Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
nehmen / als dasselbe vor meinen Gott halten / was falsch / errichtet / nicht und teuflisch ist; dann Gott ist mehr als Tugend. Mein Fräulein redet recht und wol / sagte er /aber woher wil man erweisen / daß euer einiger Gott nur der wahre / und alle andere falsch und nichtig sind? Dessen bin ich so gewiß und versichert / antwortete sie / daß ich allen übrigen Göttern / meinen einigen ausgenommen / Troz biete / ob einer so mächtig sey / dz er mir ein einziges Häärlein kränke; und wann wir diese ganz unfehlbahre Gewißheit nicht hätten / so währen wir die allerelendesten und unwitzigsten Menschen; und was könte uns doch so beständig im Glauben / und so willig zum Tode machen / wann wir diese Gewißheit nicht hätten: O nein mein Fürst /wir sind Gott Lob unserer Sinnen nicht beraubet /noch der Vernunfft entlauffen / sondern unser Glaube ist das allergewisseste Vertrauen / welches durch keinen Teuffel noch Menschen kan gebrochen werden /wann wirs nicht selbst boßhaffter weise tuhn; Und dafern Euer Liebe dereins gefallen könte / sich dessen berichten zu lassen / wird sein Herr Bruder / oder dessen Gemahl (die eine ausbündig-gelehrte Christin ist) ihm ein solches nicht versagen. Gnädiges Fräulein /sagte er hierauff / darf ich noch um einer einzigen Frage Beantwortung anhalten? Nicht nur um eine /antwortete sie / sondern umb alle. Ich traue ihrem versprechen / sagte er / sonst würde ich mich nimmermehr so weit erkühnen; möchte demnach herzlich gerne wissen / ob dann / im falle ich ein Christ würde / mein voriges ansuchen stat finden könne; und damit Ihre Liebe desto gewissern fuß habe / verspreche ich hiemit und kraft dieses festiglich / daß wann nichts schändliches in ihrer Christlichen Lehre enthalten wird / wie ich solches nunmehr schon vor gewiß halte / ich morgen umb diese Zeit schon verhoffe ihres Glaubens zuseyn. Das Fräulein / weil sie ihn herzlich liebete / ward dieses erbietens überaus froh / ließ sich doch nichts sonderliches merken / und gab zur Antwort: Durchl. Fürst / währe ich bedachtsam verfahren / hätte unter allen Fragen / die mir können vorgestellet werden / ich diese einzige billich sollen außnehmen /weil einem Fräulein nicht geziemet / ein solches zubeantworten / ehe und bevor sie dessen von ihren Eltern / oder die ihnen an Eltern stat gesetzet sind /außdrüklichen Befehl hat / wie dann solches unsere Christliche Lehre im Munde führet; Weil ich aber durch mein Verspreche zu einer Antwort mich habe verbindlich gemacht / wil ich leisten / so viel mir der Wolstand gönnet / und Ihrer Durchl. verheissen / daß derselben ich frey stelle / bey meiner Gn. GroßFürstin hierumb zuwerben / welche von meinen lieben Eltern Volmacht hat / mich zuverheirahten / so hoch halten sie dieselbe; inzwischen gebet / bitte ich / eurem inständigen ansuchen bey mir selbst / einen geringen Auffschub / und lasset / als ein vernünfftiger Fürst und Tugendhaffter Ritter die güldene Mässigkeit in eurem Herzen nicht ersterben; Ich lauffe ja diesen Abend nicht hinweg / habe auch Euer Liebe schon mehr anlaß gegeben / als mir geziemet; doch ehe etwas weiters gesucht und vorgenommen wird / muß Eure Liebe zuvor bessern Unterricht wegen des Christentuhms einnehmen / welches aber vor morgen früh nicht geschehen kan; Wolle demnach dieselbe alle Schwermühtigkeit beyseite legen / und sich frölich erzeigen / dafern ich dieselbe vor meinen Ritter und wahren Freund halten sol; Vor allen dingen aber muß sie noch zur zeit unsere Unterredung keinen Menschen wissen lassen / es währe dann / daß sein lieber Geselle seiner innigsten Heimligkeiten in wahrer verschwiegenheit dürffte teilhafftig seyn / als welcher / wie mich dünket / mit meiner herzlieben und vertraueten Schwester Frl. Sibyllen gleiche Handlung fortzusetzen bemühet ist / daß ich fast argwohnen muß / sie seyn dessen beyde eins worden / uns unwitzige schwache Töchter mit solchem hefftigen Liebessturm zuüberwältigen; welches sie mit einem freundlichen lachen beschloß. Baldrich richtete hierdurch seine fast nidergeschlagene Geister wieder auf / hatte aber keine gelegenheit es zubeantworten / weil er von Fr. Ursulen zum Tanze aufgefordert ward. Siegward fand unterdessen viel eine volkommenere Vergnügung; dañ wie er seine harte Ansprengungen abermahl ergehen / und seiner grossen Liebesangst sich vernehmen ließ / nebest dem hochbeteureten erbieten / wie inbrünstig er zeit seines Lebens ihr dienen wolte / gab sein Fräulein ihm
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