Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
Krodo / wir wollen ihnen zuvor den Zweifel benehmen / welcher ihnen wegen unser Gottheit von den verführischen Römerinnen beygebracht ist. Ganz Teutschland und Schweden hat seine Pfaffen / unter denen ihrer viel mit dem Geist der Weissagung begabet sind / zukünfftige Dinge zuoffenbahren; Woher haben sie aber solches / als durch Eingebung ihrer Götter? oder kan ein ertichtetes / das da nichts ist / auch wol wirken /und einem andern künfftige Dinge offenbahren? Da verrichten die Teutschen und Schweden / wie andere Völker / ihren Göttern die gebührliche angenehme Opffer / aus deren Eingeweide und anderen Zeichen sie ihre künfftigen Glückes- und Unglüks fälle erkennen. Woher kompt solches anders / als aus ihrer Götter Schik- und Versehung / welche ihnen solche Opfer lassen gefallen / und dieselben durch diese Gnade vergelten; massen ja die Tihre solche Zeichen von sich selbst nicht haben können. Kan aber ein ertichtetes /das da nichts ist / auch wol wirken / und den Tihren diese Glückes-Zeichen verleihen? Man weiß / wie offt wir Götter ingesamt einen und anderen Lästerer mit abscheuhlicher Straffe haben beleget / daß jeder man hat erkennen müssen / unsere göttliche Krafft habe sich an solchen unsern Verächtern gerochen; kan aber ein ertichtetes / das da nichts ist / solche Rache anstellen? oder wird eine andere Krafft / welche uns neben sich nicht leiden wil / durch solche Straffen unser ansehen bey den Menschen erhalten? Daß ich nicht sage / wie unsere Wachsamkeit es allein ist /welche Teutschland und Schweden vor ihren Feinden schützet / ihren Kriegsvölkern den Sieg verleihet /ihnen Brod und Milch giebet / ihre Freiheit (O ein ädles Kleinot) erhält / und der Inwohner Zahl vermehret; welcher Vernünfftiger wolte dann an unser Gottheit zweifeln können? Daß ich aber zu dem Zwegk meines Vorhabens gelange / so bin ich vor dißmahl bloß zu dem ende aufgetreten / eurer aller göttlichen und gerechten Zorn zumiltern / und die außgesprochene Urtel von diesen beyden unbesonnenen Fürsten abzulehnen / oder zum wenigsten ihnen Zeit zur Busse und besseren Gedanken zuerhalten / weil sie nicht auß Boßheit / sondern durch Weiberlist / sich zu dieser Sünde haben verleiten lassen. Hierauff kehrete sie sich zu den beyben Fürste / und redete sie also an: Ihr meine lieben Söhne / was haben ich und eure andere Götter euch doch zu leide getahn / daß ihr unser in so kurzer Zeit müde worden / und andere unbekante anzunehmen gewilliget seyd? treibet euch die Liebe gegen die beyden schönen Römischen Fräulein darzu? O bleibet beständig in meinem Dienste / ich wil euch wol andere zuführen / denen diese das Wasser nicht reichen; oder meinet ihr / unserer eurer alten Götter Vermögen sey nicht kräfftig genug / euch weiter zuschützen? Ich versichere euch / daß bey unserm Dienste euch die allerhöchste Glükseligkeit begegnen sol. So gehet nun in euch / betrachtet eure Pflicht / damit ihr euren Land Göttern verbunden seyd / und lasset ab von eurem jetzigen Vorhaben / alsdann wil ich euch alle eure Götter wieder zu Freunde machen; Werdet ihr aber auff eurem Unsinne verharren / so schreibets eurem Muhtwillen zu / wann die von Gott Krodo jezt ausgesprochene Urtel an euch erfüllet wird / welche euch jenes Feur vorstellet / und nichts anders bedeutet / als Unglük / Verachtung / Schande und Verderben. Als sie dieses ausgeredet hatte / fingen die teuflischen Gespenste ein unerhörtes Gepölter an / als ob sie alles über einander geworffen hätten / daß auch die beyden Fürsten darüber erwacheten / und weil sie schon im Angstschweisse lagen / sich die Furcht noch mehr einnehmen liessen / daß sie schier nicht zu bleiben wusten. Es hielt aber das Gepolter bey einer Stunde an /biß die erste Morgenröhte sich sehen ließ / welche zeit über die Fürsten stille hinlagen / biß endlich Siegward sich ermannete / und seinen Leibdiener /welcher bey ihnen auff der Kamerschlieff / auffzuwecken / ihm mit harter Stimme rieff / kunte ihn aber nicht ermuntern / biß es zimlich helle wahr. Baldrich /nachdem es stille worden wahr / redete seinen Gesellen an / und sagete zu ihm: Bruder was habe ich hinkte eine elende Angstnacht gehabt / uñ wundert mich /daß mir dz Herz vor furcht und schrecken nicht gar zersprungen ist. So bin ichs nicht allein gewesen /antwortete Siegward / der sich von den erzörneten Landgöttern hat müssen rechtschaffen ängsten lassen. Daß währe wunder / sagte jener / dañ eben diß hat mich so
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