Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
an den Schluß gehe solte / ihn schimpflich abzuweisen worzu ich doch euer Gemüt / sagte sie / viel zu redlich weiß; zwar mir ist wol bekant / setzete sie hinzu / wie schwer es einem Fräulein eingehet / dasselbe andern zu offenbahren / was von einem Mannesbilde mit ihr in Heyrahtsache gehandelt wird / weil ihr aber mein Schwester Herz kennet / und daß eure Wolfahrt ja so hoch als meine eigene mir anlieget /werdet ihr kein bedenken tragen / mir zu melden / ob ihr willens seid / den lieben Fürsten zu ehelichen oder nicht. Das Fräulein antwortete hierauff: Herzallerliebste Fr. Schwester / ich gläube nicht / daß einiges Fräulein in so kurzer Zeit mehr bestürmung ausgestanden / als ich gestern und heut / sehe auch nicht /wie ich mich sein endlich erwehren sol; zwar wann wegen beschehener Rettung / ich ihm nicht Ehren-und dankbarkeit halben so viel übersehen müste /hätte er wol etliche gute auswischer verdienet / nicht daß er mir ungebührliche sachen angemuhtet hätte /sondern daß in den zulässigen er das Ziel der mässigkeit überschreitet. Mein geliebtes Kind / sagte sie /wann unsere Buhler / die uns herzlich und in ehren meinen / nicht aus den Schranken der Erbarkeit weichen / müssen wir ihnen einen kleinen muhtwillen übersehen / insonderheit / wann die erste Liebe / die am hefftigsten fähret / sie antreibet / dann sie können ihren willen nicht so wol hinterhalten / als die Fräulein / sintemahl alles ihr beginnen zu Schimpf und Ernst feurig und begierig ist / so daß sie mehr mit bescheidenheit als hartem verweiß sich lenken lassen; aber ihr habt mir meine Frage noch nicht beantwortet / ob ihr des lieben Fürsten ansuchen stat zugeben gesonnen seid. Ach ach! antwortete das Fräulein / ich bin noch viel zu blöde / diese erklärung abzustatten /sonsten da mir Gott diesen Fürsten zum Gemahl versehen hätte / und meinen lieben Eltern es nicht zu wieder währe / könte ich mit ihm sehr wol friedlich seyn / würde auch nicht minder an ihm / als eure Liebe an König Ladisla einen ergebenen Gemahl haben / wo sonst seinen reden einiger Glaube beyzumässen ist. Wollet ihr dann / sagete Fr. Sophia / es in meine Hand stellen / nach belieben zuverfahren / wie vor euren Eltern ichs werde verantworten können? so wil euer blödigkeit ich dergestalt zu hülffe kommen /daß ihr meine träue daher spüren sollet. Und wessen solte ich mich hierin lieber gebrauchen / antwortete sie / als eben der ich meine himlische glükseligkeit allein zu danken habe / dann ich bin gewiß / daß dieselbe mir weder böses rahten noch mich verrahten wird; aber wir müssen von unsern Eltern uns keine grössere einwilligung einbilden / als etwa erfolgen möchte /daher michs nöhtig däucht / daß man deren Erklärung erwarte. An deren bewilligung / sagte Fr. Sophia /trage ich nicht den allergeringsten zweiffel / und hat mein H. Vater volkomene gewalt von euren Eltern /euch nach gutdünken außzusteuren / wie ihr dann wol
wisset daß sie euch als einer verständigen und züchtigen Tochter den freien Willen gegeben / und überdas euch bekant ist / daß sie nicht willens sind / euch zu Rom zuverheyrahten / weil an keinem Orte der Welt redlicher Weiber Ehre mehr angefochten wird / als eben daselbst / insonderheit / wañ die frechen neuen Käyser die Herschaft antreten / und ihren Lieblingen und andern Gewalthabern allen muhtwillen verstatten. Woldann / sagte hierauff das Fräulein / wann meiner Fr. Schwester es also gut und rahtsam deucht / verfahre dieselbe ihres gefallens / jedoch daß unser Beylager nicht so schleunig fortgesetzet werde / wie ihrs jenesmahls mit Fr. Libussen und Brelen triebet. Ich wil ihm schon wissen recht zu tuhn / sagte sie / deß solt ihr euch zu mir Schwesterlich verlassen; nam sie damit bey der Hand / und führete sie an den Ort / wo die GroßFürstin mit Frl. Lukrezien von gleicher teidung schwätzete / die sich aber sehr weit zu werffen wuste; es hätte der Fürst zwar seine gute Gewogenheit mit nicht unzierlichen Reden ihr zuverstehen gegeben / daß sie aber solche als unter dem schein einer Heyraht solte angenommen haben / hätte gar keine Gefahr; so währe sie auch der Freyheit nicht / in solchen sachen vor sich selbst zu handeln / weil sie sich wol erinnerte / daß sie der GroßFürstin angelobet / ohn ihr vorwissen und willen dessen nichts zubeginnen / massen ihr in stätem Gedächtnis läge / daß ihr H. Vater /ihr ernstlich befohlen / ihrer Liebe nicht anders als einer Mutter zugehorsamen. Die
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