Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
/allerdinge nichtig und errichtet seyn? trauen was man so lange Zeit her vor Gott gehalte uñ verehret hat /muß gleichwol nit vor gar nichts geachtet werden. Doch wir werden uns zur Ruhe legen / und morgen zuvernehmen haben / was uns davon vorgetragen werden sol. Diese Nacht brachten Herkules und Ladisla mehrenteils mit behten zu / daß Gott diese beyden Fürsten erleuchten / und zur Erkäntniß der Warheit möchte kommen lassen / und erwarteten des Morgens mit verlange. Baldrich aber und Siegward hatten wol eine rechte Angst Nacht; dann kurz nach Mitternacht /da sie im tieffen Schlaffe lagen / kahmen ihnen zwölff feurige Götzenbilder vor / unter denen die eine schien ein Weibesbild seyn; In ihren Händen hielten sie teils grosse Kriegsfahnen; andere / blutige Schwerter; etliche Korn und Milch; etliche breñende Kerzen; die Göttin aber einen Liebes Bogen mit zierlichen Pfeilen / und auff der Schulder ein zartes Knäbelein. Sie sahen alle mit einander anfangs sehr grimmig aus /und hinter ihnen wahr ein schwefelbrennendes Feur angezündet. Die beyde Fürsten empfunden daher im Schlaffe ein grosses grausen / und wahr ihnen nicht anders zumuhte / als wolte ihnen das Herz aus dem Leibe steigen / insonderheit Baldrichen / als welchen sie am grimmigsten ansahen / und zwar anfangs ohn einiges Wortsprechen / biß endlich Irmen Seul also zu den andern Gespensten anfing: Was dünket euch ihr lieben Brüder und Mit-Götter / insonderheit Bruder Krodo und Schwester Freia / was dünket euch dieselben verschuldet zu haben / welche undankbahrer meinäidiger weise sich unterstehen dürffen / nicht allein von uns abzutreten / sondern unsere Gottheit als ein Geticht und nichtige Erfindung zuverachten und zulästern? Uns dreyen haben es die Teutschen zudanken /daß sie von der Römer Joch frey blieben / daß sie ihr altes Vaterland bewohnen / und darinnen in gutem Friede und Wolstande leben; Wir haben das alte Königliche Geschlecht bey ihnen erhalten / uñ alles Verderben von ihnen abgekehret. Ihr anderen Mit-Götter habt das freye Schweden und Gothen-Volk unter eurem Schuz gehabt / und ihnen gleiche Träue und Hülffe erzeiget; und nun wird uns von ihren jungen frechen und Gottschåndigten Fürsten der Dank davor / daß sie unsere Gottheit gar zu nichte machen / und in ein Getichte verkehren wollen. Wollen wir aber solches gedulden / und diesen Frevel an ihnen ungestraffet lassen? je so währen wir alle mit einander nicht eines Hellers wert. Krodo gab ihm zur Antwort: Wañ ein Untertahn seinen König oder Fürsten beleidiget / muß er die Straffe des Lasters der beleidigten Hocheit ausstehen; warumb solten dann dieselben frey ausgehen / welche ihren Göttern alles gebrante Herzleid anfügen / und von deren Gehorsam sich aushalstern wollen? Nein / wir müssen unsere Göttliche Macht und Ansehen vor ihrer Boßheit schützen / solten sie auch mit allen ihren Helffern und Helffers-Helffern zu grund und bodem gehen; Und dieser Meynung werden unsere Mit-Götter die Schwedischen und Gothischen auch seyn. Ja warumb nicht / fing das Gespenste Thorr an / hat man uns doch eben den Schimpff und Spot erwiesen / welcher euch angelegt ist / darumb wollen wir alle vor einen stehen / und den neuen Gottes-Feinden und Himmels-Stürmern ihren verdienten Lohn geben. Hierauff gedauchte die beyde Fürsten im Schlaff / es hätten die Gespenster einen runden Kreiß geschlagen / und untereinander ein langes heimliches Gespräch gehalten / biß Krodo diese Urtel außgesprochen: Demnach es billich und nöhtig ist / daß die höchste Obrigkeit ihr Ansehen und von undenklicher Zeit hergebrachte Macht und Gewalt gegen jedermänniglich schütze / welcher ihnen Eintrag zutuhn / sich unterstehen darff; und aber dieser unsinniger meinäidiger Teutsche Baldrich / neben seinen frechen Gesellen den Schwedischen Siegward / sich nicht scheuhen / ihre allerhöchste und himlische Obrigkeit / von denen sie und ihre Vorfahren alles gutes haben / zuverachten / zuschänden / zuverleugnen / und deren Gottheit zum Gerichte zumachen / als erkennen wir Teutsche und Schwedische Götter vor Recht / daß jeztgedachte beyde Freveler /andern ihres gleichen zum Beyspiel / mit harter und ansehnlicher Straffe beleget werden / damit unsere göttliche Ehre gerettet / und ihr ganzes Vaterland vor unserm verderblichen Zorn erhalten werde. Hierauff wolte er gleich den Stab über die verurteileten brechen / aber das weibliche Gespenst die Freia trat hinzu / und sagte: Halt ein mein Bruder
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