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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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sanft fragte er mich: »Hättest du damit zufrieden sein können, mit Nachtauge bei den Wölfen zu leben?«
    »Ich wäre zumindest bereit gewesen, es zu versuchen«, antwortete ich stur.
    »Selbst wenn seine Gefährtin dich nie wirklich hätte akzeptieren können?«
    »Könntest du einmal nur einfach sagen, was du sagen willst?«
    Er schaute mich an und rieb sich das Kinn, als würde er wirklich darüber nachdenken. Dann lächelte er traurig. »Nein, das kann ich nicht. Nicht ohne etwas zu beschädigen, was mir wertvoll ist.« Als hätte er das Thema überhaupt nicht gewechselt, fragte er: »Wirst du Pflichtgetreu je erzählen, dass dein Leib ihn gezeugt hat?«
    Ich mochte nicht, wenn er das laut aussprach, auch nicht wenn wir beide allein waren. Durch das starke Gabenband zwischen mir und Pflichtgetreu waren wir uns ständig nahe. »Nein«, antwortete ich knapp. »Dadurch würde er viel zu viele Dinge anders sehen. Es würde ihn verletzen, und es würde das Bild beschädigen, das er von seinem Vater hat, seine Gefühle seiner Mutter und auch seine Gefühle mir gegenüber. Und welchen Sinn sollte das auch haben?«
    »Genau. So wirst du ihn stets wie einen Sohn lieben, ihn aber wie deinen Prinzen behandeln, nur einen Schritt von dem entfernt, wonach du dich sehnst. Denn selbst, wenn du es ihm sagen würdest, könntest du nie sein Vater sein.«
    Allmählich wurde ich wieder wütend. »Du bist nicht mein Vater.«
    »Nein.« Er wandte sich erneut dem Feuer zu. »Und ich bin auch nicht dein Geliebter.«
    Plötzlich fühlte ich mich müde und verbitteu. »Ist es das, worum es hier geht? Du willst mit mir ins Bett? Du willst nicht mit zurück nach Bocksburg, weil ich nicht mit dir ins Bett gehen will?«
    »Nein!« Er schrie das Wort nicht, doch irgendetwas an seinem Tonfall zwang mich zu schweigen. Seine Stimme klang tief, beinahe hart, als er sagte: »Du kommst immer wieder darauf zurück, als sei das der einzige Ausdruck von Liebe.«
    Er seufzte und sank aufs Kissen. Dann musterte er mich abschätzend und fragte: »Sag mir: Hast du Nachtauge geliebt?«
    »Natürlich.«
    »Ohne Einschränkung.«
    »Ja.«
    »Dann hast du dir laut deiner Logik also gewünscht, dich mit ihm zu paaren.«
    »Ich habe mir gewünscht... Nein!«
    »Aha. Aber hatte das nur damit zu tun, dass er ebenfalls männlich war? Nichts mit euren anderen Unterschieden?«
    Ich starrte ihn mit offenem Mund an. Es gelang ihm noch einen Augenblick länger, ein ernstes Gesicht zu bewahren. Dann lachte er, und zwar so frei und offen, wie ich ihn schon seit langem nicht mehr hatte lachen hören. Ich wollte den Beleidigten spielen, doch sein Lachen war eine derartige Erleichterung, auch wenn es auf meine Kosten ging, dass ich das schlicht nicht konnte.
    Schließlich kam er wieder zu Atem. »Da siehst du es, Fitz. Ich habe dir gesagt, dass ich meiner Liebe zu dir keine Grenzen setze. Das tue ich auch wirklich nicht. Doch ich habe nie von dir erwartet, dass du mir deinen Körper gibst. Ich wollte immer nur dein Herz, ganz für mich allein - obwohl ich nie ein Recht darauf hatte, denn du hattest es schon vergeben, bevor du mich überhaupt gesehen hast.« Er schüttelte den Kopf. »Vor langer Zeit hast du mir einmal gesagt, dass Molly deine enge Beziehung mit dem Wolf nie dulden würde, dass sie dich zwingen würde, zwischen ihnen zu wählen. Glaubst du das immer noch?«
    »Ich halte es für sehr wahrscheinlich«, musste ich leise zugeben.
    »Und wie, denkst du, würde sie wohl auf mich reagieren?« Er hielt kurz inne. »Für wen würdest du dich entscheiden? Und was würdest du, unabhängig von deiner Entscheidung, verlieren, wenn man dich dazu zwingen würde? Das sind die Fragen, über die ich nachdenken muss. Wenn ich mit dir zurückgehe und solch eine Entscheidung zu einem Teil deiner Zukunft mache, was wird mein Katalyst im Zuge dieses Prozesses noch alles verändern? Und wenn du die Sechs Provinzen mit mir verlassen würdest, was für eine Zukunft würden wir dann unwissend in Gang setzen?«
    Ich schüttelte den Kopf und wandte mich von ihm ab. Doch seine Worte flossen erbarmungslos weiter, und meine Ohren hörten sie.
    »Nachtauge hat sich entschieden. Er hat sich zwischen seinem Rudel und dem Band zu dir entschieden. Ich weiß nicht, ob du je mit ihm darüber gesprochen hast, was ihn diese Entscheidung gekostet hat. Ich bezweifele es aber. Das Wenige, das ich über ihn weiß, lässt mich glauben, dass er sich entschieden und von diesem Punkt schlicht

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