Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache
Mantel über die Schulter, drückte meine Hand auf den Pfeiler und ging hindurch.
Ich stolperte, als ich im Pfeilerraum ankam. Dann wurde ich mit einem Schlag benommen, und ich musste mich auf die verstaubten Fliesen setzen, bis das Gefühl vorüber war. »Nicht genug Schlaf und die Steine zweimal in zu kurzem Abstand benutzt. Nicht gut«, sagte ich mir selbst. »Nein, das war wirklich nicht klug.« Ich versuchte aufzustehen, beschloss dann aber, doch noch ein wenig sitzen zu bleiben, bis der Turm sich nicht mehr drehte. Es dauerte mehrere Augenblicke, bevor mir etwas Offensichtliches auffiel. Der Boden war nicht länger kalt. Ich legte beide Hände prüfend darauf. Wirklich warm war er zwar nicht, aber irgendetwas zwischen kalt und warm. Ich stand auf und bemerkte, dass auch die Fenster nicht länger zugefroren waren. Ich glaubte, ein Flüstern hinter mir zu hören, und drehte mich rasch um. Es war niemand dort. Vielleicht war es nur ein verirrter Sommerwind, ein warmer Wind aus dem Süden, der über die Insel hinwegwehte. Sehr seltsam. Ich hatte jedoch keine Zeit, länger darüber nachzudenken.
Mit dem Korb am Arm verließ ich den Pfeilerraum, um durch das eisige Labyrinth zu eilen. Mein Kopf pochte. Mit einer solchen Temperaturveränderung hatte ich nicht gerechnet. In einem Gang floss Wasser über die Steine und in einem breiten Rinnsal über den Boden. Die sanfte Erwärmung der Gänge und Kammern ließ jedoch langsam nach und endete schließlich, als ich die Eisgrenze erreichte. Kleine schwarze Flecken tanzten vor meinen Augen. Ich blieb stehen, legte die Stirn an die Eiswand und ruhte mich erst einmal aus. Die Flecken verschwanden, und langsam fühlte ich mich wieder wie ich selbst. Der Kühle schien zu helfen. Ich ging weiter. Schließlich trat ich aus dem Spalt in der Felswand und stieg den schmalen Pfad zur Höhle des Schwarzen Mannes hinunter, den Mantel fest um die Schulter geschlungen und den Korb am Arm.
Ich klopfte an die Tür des Schwarzen Mannes. Niemand antwortete. Ich klopfte erneut, zögerte kurz und zog dann den Riegel zurück. Die Tür schwang auf, und ich trat ein.
Es dauerte einen Augenblick, bis sich meine Augen an das trübe Licht gewöhnt hatten. Der Narr schlief tief und fest auf einer Pritsche neben dem Kamin. Von Prilkop war keine Spur zu sehen. Leise schloss ich die Tür, stellte den Korb auf Prilkops niedrigen Tisch und zog den Mantel aus. Dann ging ich zum Narren, hockte mich nieder und blickte in sein schlafendes Gesicht. Dass seine Haut tatsächlich dunkler wurde, war deutlich zu sehen. Ich wollte ihn wecken und ihn fragen, wie es ihm ging, aber ich widerstand diesem Verlangen. Stattdessen lud ich den Korb aus, fand einen Holzteller für das Brot und den Käse und eine Schale für das Obst. Prilkops Wasserfass war beinahe leer. Ich setzte Teewasser auf und ging dann mit zwei Eimern hinaus, um nach einer Stelle zu suchen, wo Wasser frei über die Felsen fiel. Ich wartete, bis sich die Eimer gefüllt hatten, und schleppte sie dann hinein. Schließlich war das Wasser heiß, und ich goss einen wohlriechenden Tee auf.
Ich glaube, es war das Teearoma, was den Narren weckte. Er öffnete die Augen, blieb aber still liegen und starrte eine Zeit lang ins Feuer. Er bewegte sich nicht, bis ich fragte: »Narr? Fühlst du dich schon besser?«
Er zuckte leicht zusammen und riss dann den Kopf zu mir herum, während er den Körper gleichzeitig schützend zusammenrollte. Es tat mir Leid, dass ich ihn erschreckt hatte. Ich verstand seinen Reflex nur allzu gut.
Ich bemerkte nichts dazu, sondern sagte nur: »Ich bin wieder zurückgekommen und habe euch etwas zu essen gebracht. Hast du Hunger?«
Er schob die Decke ein Stück hinunter und setzte sich halb auf, dann ließ er sich wieder aufs Bett zurückfallen. »Es geht mir schon besser. Der Tee riecht gut.«
»Ich habe zwar keine Aprikosen, aber Pflaumen habe ich dir mitgebracht.«
»Aprikosen?«
»Ich habe mir schon gedacht, dass du in Gedanken woanders warst, als du mich um Aprikosen gebeten hast. Das Fieber, weißt du? Trotzdem hätte ich sie für dich stibitzt, wenn welche da gewesen wären.«
»Danke«, sagte er. Dann starrte er mich an. »Du siehst anders aus, und das liegt nicht nur daran, dass du sauber und rasiert bist.«
»Ich fühle mich auch anders; aber das Waschen hat geholfen. Ich wünschte, ich hätte dir auch das Dampfbad von Bocksburg mitbringen können. Ich glaube, ein Aufenthalt darin würde dir gut tun. Sobald du wieder
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