Diagnose negativ
Malverdeen schien ein schnellreagierender Mann zu sein. Sekunden später rief ich über Unterwassersprechfunk den fliehenden Kreuzer an.
»HC-9 an Kommandant CALIGULA – laufen Sie weiterhin ab. Schießen Sie nicht, hören Sie – nicht schießen! Bringen Sie Ihr Boot in Sicherheit. Suchen Sie das ›weiche‹ Wasser der oberen Regionen auf. Lassen Sie sich von der wahrscheinlichen Druckwelle nicht in größeren Tiefen erfassen. Bestätigen Sie! Malverdeen – bestätigen Sie!«
Die letzten Worte hatte ich in heller Panik herausgeschrien. Nur nebenbei bemerkte ich, daß Nefroth unser Boot ebenfalls auf Gegenkurs geworfen hatte. Für das wilde Manöver gab es keinen anderen Ausdruck.
Wir jagten mit achtzig Knoten Fahrt durch die Tiefsee, und doch waren die Leuchterscheinungen schneller als wir. Wir badeten in einem Meer aus Licht und unglaublich rasch heiß werdenden Wassermassen.
»Malverdeen!« schrie ich nochmals in das Mikrophon. »Malverdeen, Ihre Bestätigung kommt nicht mehr durch. Wenn Sie mich aber gehört haben, so befolgen Sie unter allen Umständen die Anweisungen. Keinesfalls schießen, weder mit normalen, noch mit atomaren Torpedos. Das ist sinnlos. Fliehen Sie, laufen Sie mit äußerster Kraft ab. Malverdeen …!«
Es kam keine Antwort durch, was bei dem Krachen und Kreischen in den Empfängerlautsprechern auch nicht verwunderlich war.
Da sagte TS-19 dicht an meinem Ohr:
»Er wird schießen! Auch wenn er vorher nicht den Befehl erhalten hätte, bei ungewöhnlichen Ereignissen das Feuer zu eröffnen, würde er nun von sich aus die Torpedos lösen.«
Nefroths Gesicht war verzerrt. Auf den Bildschirmen war die Leuchtblase nur noch verschwommen zu sehen. Dort hinten begann das Wasser der Tiefsee zu kochen. Dampfdruckwellen entstanden, die hier, im ungeheuer »harten« Wasser auf jeden Körper eine vernichtende Wirkung haben mußten.
Auch um uns brodelte das Wasser. Erste Stöße erreichten das Boot; dann geschah das, was ich nicht mehr hatte verhindern können.
Natürlich – Fregattenkapitän Malverdeen hatte klare Befehle erhalten. Wie hätte er in diesem Augenblick auch ahnen sollen, daß seine Torpedoschüsse mehr als sinnlos und sogar im höchsten Maße gefährlich waren!
Offenbar stand er schon weit genug entfernt. Todsicher hatten seine elektronischen Schußberechner ermittelt, daß die von einer atomaren Torpedoexplosion erzeugte Unterwasserdruckwelle für den schweren Kreuzer selbst nicht mehr gefährlich werden könnte.
Außerdem hatte Malverdeen noch die neuen Joker-Aale an Bord. Sie liefen nicht nur mit einer Geschwindigkeit von dreihundert Seemeilen auf das Ziel zu; sie entwickelten nebenbei auch noch eine Energie, die der von hundert Tonnen TNT entsprach.
Schon auf dem offenen Land wäre eine solche Detonation beachtlich gewesen. In der Tiefsee mußte sie verheerend sein! Als ich diese Fakten einigermaßen durchdacht hatte, verlor Malverdeen die Nerven.
Wir bekamen die Meldung aus der Ortungszentrale. Sie besagte, daß zwei winzige Körper mit hoher Geschwindigkeit in den brodelnden Dampfkessel rasten, hinter dem, anscheinend unverletzbar, die strahlende Kuppel stand.
Nefroths Befehle erklangen über die Lautsprecheranlage des Bootes. Die Besatzungsmitglieder befolgten eilig die Anweisungen. Ich wurde von einem Seemann in einen Kontrollsessel gestoßen, wo sich weichgepolsterte Klammern um meinen Körper legten.
TS-19 suchte ebenfalls einen festen Halt. In Tiefseeboten vom Typ des B-161 schien man einige Erfahrungen zu besitzen.
Wir lagen mit Höchstfahrt auf Gegenkurs. Unsere Tiefe betrug
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