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Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Jack, der Handelsgehilfe. »Daher sollten wir dafür sorgen, dass die Sache ausgeglichener wird!«
    »Wie meinst du das?«
    »Wenn jeder Texaner, der Mumm in den Knochen hat, sich Houston anschließt, werden wir mit Santa Ana fertig. Ich für meinen Teil werde es tun.«
    »Ich auch!«, stimmte ein anderer Jack zu. Weitere Männer erklärten, unter Houston kämpfen zu wollen, doch Gillings schüttelte nur den Kopf.
    »Houston hat keine Chance! Santa Ana zerquetscht ihn und seine paar Soldaten mit einer Hand.«
    Ein junger Farmer stützte sich auf seine lange Büchse und spie verächtlich aus. »Die mexikanische Regierung hat uns dieses Land überlassen. Hier habe ich meinen ersten Eselhasen geschossen, und hier ist mein kleiner Bruder zur Welt gekommen. Wir haben aus der Wildnis fruchtbares Land geschaffen, das uns und unsere Kinder ernähren wird. Das sollen wir aufgeben, nur weil ein Uniformträger aus Mexiko glaubt, alle Verträge missachten zu können? Ich gehe mit Jack und kämpfe!«
    Nach weiteren Diskussionen entschloss sich der kleinere Teil der männlichen Zuhörer, sich Houston anzuschließen. Die anderen Männer aber hielten Flucht für die einzig richtige Lösung. Während auf der Straße noch heiß diskutiert wurde, kam ein staubbedeckter Reiter auf einem müden Pferd heran. Er war in Leder gekleidet und trug eine Waschbärenmütze. Es war Amos Rudledge.
    Vor Annelieses Pension hielt er an, stieg steifbeinig aus dem Sattel und spuckte aus. Dann sah er sich neugierig um.
    »Gut, dass ihr so zahlreich hier herumsteht. Dann brauche ich meinen Vortrag nur einmal zu halten!«
    »Was gibt es?«, fragte Jack.
    »Der gute Sam Houston gibt euch den Rat, die Stadt zu räumen. Er weiß nämlich nicht, ob er den Möchtegern-Napoleon aus Mexiko davon abhalten kann, San Felipe zu besuchen. Er ist arg hartnäckig, der Santa Ana, meine ich. Sam Houston fordert daher alle Männer in Texas, die ein Gewehr halten können, auf, sich ihm anzuschließen, damit er Santa Ana endlich zum Tanz aufspielen kann.«
    »Ist das Alamo wirklich gefallen?«, fragte Anneliese, die sich Sorgen um ihren Friedrich machte.
    Amos Rudledge senkte betrübt den Kopf. »Es stimmt, leider! Sie haben sich elf Tage gegen eine gewaltige Übermacht gehalten, aber dann war es vorbei.«
    »Sind welche von den Unseren entkommen?«, fragte Anneliese erregt. Ihre Hoffnungen erstarben, als sie Rudledges ernste Miene wahrnahm.
    »Nein, es ist keiner entkommen! Die wenigen, die sich ergeben haben, wurden auf Santa Anas Befehl am nächsten Morgen erschossen.«
    Anneliese begann zu weinen. »Er war doch noch so jung, gerade mal siebzehn! Verflucht sollen sie sein, die Mexikaner, dass sie mir das angetan haben!«
    Auch Gisela kämpfte mit den Tränen. Sie hatte den fröhlichen Friedrich Belcher, der so oft zu ihnen geritten war, gemocht. Jetzt daran zu denken, dass er tot war, bevor er überhaupt richtig hatte leben können, tat weh. Heilige Maria Mutter Gottes, beschütze Walther und all die anderen, flehte sie in Gedanken, während Rudledge aufzählte, wer alles im Alamo gefallen war. Neben amerikanischen Siedlern und mexikanischen Tejanos waren etliche Europäer dabei gewesen, darunter auch mehrere Deutsche. Colonel Travis war gefallen, Jim Bowie ebenso und auch David Crockett mit seinen Männern aus Tennessee.
    Unterdessen erinnerte Rudledge sich wieder an den Auftrag, den Houston ihm erteilt hatte. »Leute, ihr müsst die Stadt verlassen. Sorgt aber dafür, dass die Mexikaner kein Maiskorn finden, das sie essen oder ihren Pferden verfüttern können. Ihr müsst auch die Häuser niederbrennen, damit sich diese Kerle nicht hier in der Gegend festsetzen können. Ich schätze, es wird bald regnen! Dann sollen Santa Anas Soldaten in ihren nassen Zelten frieren.«
    »Wir werden ebenfalls frieren«, sagte Nizhoni bitter. Sie hatte in San Felipe genug Englisch gelernt, um Rudledge zu verstehen. Sie wandte sich Gisela zu. »Jetzt bleibt uns keine andere Wahl, als mit den anderen zu ziehen.«
    »Wir hätten die Stadt bereits früher verlassen müssen. Jetzt wird es schwer werden!« Gisela konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten und klammerte sich weinend an ihre indianische Freundin.
    »Wir brauchen den Wagen!« Entschlossen schob Nizhoni Gisela zurück und blickte in Richtung der Stellmacherei. Da sah sie, wie Cécile diese verließ und auf sie zurannte.
    »Die wollen uns den Wagen nicht zurückgeben!«, rief sie schon von weitem. »Ein Mann aus Alabama sagt, er

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