Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
zuerst bey dem Eylande Kreta an /welches jezt Candia genennet wird. Sie hielten aber diesen ihre vermeynten Jüngling / welcher sich Herkuliskus nennete / neben Jungfer Brelen sehr wol /und durffte sich niemand an ihnen vergreiffen / meyneten auch / es währe grosser Schade / daß der Himmel nicht ein Weibsbild aus ihm gemacht hätte /nachdem er mit so volkommener Schönheit begabet währe; insonderheit wahr der Dolmetscher den beyden Gefangenen sehr gewogen / hatte sich auch in Brelen hefftig verliebet / uñ hoffete durch Herkuliskus Befoderung sein Vornehmen zum gewunscheten Ende auszuführen / und sie endlich zu ehelichen. Er wahr ein gebohrner Grieche / hohes Adels von Athen / nahmens Alexander / und hatte in seinem Vaterlande schon unterschiedliche Ehrenämpter bedienet; weil er aber eine Rahtsherren daselbst / der ihm den meisten Teil seiner Güter wider Recht vorenthielt / aus Zorn entleibet hatte / muste er die Flucht ergreiffen / da er umb desto mehrer Sicherheit willen in die abgelegenen Morgenländer ausser Römische Grenzen sich begeben / und in Kundschaft dreyer vornehmer streitbahrer Parthischen Herren gerahten war / welche in ihrer Jugend ihr väterliches Erbe unnüzlich verschwendet hatten / daß ihnen an Standes Unterhalt schon begunte abzugehen. Alexander sahe / daß sie beherzt und guter Fäuste waren / deshalben schlug er ihnen beym Trunke ein Mittel vor / daß wann sie etwa eine Tonne Schaz baar wüsten auffzubringen / wovor man ein festes Schiff käuffen / auch Schiffleute und Soldner bestellen könte / wolte er neben ihnen sich auff das Mittelmeer begeben / und in kurzer Zeit einen solchen Schaz erwerben / daß sie forthin sich der Armut nicht zubesorgen håtten; massen des Orts umbher guter Friede wåhre / und die Kauffhandelung stark zur See fortginge / daß wann das Glük es fügete / man offt auff einem Schiffe etliche Tonnen Goldes wert anträffe. Diese drey liessen ihnen den Vorschlag wol gefallen / richteten auch mit ihm einen schrifftlichen Verbündniß-Schluß auff / daß ihm der vierde Teil aller Beute / nach Abzug ihres vorschusses und angewanden Kosten / und was die bestelleten Völker nehmen würden / geträulich solte außgefolget werden; verschwure sich mit einander auffs allerhöchste / brüderliche Träue und einigkeit fest und unbrüchig zuhalten; einer den andern in keiner Noht zuverlassen /noch wegen künfftiger Teilung Streit oder uneinigkeit anzurichten; solte auch niemand unter ihnen macht haben / die Verbündnis oder Geselschafft zuverlassen oder auffzuruffen / biß nach vollendeter Schiffart sie wieder zu Lande getreten / und die Parthischen Grenzen erreichet hätten / es geschehe dann mit ihrer aller guten Bewilligung / und solten hieselbst nicht die meisten Stimmen gelten / sondern ohn arge List alles gehalten werden. Diesem nach richteten sie ihr Vorhaben eiferig ins Werk / kaufften zu Seleuzien in Syrien ein fest-gebauetes Schiff / nahmen bey 300 Boßknechte und Soldaten an / vorgebend / sie währen Kauffleute / und gedächten umb Affrika hin nach dem Indischen reichen Eylande Taprobana zu sägeln / und daselbst ihre Handelung fortzusetzen. Als sie das Fräulein raubeten / hatten sie ihre Seeplackerey schon anderthalb Jahr getrieben und manniches Schiff geplundert / in den Grund gebohret / und einen grossen Schaz zusammen gelegt / daß sie schon auff der Wiederkehr wahren / und nach Parthen zugedachten / weil sie so wol in Afrika als Spanien und der Ends es so grob gemacht hatten / daß man ihnen begunte nachzutrachten. Sie hatten aber beschlossen / unsern Herkuliskus und Brelen wegen ihrer vortreflichen Schönheit dem grossen Parther Könige Artabanus zum sonderlichen Geschenk einzuliefern / als welcher von allenthalben her schöne Jungfern außspüren / und in sein Frauenzimmer versperren ließ / seinen geilen Mutwillen zuersättigen / uñ wurden die schöne Knaben nach abscheuhlichem heidnischem Gebrauch / ihrer Mannheit beraubet / und des Frauenzimmers zu huten abgerichtet / und daß ich mich zumelden scheuhe / zur Sodomitischen Unzucht gebrauchet. Alexander hatte diesen Vorschlag der Verschenkung selber getahn; nachdem er aber seine Liebe auff Brelen geworffen / gereuete ihn solches / trachtete auch nach Gelegenheit /sie entweder mit seiner Gesellen gutem Willen zu erhalten / oder nach gemachter Teilung sie an einem Orte heimlich zuverstecken / da er nur hierzu der Jungfer Willen erhalten könte. Herkuliskus merkete seine gute Zuneigung gegen sie / ließ ihm
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