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Des Teufels Novize

Des Teufels Novize

Titel: Des Teufels Novize Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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allen umliegenden Anwesen am Rande des Großen Waldes. Der Gesellschaft wurden alle Räume außer dem Gemeinschaftsschlafsaal und dem Dormitorium für die Bettler und Zugvögel überlassen. Kanonikus Eluard, der Gast des Abtes, zeigte aus seiner privilegierten Distanz wohlwollendes Interesse am fröhlichen Gewimmel. Die Novizen und Jungen flogen neugierig und entzückt auf jede Störung ihres geordneten Lebens. Sogar Prior Robert ließ sich gütig und würdevoll im Hof und im Kloster blicken, stets guter Laune, wenn Zeremonien geleitet werden konnten und ein bewunderndes, adliges Publikum anwesend war; und Bruder Jerome tat mit den Novizen und Laiendienern noch geschäftiger und autoritäter als üblich. Auch in den Stallungen herrschte reges Treiben, und alle Boxen waren besetzt. Brüder, die unter den Gästen Verwandte hatten, durften sie im Sprechzimmer empfangen. Eine gewaltige Woge aus Begeisterung und Interesse fegte durch die Höfe und Gärten, und dies umso mehr, als das Wetter, obwohl frisch und sehr kalt, dennoch klar und schön war und das Tageslicht sich bis weit in den Abend hielt.
    Cadfael stand mit Bruder Paul an der Ecke des Klosters und sah die Gäste in ihrer besten Reitkleidung hereinreiten, Packponys hinter sich führend, auf denen die noch feineren Hochzeitskleider festgezurrt waren. Die Lindes kamen als erste.
    Wulfric Linde war ein einfacher, stämmiger Mann in mittleren Jahren, der ein liebenswertes, lethargisches Gesicht hatte, und Cadfael konnte nicht anders als sich fragen, wie wohl seine verstorbene Frau gewesen sein mochte, daß die beiden zwei so wunderschöne Kinder hervorbringen konnten. Seine Tochter ritt auf einem hübschen, cremefarbenen Zelter und lächelte, als sie so viele Augen auf sich spürte, während sie die eigenen Augen neckisch niedergeschlagen hielt und einen Eindruck von Bescheidenheit erweckte, der jedem raschen Seitenblick nur noch mehr Kraft gab. Warm in einen feinen blauen Mantel gehüllt, der alles außer dem rosigen Oval ihres Gesichtes bedeckte, wußte sie dennoch mit ihrer Schönheit zu spielen; und ob sie es wußte, denn ihr war völlig klar, daß mindestens vierzig Paare unschuldiger Männeraugen auf ihr ruhten und über die fremden Freuden nachsannen, die ihnen verborgen blieben. Frauen von jedem Alter gingen zielstrebig durch die Tore ein und aus mit Beschwerden, Vorschlägen, Bitten und Geschenken und erregten weder Aufsehen, noch verlangten sie Tribut. Roswitha kam gewappnet mit dem Wissen ihrer Macht und entzückt über die Unruhe, die sie mit sich brachte. Bruder Pauls Novizen würden einige eigenartige Träume bekommen.
    Dicht hinter ihr und einen Moment lang kaum zu erkennen, kam Isouda Foriet auf einem großen, lebhaften Pferd.
    Herausgeputzt und beschuht und gut beritten, ihr Haar gekämmt und unbedeckt im Licht, ein helles Braun wie Herbstlaub, die Kapuze auf die Schultern zurückgeworfen, der Rücken gerade aufgerichtet und geschmeidig wie eine Birke, ritt Isouda völlig ungekünstelt – so gut wie ein Junge! So gut wie der Junge, der neben ihr ritt und eine Hand leicht auf ihre Zügelhand gelegt hatte. Nachbarn, jeder mit einem Anwesen – wäre es da verwunderlich, wenn Janyns Vater und Isoudas Vormund die beiden zusammenbringen wollten? Genau im gleichen Alter, von gleichem Stand, einander seit der Kindheit vertraut – was könnte passender sein? Doch die beiden, um die es ging, schwatzten und stritten wie Bruder und Schwester, unbefangen und vertraut. Und außerdem hatte Isouda andere Pläne.
    Janyn zeigte hier wie überall sonst seinen aufrichtigen Blick und lächelte erfreut jeden an, den er sah. Er musterte freundlich alle aufmerksamen Gesichter, die er in der Runde sah, erkannte Bruder Cadfael und strahlte sofort erfreut und neigte den hellen Kopf.
    »Er kennt Euch«, sagte Bruder Paul, der die Geste gesehen hatte.
    »Der Bruder der Braut – ihr Zwillingsbruder. Ich traf ihn, als ich zu Meriets Vater unterwegs war. Die beiden Familien sind befreundete Nachbarn.«
    »Eine Schande«, sagte Bruder Paul mitfühlend, »daß Bruder Meriet noch nicht wohlauf ist und hier sein kann. Ich bin sicher, daß er dabei sein möchte, wenn sein Bruder heiratet, um ihm Gottes Segen zu wünschen. Kann er noch nicht gehen?«
    Alles, was unter jenen, die ihr Bestes für Meriet getan hatten, bekannt war, war die Tatsache, daß er gestürzt und geschwächt und mit einem verrenkten Fuß bettlägerig war.
    »Er humpelt mit einem Stock«, sagte Cadfael. »Ich

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