Der Zorn der Trolle - Hardebusch, C: Zorn der Trolle
Truppen teilweise recht langwierig sein konnte. Söldner waren, anders als frisch ausgehobene Truppen, erfahren und kampfgestählt und bildeten so manches Mal den Kern einer Armee, auch wenn dies im Imperium niemals offen ausgesprochen wurde.
»Also haben wir eine Armee und die finanziellen Mittel, um sie zu versorgen, auszurüsten und eventuell Söldlinge anzuheuern. Eine Armee, stark genug, um eine Provinz zu erringen. Wir haben eine schlagkräftige Streitmacht«, konstatierte Larzanes erneut. »Was uns fehlt, ist der passende Krieg.«
»Ein Ziel wird sich schon finden lassen«, entgegnete Kamros. »Wenn wir nur danach suchen.«
Stille senkte sich über das Atrium. In der Luft hing noch der Geruch des Festmahls. Einige Köstlichkeiten waren von den Sklaven bereits abgeräumt worden, aber es stand immer noch eine Fülle bereit, an der sich zwanzig Männer hätten laben können. Selbstverständlich hatten sie keinerlei Kosten gescheut, um Denyxer zu verwöhnen und zu beeindrucken – Muscheln und Taubenbrüstchen, Zicklein in Milch, Wachteleier, exotisches Obst und Honiggebäck. Und das war nur ein kleiner Teil der Auswahl, die den ganzen Tisch bedeckte und in silbernen Schalen ansprechend dekoriert war.
Auch Kamros hatte gut gespeist und war mehr als satt.
Dennoch griff er nach der letzten Feuertraube, die noch auf der einzigen goldenen Servierplatte lag. Falsch zubereitet, konnte die Feuertraube tödlich sein, denn in ihrer Schale hauste ein schreckliches Gift, das einem Mann den Atem stahl, bis er blau angelaufen starb. Richtig zubereitet, war sie eine sündhaft teure Delikatesse, ein besonderer Luxus – anders die Waffe eines Assassinen. Ob sie deshalb so teuer ist? Weil die Meuchelmörder so großen Bedarf an ihr haben?, fragte sich Kamros insgeheim, während er die Frucht genüsslich aß. Natürlich wurden die Feuertrauben mit äußerster Sorgfalt geschält, und die entsprechenden Sklaven hafteten mit ihrem eigenen Leben für die Sicherheit ihrer Herren. Dennoch blieb eine letzte Ungewissheit, ein winzig kleines Risiko, das den Genuss umso vollendeter machte.
»Wusstest du, dass Trolle in der Stadt sind?«, fragte Larzanes unvermittelt.
»Nein. Trolle? Wie aus diesem Buch des Sargan Vulpon? Bist du sicher?«
»Ja. Ein Vertrauter im imperialen Palast hat es mir erzählt. Sie wollen um eine Audienz beim Imperator ersuchen.«
»Trolle, die eine Audienz wünschen? Hat man so etwas schon einmal gehört? Wir sprechen doch von großen Menschenfressern, nicht wahr? Monstern aus dem dunklen Süden, aus den unzugänglichen Bergen. Wem gehören sie?«
»Wem sie gehören, kann ich nicht sagen, aber sie kommen wohl aus Wlachkis, ebenso wie ihre menschlichen Begleiter. Du weißt schon, dieses barbarische kleine Land … das einst eine Provinz des Reiches war.«
Als hätte man ihn geschlagen, zuckte Kamros zusammen und blickte zu seinem Schwiegervater, der ihn bedeutungsvoll ansah. Das Glück ist wahrhaftig mit den Tüchtigen!
32
Versucht gar nicht erst, euch den Weg zu merken«, erklärte Sargan und lächelte leicht. »Selbst ich verlaufe mich immer noch.«
Eigentlich wollte Kerr dem Menschen sagen, dass er sich nicht verlaufen würde, da er ihrem Geruch einfach zurückfolgen konnte, aber der Troll vermutete, dass es einer der Scherze der Menschen war, und schwieg, um ihn nicht zu zerstören.
»Es ist … unglaublich. So riesig.«
Natiole war sichtlich beeindruckt. Der junge Mensch lief mit großen Augen in der gewaltigen Konstruktion aus Holz und Stein herum. Auch Kerr empfand eine Art Ehrfurcht vor den Gebäuden, zwischen denen sie sich bewegten. In Wlachkis waren manche Häuser hoch, und die Feste Remis war sehr groß, aber gegen die Paläste und Tempel von Colchas wirkten sie winzig. Die ganze Stadt war unvorstellbar groß.
Kerr war von den neuen Eindrücken nahezu überrollt worden; als die Trolle erwacht waren, befanden sie sich bereits mitten in Colchas. Und der Herzschlag des Landes war hier schwach, kaum wahrnehmbar, und die Echos, die er in Kerrs Geist hinterließ, waren undeutlich und bildeten die Welt nur ungenau ab. Sie hatten sich auf ihrer Reise immer weiter vom Dunkelgeist entfernt, und sein Atem war hier kaum mehr als eine Erinnerung in ihrem Geist. Besonders Wrag litt darunter, auch wenn Andas Kind das niemals zugegeben hätte. Er war schweigsam und war mit Zran in den großen unterirdischen Räumen zurückgeblieben, die man ihnen gezeigt hatte.
Aber Natiole und Kerr waren Sargans
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