DHAMPIR - Blutsverrat
auf?«
LeesilsahsichdieanderenPergamentean.Eswareninsgesamtacht,undjedeszeigteeinenanderenBereichodereineandereEtagederFestung.Allewarenunvollständig,undindreiFällenbeschränktensichdieDarstellungenaufdieAußenwände.ZweizeigtendasInnerederTürmemitinTintehinzugefügtenKennzeichnungenundLinien,dievielleichtüberdiePatrouillenwegevonWächternAuskunftgaben.
»Eine bessere Frag e … «, sagte Leesil wie zu sich selbst. »Warum hat er Zeichnungen von der Festung und trifft sich mit einem Anmaglâhk ?«
Magiere antwortete nicht und griff nach seinem Handgelenk. »Was hast du vor?«
»Ich frage ihn. Ich setze mich unten hin und warte, bis er zurückkehrt.«
»Ich warte mit dir«, sagte Magiere, und ihr Tonfall machte klar, dass sie keinen Widerspruch duldete.
»Er wird nur mit mir allein reden. Hol Wynn und Chap und geh zu Bett. Ich erzähle dir später, was ich herausgefunden habe.«
MagierezoganseinemHandgelenkundzwangihn,sieanzusehen.ZornblitzteinihrenAugen,aberdurchihreHandspürteLeesilMagieresZittern.DochdiesmalwollteerkeineZeitmiteinemStreitverlieren.
»Geh schlafen, Magiere!«, sagte er scharf. »Ich weiß, was ich tu e – und du nicht.«
MehrerestilleSekundenfolgten,alssieseinenBlickerwiderte.DannwandtesichMagierewortlosab.LeesilrolltediePergamentezusammen,schobsiesichuntersHemdundfolgteMagierenachunten.
Wynn war sehr überrascht, als Leesil die Suche für beendet erklärte. Sie protestierte und wollte weitersuchen, bis er ihr erklärte, dass er mit Byrd sprechen wollte, anstatt den ganzen Gasthof auseinanderzunehmen. Vielleicht war es etwas in seiner Stimme oder in seinem Gesich t – die junge Weise nickte und verlor kein weiteres Wort. Die Pergamente zeigte er ihr nicht, denn dann wäre er das Mädchen kaum mehr losgeworden. Magiere scheuchte Wynn und Chap nach oben und sah nicht noch einmal zurück.
Leesil drehte die Öllampen herunter, nahm an der vorderen Wand Platz, behielt die Tür im Auge und löste die Riemen der Stilettscheiden an seinen Unterarmen.
Seine Eltern hatten ihn in dieser Stadt viel gelehrt. Jenseits der Bande des Blutes gab es hier keine Freunde, und manchmal konnte man nicht einmal Familienangehörigen trauen. In dieser Stadt gab es nur Leute, von denen man noch nicht verraten worden war und die man selbst noch nicht verraten hatte.
Tomate und Kartoffel schliefen auf dem Bett. Wynn saß mit überkreuzten Beinen auf einem Läufer, bürstete Chap und versuchte, sein wild zerzaustes Fell in Ordnung zu bringen. Der Hund hatte gewiss keinen Gesichtsausdruck im menschlichen Sinn, aber die junge Weise glaubte, Chaps Stimmung oft genug erkennen zu können, und derzeit wirkte er erleichtert von der Aufmerksamkeit, die sie ihm schenkte. Mit ihren Händen in seinem silbergrauen Fell erinnerte sie sich wieder an das Rascheln, das sie während des Kampfes an der strawinischen Grenze gehört hatte.
EinTeilvonihrfühltesichschuldig,weilsiedenHun d – beziehungsweisedasFeenwesenoder Majay-hì –inletzterZeitvernachlässigthatte.ZweifelloswarermehralseingewöhnlichesTier,unddasMehrinihmverwirrtesie,machteihrmanchmalsogarAngst.SieriefsichinsGedächtniszurück,dasserihrwährendderganzenbisherigenReiseeintreuerGefährtegewesenwar.EtwasinihrfandTrostinseinerPräsenz,dochetwasanderesfürchtetedieverborgeneBedeutunghinterallseinenRätseln.SiewusstezuwenigvonChapsAbsichtenunddenGründen,dieihnveranlassthatten,seineExistenzbeidenFeenaufzugeben.
Hatte sie davon durch die Stimme in ihrem Kopf gehört, als Chap vor dem Kampf zorniger und wilder geworden war? Und wie hatte sie jene Dinge überhaupt wahrnehmen können?
Chap jaulte leise und drückte den Kopf gegen ihre Beine. Wynn schlang die Arme um ihn.
Manchmal, so wie jetzt, schien er nichts anderes zu sein als ein vierbeiniger Freund. Er zog den Kopf zurück und jaulte erneut, stellte dann die Ohren auf und sah sie wie fragend an.
Wynn musterte ihn nachdenklich. Es gab Momente, in denen seine Hundegestalt eine Maske zu sein schien, die über sein wahres Selbst, das eines fleischgewordenen Feenwesens, hinwegtäuschte.
Plötzlich wurde vor Wynns Augen alles blauweiß.
Übelkeit erfasste sie. Das Zimmer um die junge Weise herum wurde schattenhaft, schien an Substanz zu verlieren. Grauweißer Nebel wogte heran, und von ihm ging ein seltsames Glühen aus, das alles durchdrang. In den Wänden wurde dieses Glühen matter, und hier und dort gab es so etwas wie hohle Schatten. Bei den schlafenden kleinen Katzen Tomate und Kartoffel verdichteten sich
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