Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr
Brüste strichen über mein Handgelenk, während ihre Finger meinen Handteller entlang fuhren. »Da ist eine Liebe, die sich in dein Leben windet und wieder hinaus. Manchmal geht sie, aber wenn sie das tut, verläuft sie neben deiner, bis sie wieder zurückkehrt.« Sie hob meine Hand näher vors Gesicht und studierte sie. Dann küsste sie meinen Handteller und legte sie wieder auf ihre Brust. »Das bedeutet jedoch nicht, dass du alleine und müßig irgendwo auf ihre Rückkehr warten musst«, schlug sie flüsternd vor.
Finkel ersparte uns beiden die Peinlichkeit, meine Ablehnung zu hören. Willst du eine Ratte? Ich blickte auf. Der orangefarbene Kater hockte unter den Deckenbalken, und seine Beute zuckte in seinem Kiefer, während er auf uns herunter starrte. Sie hat noch genug Leben in sich.
Nein. Töte sie einfach. Ich fühlte die Qual der Ratte wie einen roten Funken. Das Leben gibt nie freiwillig auf.
Finkel ignorierte meine Weigerung. Er sprang runter und landete neben uns im Bett, wo er seine Beute losließ. Der wilde Nager huschte auf uns zu; eine Hinterpfote schleifte er hinter sich her. Jinna schrie entsetzt auf und sprang aus dem Bett. Ich schnappte mir die Ratte. Ein Griff, ein Drehen, und ihr Leiden hatte ein Ende.
Du bist schnell!, lobte Finkel.
Hier. Bring sie weg. Ich bot ihm die tote Ratte an.
Er schnüffelte an dem toten Leib. Du hast sie zerbrochen! Finkel hockte sich aufs Bett und starrte mich missbilligend an.
Bring sie weg.
Ich will sie nicht. Jetzt macht sie keinen Spaß mehr. Er knurrte mich an und sprang dann vom Bett herunter. Du hast es zu schnell zu Ende gebracht. Du weißt einfach nicht, wie man spielt. Sofort ging er zur Tür, krallte an der Klinke und verlangte, hinausgelassen zu werden. Jinna, die sich das Kleid zum Schutz ihrer Nacktheit an den Leib drückte, öffnete die Tür, und der Kater glitt hinaus. Ich blieb nackt im Bett zurück, eine tote Ratte in den Händen. Blut floss aus Nase und Mund des Tieres über meine Hand.
Meine Hose und meine Strümpfe hingen noch immer aneinander, als Jinna sie mir zuwarf. »Mach ja kein Blut auf mein Bett«, warnte sie mich, sodass ich die Ratte nicht weglegte, sondern versuchte, mit einer Hand in meine Hose zu kommen.
Ich warf die Ratte auf einen Abfallhaufen hinter dem Haus. Als ich wieder reinkam, goss Jinna gerade heißes Wasser über den Tee im Kessel. Sie lächelte mich an. »Der andere Tee scheint in der Zwischenzeit kalt geworden zu sein.«
»Wirklich?« Ich versuchte, so locker zu klingen wie sie. Ich ging ins Schlafzimmer zurück, um mein Hemd zu holen. Nachdem ich es angezogen hatte, machte ich das Bett. Dabei vermied ich es, das Amulett anzusehen. Als ich wieder herauskam, ignorierte ich mein Verlangen, einfach zu gehen, und setzte mich an den Tisch. Wir teilten uns Brot, Butter, Honig und heißen Tee. Jinna plapperte über die drei Frauen, die vorhin bei ihr gewesen waren. Sie hatte der jüngsten Tochter aus der Hand gelesen, um zu sehen, ob ein Heiratsangebot Glück für sie bedeutete. Dann hatte sie ihr geraten zu warten. Es war eine lange Geschichte voller Einzelheiten, und ich ließ sie sanft an mir vorübergleiten. Finkel kam zu meinem Stuhl, richtete sich auf und grub die Vorderkrallen in mein Bein; dann wuchtete er sich auf meinen Schoß. Von dort begutachtete er den Tisch.
Butter für die Katze.
Ich habe keinen Grund, nett zu dir zu sein.
Doch, das hast du. Ich bin die Katze.
Er war so überlegen selbstbewusst, dass das tatsächlich Grund genug für mich war, Butter auf eine Brotecke zu schmieren und ihm anzubieten. Ich hatte erwartet, dass er das Stück wegtragen würde. Stattdessen gestattete er mir, es zu halten, während er die Butter ableckte. Mehr.
Nein.
»… oder Harm könnte wirklich Ärger bekommen.«
Ich versuchte, Jinnas Worte zurückzuverfolgen, erkannte aber, dass ich den Gesprächsfaden vollständig verloren hatte. Finkel grub seine Krallen in mein Bein, als ich ihn ignorierte. »Nun, ich habe die Absicht gehabt, heute mit ihm zu sprechen«, sagte ich und hoffte, dass dieser Kommentar Sinn ergab.
»Das solltest du. Natürlich ist es sinnlos, hier auf ihn zu warten. Selbst wenn du gestern Abend gekommen wärst, hättest du auf ihn warten müssen. Er kommt jede Nacht erst spät heim und geht morgens meist zu spät zur Arbeit.«
Ich machte mir Sorgen. Das klang ganz und gar nicht nach Harm.
»Was schlägst du also vor?«
Jinna atmete tief ein und stieß die Luft ein wenig verärgert aus. Ich
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