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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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hatte er mir gesagt, er sei älter als Nachtauge, und ich zählte zusammen ... Ich schob den Gedanken beiseite. Ich wollte gar nicht darüber nachdenken, wie unterschiedlich wir waren, wie unterschiedlich wir
schon immer
gewesen waren. Unsere Freundschaft hatte diese Grenze überschritten und uns eins werden lassen.
    So wie mein Band mit Nachtauge uns hatte eins werden lassen. Und doch... Ich seufzte, als ich dem Schwarzen Mann die Treppen wieder hinunter in den Kartenraum folgte. Ich war ein Mensch mit den Gedanken eines Menschen, und so war ich nie imstande gewesen, so im Jetzt zu leben, wie Nachtauge es getan hatte. Auch verfügte ich nicht über die Fähigkeit, meine Jahre über das eigentliche Maß hinaus zu verlängern.
    Sah mich so der Narr?
    Ich stieß einen leisen kehligen Laut aus. Prilkop blickte zu mir zurück, sagte aber nichts. Als wir den Kartenraum erreichten, blieb er an dem Landschaftsrelief stehen. Er rieb sich die Hände, während er es betrachtete, hob dann eine Augenbraue und deutete darauf.
    Ich berührte die Edelsteine nahe Bocksburg »Bocksburg«, erklärte ich ihm. »Meine Heimat.«
    Er nickte weise. Dann berührte er, wie schon der Narr zuvor, das Land weit im Süden. »Heimat«, sagte er und ließ dann den Finger zu seiner kleinen Bucht an der Küste dieses Landes wandern. »Clerres.«
    »Eure Schule«, vermutete ich. »Dorthin wollt ihr zurückkehren.«
    Er hielt kurz inne, neigte den Kopf zur Seite und nickte dann. »Ja. Unsere Schule.« Er warf mir einen traurigen Blick zu. »Dorthin müssen wir zurückkehren. Das, was wir gelernt haben, muss aufgezeichnet werden - für andere, die noch kommen werden. Das ist sehr wichtig.«
    »Ich verstehe.«
    Der Schwarze Mann schaute mich freundlich an. »Nein, das tust du nicht.« Erneut musterte er die Karte und bemerkte dann, als würde er mit sich selbst sprechen: »Das Loslassen ist schwer, doch genau das musst du tun. Das müsst ihr beide. Lass los. Wenn du das nicht tust, wirst du weitere Veränderungen bewirken. Blind. Wenn du wegen ihm Veränderungen hervorrufst, was entwickelt sich dann daraus? Niemand vermag das zu sagen. Oft sind es nur kleine Dinge. Du bringst ihm Brot. Er isst. Wenn du ihm nicht das Brot bringst, isst es ein anderer. Siehst du? Eine Veränderung. Eine kleine Veränderung. Ihm gibst du deine Zeit und deine Freundschaft, mit ihm redest du. Wem enthältst du deshalb deine Zeit vor? Hm? Das ist vielleicht schon eine große Veränderung. Lass los, Wandler des Narren. Eure gemeinsame Zeit ist vorbei. Vorbei.«
    Das ging ihn nichts an, und fast hätte ich ihm das auch gesagt. Aber er blickte mich so freundlich und mitfühlend an, dass mein Zorn verschwand, kaum dass er aufgekeimt war.
    »Lass uns wieder zurückgehen«, schlug er vor. Ich setzte gerade zu einem Nicken an, als Dick in meine Gedanken eindrang.
    Fitz ?st du fertig ?Die Königin wartet immer noch.
    Ich seufzte müde. Ich sollte mich besser darum kümmern und mir dann ein wenig Zeit für mich nehmen.
Ich bin fertig. Diesmal bringe ich auch die Gabenschriften mit. Triff mich an den Zeugensteinen und hilf mir tragen.
    Nein! Ich esse gerade Stachelbeerkuchen! Mit Sahne.
    Dann nach dem Kuchen.
Plötzlich konnte ich Dicks Unwillen, seinen Kuchen im Stich zu lassen, sehr gut nachvollziehen. Prilkop hatte den Fuß der Treppe erreicht. Fragend blickte er zu mir hinauf. »Ich muss eine Zeit lang nach Hause zurück«, erklärte ich ihm. »Bitte, sag dem Narren, dass ich so bald wie möglich wieder zurück sein werde. Dann bringe ich auch wieder etwas zu essen mit, Obst und Brot.«
    Prilkop wirkte besorgt. »Doch nicht durch die Portalsteine? So schnell wieder? Das ist nicht klug. Das ist sogar dumm.« Er winkte mir. »Komm mit. Eine Nacht, ein Tag, eine Nacht, ein Tag, und dann kannst du wieder durch die Steine gehen, wenn du musst.«
    »Ich fürchte, ich muss jetzt gehen.« Ich wollte den Narren weder sehen noch sprechen, bevor ich keinen Weg gefunden hatte, seine Argumente auszuhöhlen.
    »Wandler?, kannst du das tun? Hast du das früher schon getan?«
    »Mehrere Male.«
    Er stieg die Treppe wieder zu mir hinauf und legte besorgt die Stirn in Falten. »Ich habe noch nie gesehen, dass jemand das so oft und so kurz hintereinander getan hat. Sei vorsichtig. Und komm nicht zu bald zurück. Ruh dich aus.«
    »Ich habe das auch früher schon gemacht«, erklärte ich. Ich erinnerte mich daran, wie ich an jenem langen Tag, da wir auf den Strand der Anderen geflohen waren, mehrere

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