Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
lassen / sondern Mahlzeit mit ihm halten / wie sie dann tähten. Der Wirt wahr sehr geschäfftig / ging seinen Gästen gütlich vor / und baht / vorlieb zunehmen / es solte gegen Abend ein bessers erfolgen. Nach genommenen Speisen ging Valikules mit Gallus hin und kaufte zween gute Reitharnische / glinzend Schwarz / und mit güldenen Striemen eingelegt; auff seinen Helm ließ er einen erzörneten Lönen setzen /und in dessen Tatze ein Schildlein mit diesen Worten; Donec invenero, non conquiescam. das ist; Ehe ich werde wiederfinden / wil ich nicht ruhen. Auff seinem Schilde stunden diese fünff Wort mit silbernen Buchstaben / deren fünff erste Buchstaben gulden wahren: Inops Est Solatium Virtus Simulata.
Ertichtete Tugend ist ein armseliger Trost. Hierzu kaufte er zwey trefliche Pferde zu Agrigent in Sizilien geworffen und abgerichtet / beyde schwarz und gar starkes Leibes; kehrete nachgehends wieder in seine Herberge / und foderte von dem Wirte mit freundlichen Worten die Rechnung / daß er wissen möchte / was er gestern und heut verzehret hätte / wolte auch die bevorstehende Mahlzeit mit eingeschlossen haben. Dieser wolte zum erstenmahle Bescheidenheit gebrauchen / weil er ohn das die Hoffnung hatte / in wenig Stunden aller seiner Gelder Herr zu seyn / da ihm dann Gallus auff Befehl ein übriges zahlete / und ihm anzeigete / sein Herr håtte an einem Orte nöhtig zuverrichten / daß man mit der Mahlzeit auff ihn nicht warten dürfte / wann er etwa nicht zu rechter Zeit sich einstellen würde; welches ihm / als dem das Gewissen drückete / verdächtig vorkam / uñ doch nicht dawieder reden durfte; verdroß ihn gleichwol / daß er die Rechnung nicht höher angeschlagen hatte. Im hingehen begegnete ihm ein alter Erbarer Mann / welchen er nach freundlicher Begrüssung baht / ihm eine gute Herberge zuzeigen / da er um sein baares Geld zehren / und mit zwey Pferden und einem Diener Unterhalt haben könte. Mein Herr /antwortete dieser / ich nehme selber gerne gute Leute ein / wann ich weiß / aus was Landes Art sie sind /und die mit vorlieb nehmen können. Und als Valikules hierauff anzeigete / daß sie Römisch / und etliche Tage sich hieselbst auffzuhalten bedacht währen / sagete er zu ihnen: So kehren die Herren nur kühnlich bey mir ein / und nehmen mit andern Gästen vor gut /da es ihnen beliebet. Führete sie selbst mit sich in sein Hauß / und hieß sie wilkommen seyn. Es wahren zwölff hubsche Jünglinge alda bey einander / die in köstlichen Kleidern auffzogen / und in Höfligkeit wol abgerichtet wahren; Diese verwunderten sich des fremden Gastes / und woher ein so uberaus schöner ansehnlicher Jüngling kähme; Daß er kein gebohrner Grieche wahr / gab die Zunge an den Tag; Dann ob er zwar die Sprache fertig und ohn Anstoß redete / nach Art und Renligkeit der Gelehrten / so dauchte sie doch die Ausrede etwas schärffer seyn als des Landes Art mit sich brachte. Aus seinen Sitten urteileten sie bald / daß er nicht unter gemeinen Leuten aufferzogen wahr / wiewol seine Kleider etwz geringer / doch ritterlich schienen; ehreten ihn auch daher nicht umb das geringste minder. Valikules stellete sich gegen sie alle gleiche freundlich; und gewan ihre Herzen / daß ein jeder mit ihm sprachen / und der näheste um ihn seyn wolte. Bey der Mahlzeit huben sie eine gelehrte Unterredung an / massen sie zu Athen etliche Jahr den freyen Künsten obgelegen wahren / und brachte einer diese Frage vor: wie es die Vernunfft-Geister (welche sie intelligentias nenneten) anschlügen / wann sie die grosse Himmels Kugel umtrieben. Bald ließ ein ander hören / ob drey unterschiedliche / oder nur eine einzige Seele in des Menschen Leibe wåhre. Ein ander stieg mit höhern Sachen auf; Worinnen des Menschen höchstes Gut bestünde; Obs in wolzugelassener Seelen Wollust; oder in der Ehre; oder in der Wissenschafft und Fertigkeit / oder Besitz der Tugend; oder aber im Gebrauch der Tugend zu gründen währe; Und hatten sie von solchen Fragen ein weitläufftiges Geplauder; Dieser foderte von seinem Gegener eine gewisse Schlußrede; Jener brachte sie auff die Bahn /und ließ sich verlauten / stünde auff allerdinge gewissen Füssen / so daß sie unhintertrieblich währe. Valikules saß und hörete ihrer Zänkerey geduldig zu /sahe wol / daß sie geschikter wahren von der Tugend zu reden / als nach deren Anweisung zu leben; biß endlich der eine ihn in seiner Streitigkeit zum Scheidsman wählete / und also anfing: Mein Herr /ich bitte
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