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Der wilde Tanz der Seidenröcke: Roman

Der wilde Tanz der Seidenröcke: Roman

Titel: Der wilde Tanz der Seidenröcke: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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mitten im Azur. Kurz, ich schwebte um einiges über der Erde, aber da nichts in dieser Welt vollkommen ist, währte meine Seligkeit nur den ersten Teil dieses Tanzes – ich sage gleich, warum.
    Mitten in den gleichsam mystischen Wonnen, die ich angesichts einer Schönheit empfand, die nicht ganz von dieser Welt war, brachte sich mir mein Körper auf die roheste Weise in Erinnerung, indem er mir aus dem Bauch die Windungen undKrämpfe einer Kolik vermeldete. Nun muß man wissen, daß es beim Passe-pied mit dem leichten, gleitenden Schritt und dem Hütelüften noch nicht getan ist. Es gehören auch vielerlei Lächeln und galante Mienen dazu. Und so erstarrten diese wie jene denn auf meinem schweißbedeckten Antlitz in dem Maße, wie meine Eingeweide sich erhärteten. Kurz, ich ersehnte nur mehr eines auf der Welt: daß dieser unaufhörliche Tanz ende und ich zur »Kammer der Bequemlichkeiten« eilen könne.
    Dort angelangt, war ich dennoch nicht am Ziel meiner Pein. An der Tür erhob sich vor mir Monsieur de Praslin, der diese hütete wie der Erzengel Gabriel und mir den Eingang mit seinem Flammenschwert verwehrte.
    »Monsieur de Praslin, bitte! Laßt mich hinein, es ist dringend!«
    »Geht nicht«, sagte er. »Da drin ist der König bei seinem Geschäft.«
    »Monsieur, Ihr kennt mich, ich bin der Chevalier de Siorac: ich flehe Euch an, laßt mich eintreten! Ich bin in Nöten.«
    »Chevalier, tut mir leid für Euch, ich habe meinen Befehl.«
    »Bitte, Monsieur! Gnade! Ich bin am Rande des Äußersten. Wenn Ihr mich nicht einlaßt, muß ich alles hier zu Euren Füßen herauslassen.«
    »Tut es!« sagte Praslin, ohne mit der Wimper zu zucken.
    Dieser Praslin war eine Mauer, und ich sah, ich bräuchte die Trompeten von Jericho, um sie zum Einsturz zu bringen. Ich griff zum Mittel der Verzweiflung und schlug mit den Fäusten gegen die Tür.
    »Chevalier!« sagte Monsieur de Praslin, etwas weniger kaltblütig, »was tut Ihr da? Das ist unwürdig! Ihr stört den König bei seinem Geschäft.«
    Aber ein Wunder geschah. Die Tür öffnete sich einen Spalt weit, und Vitrys Kopf erschien.
    »Was ist das für ein Krawall?« sagte er streng. »Monsieur, wißt Ihr nicht, wer hier ist?«
    Jedoch erkannte er mich, und da er meinen Zustand sah, wurde er milder.
    »Monsieur!« schrie ich, »laßt mich hinein, bitte! Ich kann nicht mehr!«
    »Was ist, Vitry?« fragte die Stimme des Königs.
    »Der Chevalier de Siorac ist da, Sire: er windet sich in Krämpfen.«
    »Soll kommen!« sagte Henri.
    Ich stürzte in die Kammer, brachte kaum mehr als einen halben Kniefall vor Seiner Majestät zustande, steuerte den nächstbesten Stuhl an, entblößte und setzte mich. Ich war mit dem König der einzige in dieser Haltung, drei andere Edelmänner standen.
    »Willkommen bei uns, kleiner Cousin!« sagte der König.
    »Großen Dank Euch, Sire.«
    »Je mehr Narren«, sagte Angoulevent, »desto besser sch... es sich.«
    »Pst!« sagte der König. »Dummenfürst, du beleidigst junge Ohren.«
    Jener, der so genannt wurde, war ein weder kleiner noch unechter Edelmann, den aber die Natur mit einem sonderbaren Mondgesicht ausgestattet hatte, ohne Augenbrauen, mit kleiner Stupsnase und einem breiten Mund, dessen Winkel sich aufwärts bogen. Diese Physiognomie war an sich so komisch, daß Angoulevent sein Leben lang mit der letzten Grausamkeit gehänselt worden wäre, hätte er sich nicht von Jugend auf entschieden, sich ständig über alle und alles lustig zu machen und mit den Spaßvögeln zu lachen, bevor sie über ihn lachten. Dazu bedurfte es nur einigen Witzes, und nach seinen sprühenden Augen zu urteilen, hatte er dessen für zwei, wenn auch nicht immer vom feinsten.
    »Was hör ich«, sagte Angoulevent, »donnert da ein Katarakt?«
    »Verzeiht meinem nachgiebigen Leib, Sire«, sagte ich höchst betreten.
    »Zu wem sprichst du, Grünschnabel?« sagte Angoulevent. »Zum Fürst der Dummen oder zum König der Kälber?«
    Ich konnte nichts entgegnen, meine Därme sprachen lauter als ich.
    »Da hat sich eine Trompete im Mundstück geirrt«, sagte Angoulevent.
    Der König lachte hell auf, Vitry und Roquelaure fielen ein.
    »Verzeiht meinem nachgiebigen, wenngleich höchst erleichterten Leib, Sire«, sagte ich, entschlossen, mich in das Spiel zu fügen.
    »Wie kommt es, Sire«, meinte indessen Roquelaure, »daß man Königin Marguerite 1 nicht auf diesem Ball sieht?«
    »Ihr Günstling Bajaumont ist krank, und ich bete zu Gott, daß er nicht

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