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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
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lange beschäftigt.«
    »Sie meinen, es ist schon länger her?«
    »Oh, nein. Ich hatte ihn ... ich kann mich nicht genau erinnern; als ich noch im . . . Park war?«
    »Und er hat sich auch nicht wiederholt?«
    »Nein, ich habe ihn nur einmal geträumt. Aber ich . . . denke oft daran.«
    Die eine Hand an der Halskette fingerte an einem Primsa. »Ich habe Sie das bereits gefragt, aber ich möchte es noch einmal bestätigt wissen: Im Traum hatten Sie Verkehr, hatten einen Orgasmus und gingen dann zu der Höhle. Es war nicht einfach ziemlich intensives Petting?«
    »Nein. Sie kam zuerst. Ich kann mich erinnern, daß es mich überraschte. Ich selber war fast fertig. Den Orgasmus hatte ich ungefähr dreißig Sekunden später als sie - was ungewöhnlich ist. Normalerweise brauche ich ein paar Minuten länger. Als ich kam, wehten Blätter gegen meine Seite. Und ich öffnete die Augen, und wir unterhielten uns eine Zeitlang.«
    Madame Brown grübelte, eine Glasperle gegen das Kinn gedrückt: »Ich habe einmal vor einigen Jahren bei einer Forschungsgruppe mitgearbeitet über - schlüpfrige Alte die ich bin - sexuelle Träume. Wir hatten zugegebenermaßen nur ein kleines Untersuchungsfeld: zweihundertneununddreißig Personen: Und alle beantworteten die Frage, ob sie ein befriedigendes Sexualleben führten, mit Ja. Dabei waren Frauen, Männer, ein paar ältere Jugendliche, Homosexuelle beiderlei Geschlechts. Ein überwältigend übereinstimmendes Bild ergab sich darin, daß, wenn man von Sex träumte und es kam zu einem Orgasmus, entweder der Träumer erwachte oder der Traum zu Ende war. Natürlich haben wir aus dieser Studie keine Schlüsse gezogen, und ich könnte Ihnen ellenlang die Einwände dagegen aufzählen. Aber Ihr Traum ist der erste, der mir jemals begegnet ist, wo ein Orgasmus erreicht wird und der Traum weitergeht.« Sie blickte mich an, als erwarte sie ein Geständnis von mir.
    »Was soll ich nun sagen?«
    »Alles, was Ihnen einfällt.«
    »Sie glauben, es war gar kein Traum? Glauben Sie, ich lüge, oder daß der Traum vielleicht . . .« Ich zog die Schultern zusammen und fühlte mich dum. »Ich weiß nicht . . .«
    »Sie wollen, daß ich annehme, es war kein Traum? Daß es wirklich war?« Sie runzelte schnell und plötzlich die Stirn. »Ja, das wollen Sie, stimmt's? Nun, ich kann das verstehen - wenn es Ihnen real erschien.« Unter dem Stirnrunzeln lag ein kleines, trauriges Lächeln. »Aber es war ein Traum, Kid. Weil . . .« Sie hielt inne; und ich fragte mich, welche Monde und Sonnen ihre Erinnerung heimsuchten. »Lassen Sie uns annehmen, es war keiner. Würden Sie das gern weiterdiskutieren? Was fällt Ihnen als erstes dabei ein?«
    »Ich habe Angst«, sagte ich. »Ganz plötzlich habe ich Angst.«
    »Wovor?«
    »Vor Ihnen.« Ich versuchte ein Lächeln, spürte aber, wie es tief in meinen Gesichtsmuskeln erstarb. »Was an mir versetzt Sie in Angst?«
    Ich blickte auf ihr genarbtes Bein. Ich sah auf die Kette, die sie an das Kinn preßte (erinnerte mich, was sie bei unserem ersten Zusammentreffen darüber gesagt hatte. Erinnerte mich, was Alptraum gesagt hatte. Was Alptraum gesagt hatte, war vernünftiger. Aber ich will ihr glauben. Spricht das nicht für irgendwas?) »Ich . . . ich kann nicht . . .« Wieder begann ich zu weinen. Und dieses Mal konnte ich nicht mehr aufhören. Überhaupt nicht. »Es muß ein Traum sein. Es muß . . .« Konnte sie mich unter dem Schluchzen überhaupt verstehen? »Wenn es kein Traum ist, dann . . . dann bin ich verrückt.« Und ich weinte über all die Dinge, die die Leute nicht verstehen, wenn andere Leute sie aussprechen. Ich weinte über das Wunder, daß sie überhaupt irgend etwas verstehen konnten.
     
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    Denny ist beschnitten; ich nicht. Nachdem wir es heute nachmittag getrieben hatten, saß er in die Ecke gekuschelt und fragte Lanya immer wieder, welchen Schwanz sie lieber hätte:»... einen mit allen Vorhängen oder einen beschnittenen?«
    »Mir ist das egal.« Sie saß mit gekreuzten Beinen, hielt meine Füße im Schoß und spielte mit meinen Zehen.
    »Aber was findest du sexyer?«
    »Ich glaube, es spielt keine Rolle. Sie fühlen sich beide gleich an.«
    »Aber findest du nicht einen von beiden schöner?«
    »Nein, finde ich nicht.«
    »Aber sie sind verschieden, deshalb mußt du doch unterschiedliche Gefühle dabei haben. Welcher ... ?« und so weiter, bis es mir zu langweilig wurde, ihnen zuzuhören.
    Um ihn zu stoppen, fragte ich: »Also, welchen findest du

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