Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
aber inzwischen mein Herkules selbst in Unglük geriete / und keine Gelegenheit hätte / an uns zu schreiben? Und zwar kenne ich seinen Sinn aus der Erfahrung gar zu wol; massen als vor ohngefehr zwey Jahren und drey Monaten er gefangen / und als ein Leibeigener zu Rom verkaufft ward / hätte er leicht an mich schreiben / und mir seinen Zustand berichten köñen / daß ich mich bemühet hätte / ihn frey zu machen; aber da ließ er sich lieber anderthalb Jahr als ein Sklave halten / daß er seinen Eltern und mir keinen Unmuht machen möchte; wiewol eine andere Neben-ursach darzu kam; daher weiß ich / wann er gleich in Ketten und Banden läge / würde er michs unberichtet lassen / wie gute Gelegenheit er auch haben möchte / an mich zuschreiben / weil er immerzu fürchtet / mich zu hoch zuerschrecken / oder dz seinetwegen ich mich etwa in Gefahr wagen würde. Ja ich mache mir fast die Gedanken / er habe mich / ihm zufolgen / bloß deßwegen abmahnen lassen / damit ich nicht in Ungelegenheit gerahten möge. Mein geliebter Herr Sohn / sagte der Stathalter; es ist nicht ohne / daß / die wenige Zeit ihr bey mir gewesen / ich euer beyder tuhn und lassen zimlich angemerket und erfahren / daß wie ihr euren Herkules lieber und ehret / also lässet er ihm eure Wolfahrt und Vergnügung von Herzen angelegen seyn. Herr Vater / antwortete er; Ich weiß selber nicht / wie ihm eigentlich ist; dann wie geheim und bekant wir gleich einander sind / so treibet mich doch eine innerliche Krafft / ihn zu ehren / ungeachtet er sich dessen täglich gegen mich beschweret. Vor dißmahl fürchte ich / er werde durch diese Gelegenheit / meine Frl. Schwester zu suchen /mich gar verlassen; Dann weil er weiß / daß zeit meines Lebens ich mit willen mich von ihm nicht scheide / und er aber mir nicht gönnen wird / mit ihm umher zureisen / hätte er bessere Gelegenheit nicht haben mögen / sich von mir abzuzihen; Und O wie mag er wol etliche Zeit schon darauff gesinnet haben / wie er sich heimlich hinweg machen könte / wiewol er vor dißmahl nicht unterlassen wird / meiner Frl. Schwester fleissig nachzuforschen. Ausser allem zweiffel wird er alles Vermögen dran strecken / sagte der Stathalter / in Betrachtung seiner hohen Neigung gegen dieses Fräulein / wovon aber zu reden / mir vielleicht nicht gebühren wil. Ladisla lachete deß / und versicherte ihn / daß seines wissens keine andere Gewogenheit zwischen ihnen beyden währe / als die aus der nahen Verwandschafft herrührete / in Betrachtung /sie in zwey Jahren und länger / einander nicht gesehen / und die erste Jugend ihnen jensmahl keine Liebe einbilden mögen / da Herkules mit mir nur VI Wochen zu Prage wahr / sagte er / und mit ihr wenig und selten umging / auch er nur XIX Jahr / sie aber kaum XIII Jahr alt wahr / und mag mein Herr Vater mir wol gläuben / daß mein Herkules erst vor zween Monat in das XXIIste Jahr eingetreten ist. Was saget ihr mir von XXII Jahren? sagte der Stathalter / ist es dann möglich dz bey solcher Jugend ein so treflicher Verstand / eine solche Stärke / Erfahrenheit / Vorsichtig-und Höfligkeit gefunden werde? Und als Ladisla solches bestendig bejahete / mit dem Anhange / daß er drey Jahr weniger vier Wochen und vier Tage älter als Herkules wåhre; sagte Herr Fabius: O ihr Götter / so erhaltet doch dieses Wunder der Welt / daß es nicht in der ersten Blüte vergehen / sondern der Erdbodem seiner herlichen Früchte noch manniche Zeit geniessen möge. Ladisla kam auff sein voriges / und ließ sich heraus / daß er auff Herkules versprochenes Schreiben zum längsten noch zehn Tage warten wolte. Weil solches dieses Orts vorging / wolte Libussa ihrer / Herkules getahnen Zusage nachkommen / welches sie durch Frl. Sibyllen Vorschub hoffete ins Werk zurichten / deren sie sich gar diensthafft und ehrerbietig erzeigete / und aus allen ihren Reden spürete / daß sie eine sonderliche Neigung gegen ihn trug; gab ihr demnach zuvernehmen / wie dieser Fürst es vor gut angesehen / daß sie zu Padua verbliebe / biß sie von seiner Durchl. oder von dem Königl. Fräulein schrifftliche Zeitung hätte; nur wüste sie nicht / ob ihre gnådigste Königin Frau Sophia darein gehehlen würde. Aber diese gab zur Antwort: Machet ihr euch deswegen wol einige Gedanken? ich versichere euch / meine Freundin / daß meiner Frau Schwester nichts angenehmers begegnen wird / als wann sie hören sol / dz sie euch in ihrer Geselschaft mag behalten / umb von der Königl. Fräulein bessern
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