Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
liebe Fürst Baldrich gesinnet seyn? ich hoffe ja nicht / daß er willen trage / uns so bald zuverlassen / und genehmere örter zu suchen / welches ich aus seiner angenommenen schwermuht argwohnen muß. Siegward verstund diesen Possen nicht / welcher nur angeleget wahr / Baldrichs Liebe gegen Fräulein Lukrezien außzuforschen / antwortete deßwegen in aller einfalt: Er währe versichert / daß sein lieber Freund die allergröste Vergnügung an diesem Orte hätte / und nichts so sehr befürchtete / als daß er denselben gar zu zeitig würde verlassen müssen / sintemahl er in Frl. Lukrezien sich dergestalt verliebet befünde / daß er sein selbst darüber vergässe / uñ doch wegen ihrer ernsthaftigkeit / deren sie sich gegen ihn gebrauchete / und daß er ihr keine Dienste geleistet / sein heftiges anliegen nicht loßdrücken dürfte; gäbe vor / er merkete in ihren Augelein einen scharffen Nebenblik / den sie auff ihn schösse / wann von seiner verliebung er zu reden anfinge / und weil er denselben nicht ertragen könte / würde er aus furcht / sie zubeleidigen / in seinen begierden lieber vergehen / als einer so grossen Wagniß sich unternehmen; und ist dieses / sagte er /nicht der geringsten Ursachen eine / daß ich mein Vorhaben so eilends fort treibe / damit ich meinem Liebsten Freunde desto besser zu hülffe treten möge. Ist dieses die Ursach seiner Traurigkeit / antwortete sie / so wird euer Liebe gebühren / ihn zu trösten /und ihn auff meine träue zuversichern / daß den Stoß /welchen er dem Räuber Fannius gab / ich zuvergelten / und dieser Fräulein gewogenheit ihm zuerwerben /mich äusserst bemühen wil; nur reize eure Liebe ihn an / daß er sich etwas freier gegen sie gebrauche / und nicht unterlasse / auff gute gelegenheit ihr seine Liebe zu offenbahren / auch ungeachtet aller wiedrigen Antwort / nicht ablasse / dann ihre Art und eigenschaften sind mit Frl. Sibyllen nicht einerley / sondern gehen viel frischer / bewäglicher und spizfindiger; und ob sie gleich sich weit werffen wolte / wird der liebe Fürst doch allemahl etliche eingemischete Reden hören / die ihr ertichtetes wegern und wiedersprechen selbst gnug wiederlegen werden. Siegwarb ward ihres erbietens sehr froh / verließ sich zwar auff ihr versprechen / und wolte doch selbst versuchen / wie weit ers bringen könte. Vor erst aber machte er sich zu Baldrichen / ließ ihn alles wissen / und stärkete ihn / seine Anwerbung ungescheuhet anzubringen. Die GroßFürstin hatte unterdessen mit Arbianes einen Tanz gehalten / und ihn erinnert / mit Baldrichen gute Kundschaft zu machen / welches ihm zu seinem Vorhaben sehr dienlich seyn würde; gab ihm auch an die Hand /sein Vermögen an den Tag zu legen / und ein Frei-rennen auff seine Kosten anzustellen / auch nichts zu sparen / ob gleich alle seine Schätze (welches doch unmöglich) drauff gehen solten / damit er ihm einen Nahmen erwürbe. Er bedankete sich wegen des geträuen Rahts / trat vor den Stathalter / und redete ihn also an: Hochmögender HerrStathalter / nachdem der gütige Himmel meine Gnn. Herrn und Brüderliche Freunde / König Ladisla / GroßFürst Herkules und Herrn Kajus Fabius glüklich und gesund wieder hieselbst angelangen lassen / bin ich willens / hierüber etliche Freuden Tage anzustellen / und dabey ein Freistechen zu halten / da alle ankommende Ritter von mir sollen aus den Herbergen frey außgelöset werden / so viel deren sich bey dieser ritterlicher Ubung wirklich gebrauchen / bitte demnach eure Gn. wollen hierin gnädig gehehlen / und mir zu diesem Vorhaben den Plaz gönnen / auff welchem König Ladisla sein allerliebstes Gemahl aus Räuber Händen erlöset hat. Dem Stathalter wahr nicht unbewust / daß er grosse baarschaften bey sich führete / willigte deßwegen nit allein gerne ein / sondern bedankete sich zugleich /daß er seiner gegenwart eine so wirdige und ritterliche Gedächtnis hinterlassen wolte. Baldrich hatte durch seines Gesellen einrahten sich nicht wenig gestarket /nam ihm vor alle mögligkeit anzuwenden / ob er seinem Vorhaben einen beständigen Fuß setzen möchte /und weil er sein liebes Fräulein allein sitzen fand /nam er nach gebehtener erläubniß den nähesten Siz bey ihr / und bedankete sich / in niderträchtiger Demuht / daß auff der Durchl. Fr. Königin in Böhmen anmuhten / sie sich erbohten hätte / derselben Stelle zuvertreten. Nun hätte er aber von höchstgedachter seiner Fr. Schwägerin so hohe woltahten empfangen /daß er solches nicht
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