Der wilde Tanz der Seidenröcke: Roman
Lachen erregt.
Mit diesen im Flüsterton vorgebrachten Beobachtungen füllte ich das Ohr der Sobol und fügte noch einige Anregungen hinzu, die sie sich zunutze machte, wiewohl sie dann mit einer Verve und auf eine Weise improvisierte, die meine Erwartungenweit übertraf. Was mich angeht, so meinte ich, man werde bei meinem Alter jede Verwegenheit meiner Naivität zugute halten, und ich beschloß, alles dranzugeben, als ich an die Reihe kam und auf meine Schöne zuschritt, die mir vom anderen Saalende aus ihren grünen Augen entgegensah. Um der heißesten Verliebtheit Ausdruck zu geben, machte ich tausend närrische Gebärden, wobei ich darauf achtete, mich stets in alle Richtungen zu drehen, damit ich von überall zu sehen wäre: ich lachte voll Seligkeit, verdrehte die Augen, umfing mit den Armen eine imaginäre Gestalt, ich nahm das geliebte Köpfchen dieses Schattens in meine Hände und küßte es leidenschaftlich. All dies aber mit Sprüngen, Verrenkungen und Mienen, die zum Lachen waren. Und die Gesellschaft schien sich zu amüsieren, was mich ermutigte, meine Kühnheiten weiterzutreiben. Ich legte die Rechte flach auf mein Herz und ließ sie erbeben, als würde sie von wildem Klopfen bewegt. Die Gebärde wäre banal geblieben, hätte ich dieselbe nicht sogleich auf meinen
pudenda
1 wiederholt – die eine Herausforderung für die Ehrbarkeit, da sie eine Verbindung zwischen einem als edel anerkannten Organ, das man ständig im Mund führt, und einem Organ herstellte, das man in der Öffentlichkeit weder nennen noch zeigen darf. Doch über diese Verknüpfung brach der König in schallendes Gelächter aus. Er, der die Scheinheiligen verachtete, liebte den gallischen Freimut über alles und liebte ihn bis zur Posse. Hätte er die Brauen gerunzelt, der Hof hätte mir das Schandmal aufgedrückt. Die königliche Freude aber erhob mich auf den Gipfel.
Mein Erfolg ermutigte Noémie de Sobol; als sie mich auf sich zukommen sah, löste sie sich aus der Reihe ihrer Gefährtinnen, um besser gesehen zu werden. Und obwohl es gewiß schwieriger war, zum Lachen zu bringen, indem man eine Liebe abwies, als indem man deren Narreteien mimte, gab sie ihren Part mit dem größten Erfolg. Wenn sie die Nase rümpfte, die Lippen kräuselte, mit hochgezogener Braue und mit abwehrenden Händen jede Annäherung verweigerte, ahmte sie so treffend eine Haltung nach, daß der Hof entzückt mehr als ein Vorbild dafür wiedererkannte, und schon bevor es auf dem Gesicht des Königs erschien, sah man fast überall Lächeln.Noémie trieb die Karikatur aber noch weiter. Während sie vor mir auf und ab marschierte, sagte sie mir nicht allein mit dem Kopf, den Händen, den Schultern nein, sie schubste mich, als sie an mir vorüberging, auch mit ihrer Kruppe auf Abstand, indem sie sich in so drastischer Weise verrenkte, daß es offenbar wurde, welcher Freuden sie mich beraubte.
Oh! es war dies nicht die höfische Liebe, um die es sich in
L’Astrée
handelt! Aber man lachte sehr, und das Lachen nahm noch einmal zu, als Noémie eine Satire gab, die mehr als eine im Saal berührte. Als ich nicht abließ, sie anzuflehen, zog sie aus meinem Gürtel eine imaginäre Börse und löste deren Schnüre, sie tauchte die Hand hinein und tat, als zähle sie zwischen Daumen und Zeigefinger die Ecus, die sich darin befanden, und ließ sie einen nach dem anderen in die Börse zurückfallen. Hierbei schritt sie wiederum vor der königlichen Estrade auf und ab, drehte sich hierhin und dorthin, damit auch jeder sie gut sehe, und begleitete dieses Geldzählen mit immer mehr enttäuschten und verächtlichen Mienen.
Die letzte Münze fiel, sie knotete die Schnüre zu, und indem sie die imaginäre Börse mit den Fingerspitzen faßte, warf sie sie mir geringschätzig ins Gesicht. Und mit einem letzten Schubs ihrer Kruppe, die mich auf ewig aus ihrem Leben fegte, kehrte sie mir den Rücken und reihte sich wieder ein.
Nun hatte ich die Verzweiflung des verworfenen Liebhabers darzustellen, während ich mich zurück in die Reihe der Unglücklichen begab, die vor mir dasselbe Los erlitten hatten. Ich tat es mit den erwarteten Gebärden, denen ich aus dem Stegreif aber ein Spiel mit einem vorgestellten Schwert hinzufügte, das ich aus der Scheide zog, mit dem ich mich zuerst zu entleiben vorgab, darauf aber verzichtete, um mir vielmehr die Körperteile abzutrennen, die ich nach jenem Reinfall nicht mehr benötigte. Es gab Gelächter, doch trieb ich die Farce nicht über
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