Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache
verdunkelt, und sein Ernst schien, keine vorübergehende Laune zu sein, sondern tief in seinem Geist verwurzelt. Ich ließ ihm Zeit, sich die Worte zu überlegen. Ich vermutete, dass er sich bemühte, zu einer Entscheidung zu gelangen, und dass sein Herz noch immer unschlüssig war, so entschlossen er sich auch gab.
»Fitz, ich habe meinem Tod ins Auge geblickt, nicht tapfer vielleicht, aber ich habe ihm ins Auge geblickt, weil ich gesehen habe, was darauf folgen könnte, und so habe ich den Preis für wert erachtet. Ich habe mich entschlossen, auf diese Insel zu kommen und die Ereignisse in Gang zu setzen, die mit der Auferstehung des Drachen geendet haben. Ich wusste, dass ich sterben würde, einen schrecklichen, schmerzvollen, kalten Tod. Aber ich habe auch die Chance gesehen, die Drachen wieder in die Welt zurückzubringen - Lebewesen, so arrogant und liebenswert zugleich wie die Menschen, das perfekte Gegengewicht zu ihnen. Ich habe von einer Welt geträumt, in der die Menschen die Natur
nicht
beherrschen und ihr ihre Ordnung aufzwingen können. Es wird keine friedvolle Welt sein, und es könnte durchaus sein, dass mich die Menschen für das verfluchen werden, was hier geschehen ist. Aber es wird eine Welt sein, in der Menschen und Drachen so sehr miteinander beschäftigt sind, dass sie gar keine Zeit haben, sich die Natur zu unterwerfen. Das war es, was ich gesehen habe.«
»Schön!« Ich war dieses Gerede von Drachen leid. Tatsächlich machte mich ausgesprochen nervös, was er auf die Welt losgelassen hatte. »Jetzt wird es also wieder Drachen geben. Jede Menge von ihnen, wenn ich so daran zurückdenke, was ich über dem Schlachtfeld gesehen habe. Aber warum kannst du nicht zurückkommen und...«
»Schschsch!«, tadelte er mich streng. »Glaubst du etwa, das fällt mir leicht? Glaubst du, dass ich das nur aus irgendwelchen hochfliegenden Grunden tue? Glaubst du, dass es mir leicht fällt, meinen Weg von deinem zu lösen? Nein, es gibt auch etwas weit Persönlicheres, was meinen Pfad von deinem trennt. Der Grund ist das, was ich in einem weit kleineren Maßstab gesehen habe. Ich habe dich gesehen, nach meinem Tod, wie du dich an Dingen und Menschen erfreut hast, die du dir so lange vorenthalten hast. Du sollst das Leben leben, für das du nach meinem Tod bestimmt warst. Gleichzeitig hast du auch mir ein neues Leben geschenkt. Soll ich das nun benutzen, um dir das deine zu nehmen?« Und bedächtiger fügte er hinzu: »Ich kann dich lieben, Fitz, aber ich kann nicht zulassen, dass diese Liebe dich und das, was du bist, zerstört.« Müde rieb er sich das Gesicht und knurrte dann verärgert ob der Haut, die sich unter seinen Fingern löste. Er schüttelte die Hautfetzen von seinen Fingerspitzen, rieb sich noch einmal kräftig über das Gesicht und verschränkte dann die Hände im Schoß und blickte ins Feuer. Ich starrte ihn an und wartete verwirrt.
Hinter uns bewegte sich Prilkop leise durch den Raum. Ich hörte ein Klicken und blickte hinter mich. Prilkop hatte einen kleinen Sack geöffnet, aus dem er nun Steine holte. Ich erkannte sie sofort. Es waren Erinnerungssteine, in gleichförmige Würfel gehauen, ähnlich jenen, die ich in der Kammer der Uralten gesehen hatte. Ich beobachtete, wie er sich einen kurz an die Schläfe hielt, lächelte und ihn beiseite legte. Diesen Vorgang wiederholte er immer und immer wieder. Bald war für mich offensichtlich, dass er die Würfel in verschiedene Stapel sortierte. Er hob den Kopf und bemerkte, dass der Narr und ich ihn beobachteten. Er lächelte und hielt einen Würfel hoch. »Musik«, sagte er. Und noch ein Würfel. »Etwas Poesie.« Ein weiterer Würfel. »Geschichte und wieder Musik.« Er bot mir einen an, doch ich winkte nervös ab. Der Narr streckte jedoch die Hand aus, um ihn vorsichtig mit seiner von der Gabe beseelten Fingerspitze zu berühren. Sofort riss er sie wieder zurück, als hätte er sich verbrannt, doch dann lächelte er mich an. »Das ist wirklich Musik. Wie eine Flut. Du solltest es einmal versuchen, Fitz.«
»Wir haben gerade miteinander geredet«, erinnerte ich ihn, »und zwar darüber, dass du mit mir nach Bocksburg kommst.«
»Nein. Wir haben darüber geredet, dass ich
nicht
zurückkommen werde.« Er versuchte sich an einem Lächeln, scheiterte aber.
Ich schaute ihn nur an. Kurze Zeit später sagte er etwas zu Prilkop, was wie eine Bitte klang. Fast gleichzeitig fühlte ich Chade in meinen Gedanken.
Ich möchte mit der Königin
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