DGB 02 - Falsche Götter
ist ziemlich kalt, nicht? So ist es
jetzt schon seit Tagen, tatsächlich seit der Kriegsmeister
nach Davin gebracht wurde.«
Der Schirm der Editiermaschine erwachte zum Leben und hüllte sie beide in sein ausgewaschenes weißes Licht, während Keeler die Bilder durchging. Sie nahm sich jene vor, die sie auf Davin geknipst hatte, und dann die von Hauptmann Loken und dem Mournival vor dem Abflug zu den Flüsterspitzen.
»Was suchen Sie eigentlich?«, fragte Sindermann.
»Das hier«, erwiderte sie triumphierend, indem sie den Schirm neigte, sodass er das Bild darauf ebenfalls sehen konnte.
Die Datei enthielt acht Bilder, alle beim Kriegsrat auf Davin gemacht, wo Eugan Tembas Verrat offensichtlich geworden war. Jedes zeigte den Ersten Ordenspriester Erebus, und Keeler benutzte den Trackball, um auf sei nen tätowierten Schädel zu zoomen. Sindermann ächzte,
als er die Symbole auf Erebus' Kopf wiedererkannte.
Sie waren
identisch mit jenen in dem Buch, die er Keeler auf dem Subdeck gezeigt hatte.
»Dann stimmt es«, hauchte er. »Es muss das Buch Lor gar sein. Können Sie näher heran, um die Symbole auf allen Seiten von Erebus' Kopf zu zeigen? Ist das mög lich?«
»Bitte, Sie reden
mit mir«, erwiderte sie, während ihre Finger bereits über die Tasten der Maschine huschten.
Unter Benutzung aller Bilder des Word Bearers gelang es Euphrati, eine Abbildung aller auf seinen Kopf täto wierten Symbole zu erstellen und auf eine ebene Seite zu projizieren. Sindermann beobachtete ihr Geschick mit Bewunderung, und sie brauchte keine zehn Minu ten, um ein hochauflösendes Bild der Symbole auf Ere bus' Kopf zu erstellen.
Mit einem zufriedenen Grunzen drückte sie eine letz te Taste, und eine glänzende Kopie des Bilds glitt mit surrendem Seufzen aus der Seite der Maschine. Keeler hob es an den Ecken hoch und wartete ein paar Se kunden, bis es trocken war, bevor sie es Sindermann reichte.
»Bitte sehr«, sagte sie. »Hilft Ihnen das bei der Über setzung dieses Buchs?«
Sindermann hielt das Bild neben den Band, während sein Blick zwischen dem Buch und seinen Notizen hin und her wanderte. Die Finger folgten der Keilschrift.
»Ja, ja ...«, sagte er aufgeregt. »Hier, sehen Sie,
dieses Wort ist voller Vokal-Transliterationen, und das hier ist
eindeutig ein persönlicher Jargon, wenngleich von einer sehr viel dichteren, vielsilbrigen Konstruktion.«
Keeler blendete Sindermanns Worte aus, da sie seinen Fachjargon nicht mehr verstand. Karkasy oder Oliton wären vielleicht noch aus dem Iterator schlau gewor den, aber ihr Ding waren Bilder, nicht Worte.
»Wie lange wird es dauern, den Sinn zu ergründen?«,
fragte sie.
»Was?
Ach, nicht lange, würde ich meinen«, sagte er.
»Sobald man die grammatische Logik einer Sprache kennt, ist es relativ simpel, den Rest zu erschließen.«
»Wie lange also?«
»Geben Sie mir eine Stunde, dann lesen wir das zu sammen, ja?«
Sie nickte, schob ihren Stuhl zurück und sagte: »Schön,
ich sehe mich etwas um, wenn das für Sie in Ordnung ist.«
»Ja, sehen Sie sich an, was Ihnen ins Auge fällt, meine Liebe, obwohl ich fürchte, dass ein Großteil dieser Sammlung mehr etwas für verstaubte Akademiker wie mich
ist.«
Keeler lächelte, als sie sich erhob. »Ich bin vielleicht kein
Dokumentator, aber ich weiß, an welchem Ende ich anfangen muss, ein Buch zu lesen, Kyril.«
»Natürlich. Ich wollte nicht andeuten ...«
»Schon gut«, sagte sie und trat zwischen die Regale, um sich umzusehen, während sich Sindermann wieder seinen Büchern widmete.
Trotz ihres Scherzes ging ihr bald auf, dass Sinder mann tatsächlich recht hatte. Die nächste Stunde ver brachte sie damit, durch Regalreihen zu wandern, die mit Schriftrollen, Büchern und muffigen Sammlungen loser Blätter vollgestopft waren. Die meisten hatten un ergründliche Titel wie Interpretation von Astrologien und Astrotelepathischen Auguren, Ruchlose Entsagungen und
die Vielfältigen
mit solchen Werken Verbundenen Grauen oder Das Buch Atum.
Als sie an diesem letzten Buch vorbeikam, spürte sie, wie es sie kalt überlief, und sie hielt inne, um es
aus dem Regal zu
ziehen. Der Geruch seines abgenutzten Ledereinbands
war stark, und obwohl sie eigentlich nicht
den Wunsch hatte, das Buch zu lesen, konnte sie die seltsame Anziehungskraft nicht leugnen, die es auf sie ausübte.
Das Buch öffnete sich knarrend in ihrem Griff, und der Staub von Jahrhunderten wallte aus den Seiten, als sie umblätterte. Sie hustete, während sie
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