Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
Knie gerichtet / jener aber weich ihm aus mit einem Sprunge / trat bald wieder ein / und stieß ihm das Schwert durch die Gurgel / da er sagete: Ich merke wol / daß du eines långern Lebens unwirdig bist / welches ich dir sonst wol gegönnet hätte / und wird Zeit seyn / daß der löbliche Ritterstand von einem so unwirdigen Buben befreyet werde. Zog hernach seinen Helm ab / legete das Schwerd und den Schild nider / trat vor die Bühne /und redete mit heller und leichter Stimme / als ob er sich durchaus nicht bemühet hätte: Hochweise Herren / sagte er / ich bedanke mich gegen dieselben samt und sonders / daß auff mein Anhalten sie mir diesen Plaz gegönnet / meine Unschuld zuverfechten / und die Bosheit meiner Verleumder an den Tag zubringen / damit ich meinen Ehren alhie zu Korinth keinen Schandfleck anschmitzen lasse / welche ich bißher /ohn Ruhm zumelden / vor übeltahten bewahret / aber auch vor unbefugten Feinden geschützet habe. Solte ich nun bey meinen Herren mich meiner Kühnheit gebrauchen dürffen / an dieselben etwas zugesinnen / so ist meine fleissige Vorbitte / dieselben wollen den beyden armen Sündern Akusilaus und seinem Knechte so viel Gnade erzeigen / und da sie ihre übeltaht erkennen werden / ihnen den gelindeste Tod antuhn /von welchem sie durch kein Recht werden können loßgesprochen werden. Der Raht trat auff der Schau Bühne zusammen / unter welcher Zeit Akusilaus zu guten Gedanken greiff / seine begangene Mordtaht öffentlich bekennete / und mit einem wehmühtigen Fußfalle umb Gnade baht; da der Rahtsmeister unserm Valikules mit entblössetem Häupte antwortete: Trefflicher Ritter / wir alle mit einander müssen bekennen /daß bey Menschen Gedenken eine solche Heldentaht zu Korinth und in ganz Griechenland nicht begangen ist / welche wir so hoch schätzen / daß wir unsern Augen kaum trauen dürffen. Eure Ehr / ädler Ritter /wird vor dergleichen Lästerer wol ungekränket bleiben / welche zuerheben wir nicht unterlassen sollen. Betreffend die Gefangenen / müssen sie euer kräfftigen Vorbitte geniessen / wie wenig sie es auch umb euch verdienet haben / und da ihnen sonst die Kreuzigung erkennet wahr / sollen sie mit dem Schwerte begnadet werden. Valikules bedankete sich der hohen Gewogenheit / und verpflichtete sich zu ihren Diensten / nam sein Schwert und Schild zu sich / und schwänkete sich in vollem Harnische so ringfertig auff sein Pferd / daß die Zuseher sprachen: es währe des Ritters gleichen in aller Welt nicht zufinden. Gleich da er auffgestiegen wahr / ersahe er unter den Umstehenden einen ansehnlichen Mann / welchen er aus seinen Geberden vor einen Christen hielt / wie er auch wahr; denselben baht er / die beyden Pferde der Erschlagenen zu sich zunehmen / sie zu verkauffen /und das Geld unter die Armen auszuteilen / welcher /wegen der Armut dankend / ihm solches verhieß. Seines Sieges aber freuete sich niemand so herzlich / als sein ergebener Gallus / welcher nunmehr sahe / was vor einem Herrn er aufwartete. Die Jünglinge kahmen auch zu jhm geritten / wünscheten jhm des erhaltenen treflichen Sieges wegen Glük / und verbunden sich /jhm willig zudienen. Valikules gebrauchete sich seiner gewöhnlichen Freundligkeit gegen sie / baht ümb jhre gute Gewogenheit / und verpflichtete sich nach Vermögen zu jhrem guten Wille. Nach jhrem Abzuge erging alsbald das Gerichte über die armen Sünder /da der Knecht Kallias sich anfangs vor die Begnadung bedankete / und anzeigete / er hätte nie den Willen gehabt / solche Mordtaht zubegehen / aber sein Herr / dem es die Götter vergeben möchten / hätte jhn mit Gewalt und durch Bedräuung darzu gezwungen /daß er hätte müssen mit Hand anlegen / und jhm an die zwanzig fremde Gäste helffen ümbringen. Die Rahtsherren entsetzeten sich über solcher Bekåntnis /und wahr jhnen die erteilete Begnadigung schon leyd /welche sie doch Valikules zu Ehren nicht wieder auffruffen wolten / ward also dieser zu erst hingerichtet. Akusilaus gestund dessen Bekäntnis / baht sehr / daß die erteilete Gnade in jhrer Kraft verbleiben möchte /und fing zu der ümstehenden Bürgerschaft diese Rede an: Ihr Bürger von Korinth / die jhr zugegen / und abwesend seyd / wendet eure Augen her auf mich / und stellet euch den boßhaften mörderischen Wirt Akusilaus vor zum Beyspiel / daß jhr nicht dermahleins /wie er / des Henkers Schwert / als eine sonderliche Gnade euch selbst bitten dürfet. Die erste Grund Ursach aller meiner begangenen Boßheit ist /
Weitere Kostenlose Bücher