seine Farm verlässt, muss etwas passiert sein. Kommt mit nach draußen. Vielleicht wissen sie etwas Neues!«
    Gisela brauchte Nizhonis Hilfe, um vom Stuhl hochzukommen. Trotzdem drängte es sie, vor die Tür zu gehen, um zu erfahren, was sich tat. Auf der Straße hatte sich bereits eine Traube Menschen um Rachels Familie versammelt. Viele fragten durcheinander, was denn los wäre, doch alle verstummten, als Moses Gillings den Mund öffnete.
    »Alamo ist gefallen und Santa Anas Armee auf dem Weg hierher!«
    »Und was ist mit Houston? Er soll diesen Blutsäufer doch aufhalten«, rief ein Mann anklagend.
    »Santa Anas Armee ist mindestens zehnmal so groß wie die unsere. Houston hat keine Chance! Das zeigt ja schon seine Anweisung an uns, die Farmen zu verlassen und nach Louisiana zu fliehen.«
    »Sam Houston hat also aufgegeben. Ich habe schon immer gesagt, dass er ein elender Feigling ist!«, schimpfte jemand.
    »Ich würde auch nicht allein gegen zehn Gegner losgehen«, erklärte

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