Des Teufels Novize
die Neuigkeiten mit ihm auszutauschen, obwohl es ein sehr einseitiger Austausch wurde. Er hatte die Überreste von Peter Clemence’ Juwelen und Zaumzeug mitgebracht, gesäubert von verkrusteter Asche und Erde, doch durch das Feuer verfärbt. Die Knochen des toten Mannes ruhten inzwischen in einem mit Blei ausgeschlagenen Sarg in der Friedhofskapelle der Abtei, doch der Sarg war noch nicht versiegelt. Kanonikus Eluard ließ ihn öffnen und betrachtete mit grimmigem, doch gefaßtem Gesicht die sterblichen Überreste des Mannes.
»Bedeckt ihn«, sagte er und wandte sich ab. Da war nichts zu sehen, woran Clemence noch zu erkennen gewesen wäre.
Das Kreuz und der Ring waren eine andere Sache.
»Die erkenne ich. Ich habe häufig gesehen, wie er sie trug«, sagte Eluard, indem er das Kreuz in der Hand wog. Über den silbernen Flächen glomm der farbige Schimmer, den der Brand hinterlassen hatte, doch die Edelsteine funkelten hell wie eh und je. »Dies ist gewiß Clemence«, sagte Eluard ernst. »Eine schlimme Nachricht für meinen Bischof. Und Ihr habt einen Burschen als Täter verhaftet?«
»Wir haben einen Mann im Gefängnis, das ist richtig«, sagte Hugh, »und wir haben überall verbreiten lassen, daß er der richtige Mann ist, doch um die Wahrheit zu sagen, er ist nicht angeklagt, und mit großer Sicherheit wird es nie dazu kommen.
Das Schlimmste, das ich von ihm weiß, ist, daß er hier und dort aus Hunger einige kleine Diebstähle beging, und aus diesem Grund halte ich ihn gefangen. Doch ich bin sicher, daß er kein Mörder ist.« Er erzählte die Geschichte der Suche, doch er ließ Meriets Geständnis unerwähnt. »Wenn Ihr die Absicht habt, zwei oder drei Tage hier zu rasten, ehe Ihr weiterreitet, dann könnt Ihr möglicherweise neue Nachrichten mit auf den Weg nehmen.«
Ihm fiel dabei ein, daß er ein Narr war, wenn er so etwas versprach, doch ihm hatten die Finger gejuckt, und nun war es heraus. Cadfael wollte sich mit Leoric Aspley beschäftigen, wenn er kam; und die bevorstehende Versammlung all jener, die Peter Clemence in seinen letzten Stunden am nächsten gewesen waren, schien Hugh wie die Verdichtung und das Herabsinken einer Wolke, bevor der Sturm losbricht und der Regen fällt. Wenn der Regen nicht fallen sollte, dann wollte er nach der Hochzeit in Aspley alles berichten, was er wußte und nach dem forschen, was er nicht wußte, und dabei so unbedeutende Dinge wie sechs unerklärte Stunden berücksichtigen und die bloßen drei Meilen, die Clemence geritten war, bevor er den Tod fand.
»Niemand kann die Toten zurückbringen«, sagte Kanonikus Eluard feierlich, »doch es ist nur recht und billig, daß der Mörder zur Rechenschaft gezogen wird. Ich vertraue darauf, daß dies bald geschehen wird.«
»Und Ihr werdet noch einige Tage hierbleiben? Ihr seid nicht in Eile, Euch wieder dem König anzuschließen?«
»Ich gehe nach Winchester, nicht nach Westminster. Und es ist einige Tage Wartezeit wert, wenn ich dann dem Bischof etwas mehr über diesen schlimmen Verlust berichten kann. Ich muß auch gestehen, daß ich eine kurze Rast wohl gebrauchen kann, denn ich bin nicht mehr der jüngste. Euer Sheriff überläßt Euch übrigens immer noch die alleinige Verantwortung für die Grafschaft. König Stephen wünscht ihn über das Fest in seiner Gesellschaft zu behalten; sie reisen direkt nach London.«
Das war ganz und gar keine unangenehme Nachricht für Hugh. Er war fest entschlossen, die Sache, die er begonnen hatte, zu Ende zu bringen, und zwei Köpfe, der eine ungeduldiger als der andere, die das gleiche Ziel anstrebten, verhalfen einer Sache nicht unbedingt zu einem günstigen Ausgang. »Und Ihr seid anscheinend mit Eurem Besuch zufrieden«, sagte er. »Er muß recht günstig verlaufen sein.«
»Es war all die Reiserei wert«, sagte Eluard zufrieden. »Der König kann in bezug auf den Norden beruhigt schlafen. Ranulf und William haben jede Meile fest im Griff, und kein Mann wird es wagen, ihnen ins Gehege zu kommen. Seiner Gnaden Kastellan in Lincoln steht mit den Grafen und ihren Damen auf gutem Fuße. Und die Botschaften, die ich dem Bischof bringe, sind in der Tat sehr vorteilhaft. Ja, es war die Meilen wert, die ich dafür geritten bin.«
Am folgenden Tag traf mit kleinem herrschaftlichem Gefolge die Hochzeitsgesellschaft ein und bezog die für sie vorbereiteten Kammern in den Gästehäusern der Abtei: die Aspleys, die Lindes, die Erbin von Foriet und ein ganzer Haufen geladener Gäste von
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