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Des Erdenmannes schwere Bürde

Des Erdenmannes schwere Bürde

Titel: Des Erdenmannes schwere Bürde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson Poul Anderson
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Bischofs. Davon habe ich ihnen noch gar nichts erzählt, Watson. Haben Sie zufällig Ihr Notizbuch zur Hand?“
    „Oh, leider nein“, sagte Alex.
    „Ein Jammer“, sagte Holmes, „denn ich hätte Ihnen nicht nur die Geschichte des kastrierten Bischofs erzählen können, sondern auch den Fall mit dem sprunghaften Raupenschlepper, den Fall der verlegten Whiskyflasche oder den ungeheuerlich grausigen Fall der … Sie alle beinhalten sehr interessante Probleme. Haben Sie eigentlich ein gutes Gedächtnis, Watson?“ fragte er plötzlich.
    „Ich … äh … glaube schon“, sagte Alex.
    „Dann will ich Ihnen den Fall des sprunghaften Raupenschleppers erzählen, da er von allen der kürzeste ist“, ließ Holmes verlauten. „Er spielte sich lange vor Ihrer Zeit ab, Watson. Ich war gerade im Begriff, mir mit meiner Arbeit einen Namen zu machen, als es eines Tages an meiner Tür klopfte und der außergewöhnlichste …“
    „Hier is dat Anwesen“, sagte der Bauer Toowey.
    Hinter einer Baumreihe erhob sich die beeindruckende Fassade eines Gebäudes im Tudorstil. Man begab sich zur Tür und klopfte. Ein schwarzgekleideter Hoka-Butler öffnete und musterte sie mit frostigem Blick. „Der Lieferanteneingang befindet sich hinten“, sagte er.
    „He!“ schrie Alex.
    Als der Butler sein menschliches Aussehen bemerkte, wurde er gleich respektvoller. „Ich bitte um Verzeihung, mein Herr“, sagte er, „aber ich bin ein wenig kurzsichtig. Sir Henry ist leider nicht anwesend.“
    „Und wo befindet er sich?“ fragte Holmes scharf.
    „In seinem Grab, Sir“, erwiderte der Butler mit unheimlicher Stimme.
    „Häh?“ machte Alex.
    „In seinem Grab?“ bellte Holmes. „Rasch, Mann! Wo hat man ihn beerdigt?“
    „Im Magen des Hundes, Sir, wenn Sie den Ausdruck verzeihen wollen.“
    „Jau, jau“, sagte der Bauer Toowey nickend, „der Hund is immer schon gefräßig gewesen.“
    Einige weitere Fragen führten schließlich zu der Erkenntnis, daß Sir Henry – er war Junggeselle – vor mehreren Wochen ganz plötzlich während eines Spaziergangs im Moor verschwunden und bisher nicht wieder aufgetaucht war. Der Butler nahm mit ziemlicher Überraschung zur Kenntnis, daß man ihn am vorhergehenden Abend gesehen hatte und schien sichtlich erleichtert. „Ich hoffe, daß er bald zurückkehrt, Sir“, sagte er, „denn ich habe vor, mich beruflich zu verändern. So sehr ich Sir Henry auch verehre; es ist mir leider nicht möglich, weiterhin einem Mann zu dienen, der jeden Augenblick von einem Monstrum verspeist werden kann.“
    „Nun denn“, sagte Holmes und zog ein Maßband aus der Tasche. „Gehen wir ans Werk, Watson.“
    „Oh, nein, das werden wir nicht!“ Diesmal nahm sich Alex fest vor, beinhart zu bleiben. Er hatte keinesfalls die Absicht, während Holmes das gigantische Anwesen ausmaß, die Nacht hier zu verbringen. „Vergessen Sie nicht, daß wir den Ppussjaner fangen müssen!“
    „Nur ein paar kleine Messungen“, bettelte Holmes.
    „Nein!“
    „Nicht mal eine einzige?“
    „Na gut“, gab Alex sich geschlagen, „aber wirklich nur eine!“
    Holmes’ Gesicht erhellte sich, und mit einigen geschickten Bewegungen maß er den Butler.
    „Ich muß schon sagen, Watson“, sagte er hinterher, „Sie können manchmal ganz schön tyrannisch wirken. Andererseits frage ich mich, wo ich ohne Sie heute wohl wäre.“ Er schlug auf seinen pelzigen Stummelbeinen eine dermaßen rasche Gangart ein, daß Alex und Toowey Mühe hatten, mit ihm Schritt zu halten.
    Sie befanden sich bereits wieder im Moor, als der Detektiv anhielt und sich mit sichtbar schnüffelnder Nase neugierig über einen kleinen Busch beugte, von dem ein abgebrochener Zweig auf den Boden hinabhing. „Was ist das?“ fragte Alex.
    „Ein abgebrochener Zweig, Watson“, sagte Holmes ironisch. „Das müßten selbst Sie sehen können.“
    „Das weiß ich. Aber was hat er zu bedeuten?“
    „Nun aber im Ernst, Watson“, sagte Holmes stirnrunzelnd. „Sagt Ihnen dieser abgebrochene Zweig denn wirklich nichts? Sie kennen doch meine Methoden, also wenden Sie sie auch an!“
    Alex fühlte sich in diesem Moment von einer plötzlichen Sympathiewelle für den wirklichen Dr. Watson überspült. Bis jetzt war ihm noch gar nicht zu Bewußtsein gekommen, welch teuflische Grausamkeit dahintersteckte, wenn man aufgefordert wurde, die krausen Methoden des Meisterdetektivs anzuwenden. Nun war er also an der Reihe. Alex starrte gebannt den ihn völlig ignorierenden Busch

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