Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache
laufen kannst, werde ich dich nach Hause bringen. Ich habe Kettricken gesagt, dass ich dich eine Zeit lang in Chades Turmzimmer unterbringen werde, bis du dich vollständig erholt und dich entschieden hast, wer du als Nächstes werden möchtest.«
»Wer ich als Nächstes werden möchte ...« Er machte einen leisen amüsierten Laut. Ich fand kein geeignetes Messer, um das Brot zu schneiden, also riss ich einfach ein Stück ab. Dann brachte ich ihm Brot, Käse und eine Pflaume, und als der Tee fertig war, schenkte ich ihm einen Becher ein. »Wo ist Prilkop?«, fragte ich, als er an dem Getränk nippte. Ich war ein wenig verärgert darüber, dass dieser den Narren einfach so allein gelassen hatte.
»Oh, irgendwo unterwegs. Er hat die Feste der Uralten untersucht, um zu sehen, was für Schäden sie davongetragen hat. Während du fort warst, hatten wir Zeit zu reden - wenn ich denn mal wach war. Oft war das wohl nicht der Fall, glaube ich. Er hat mir Geschichten über die alte Stadt erzählt; sie scheinen mit meinen Träumen verbunden zu sein. Ich vermute, jetzt ist er auch dort. Er hat davon gesprochen, welche Schäden die Bleiche Frau verursacht hat und was er wieder in Ordnung bringen könne. Ich nehme an, während ihrer Herrschaft hat er die Stadt weniger gastfreundlich gemacht, um sie zu vertreiben. Jetzt beabsichtigt er, all das wieder rückgängig zu machen. Ich habe ihn gefragt: >Für wen?< Und er hat mir geantwortet: Vielleicht einfach nur, um wenigstens irgendetwas wieder in Ordnung zu bringen. < Nach dem Tod der anderen hat er viele, viele Jahre allein hier gelebt - vielleicht seit Generationen. Er hat die Jahre nicht gezählt, aber ich bin sicher, dass wir von einer sehr langen Zeitspanne sprechen. Als sie hier eingetroffen ist, hat er die Bleiche Frau und ihren Katalysten zunächst willkommen geheißen, in dem Glauben, sie seien gekommen, um seinen Zielen zu dienen.«
Er atmete tief ein und nippte an seinem Tee. »Iss erst mal etwas. Deine Geschichten kannst du mir auch später erzählen«, schlug ich ihm vor.
»Dann berichte du von deinen, während ich esse. Irgendetwas Bedeutsames ist dir widerfahren. Das sehe ich dir deutlich an.«
Und so erzählte ich, wie ich es sonst niemandem hätte erzählen können, was geschehen war. Er lächelte, doch sein Lächeln schien von Traurigkeit geprägt zu sein, und immer wieder nickte er, als hätte ich ihm etwas bestätigt, was er ohnehin schon wusste. Nachdem er fertig war, warf er den Pflaumenkern ins Feuer und sagte leise: »Nun, es ist schön zu wissen, dass sich meine letzte Prophezeiung bestätigt hat.«
»Dann werde ich also bis ans Ende meiner Tage in Glück und Frieden leben, wie die Barden singen?«
Er verzog den Mund und schüttelte den Kopf. »Du wirst unter Menschen leben, die dich lieben und Erwartungen an dich stellen. Das wird dein Leben schrecklich kompliziert machen, und die eine Hälfte der Zeit wirst du krank vor Sorge sein, die andere wirst du dich schrecklich über diese Menschen ärgern. Und sie werden dir viel Freude machen.« Er wandte sich von mir ab, nahm seinen Becher und blickte hinein wie eine Krudhexe, die in den Teeblättern las. »Das Schicksal hat vor dir kapituliert, FitzChivalric Weitseher. Du hast gewonnen. In der Zukunft, die du nun gefunden hast, ist es sehr wahrscheinlich, dass du ein hohes Alter erreichen wirst. Das Schicksal droht nicht länger, dich jeden Augenblick vom Spielbrett zu nehmen.«
Ich versuchte, Erleichterung ob seiner Worte zu empfinden. »Ich war es auch allmählich leid, vom Tod zurückgeholt zu werden, nur um ihm dann gleich wieder zum Opfer zu fallen.«
»Das ist auch wirklich übel. Ich weiß jetzt, wie übel das ist. Das hast du mir gezeigt.« Fast lächelte er sein altes Lächeln. »Lass es uns dabei bewenden.« Ich nickte. Dann sagte er so rasch, als fürchte er, ich könne ihn unterbrechen: »Prilkop und ich, wir haben darüber gesprochen, was als Nächstes geschehen soll.«
Ich lächelte. »Ein neuer Plan, die Welt zu retten? Ein Plan, bei dem ich ausnahmsweise mal nicht so häufig sterben muss?«
»Ein Plan, mit dem du gar nichts zu tun hast«, erwiderte er leise. »Man könnte sagen, dass wir in gewissem Sinne wieder nach Hause zurückkehren werden. Zurück an den Ort, der uns geformt hat.«
»Du hast doch gesagt, dort würde sich niemand mehr an dich erinnern, und deshalb sei es sinnlos zurückzugehen.« Allmählich machte ich mir Sorgen.
»Nicht zurück an der Ort, wo ich geboren worden
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