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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Male mit Pflichtgetreu hindurchgegangen war. »Hab keine Angst um mich.«
    Trotz meiner tapferen Worte fragte ich mich, ob es tatsächlich dumm war, noch einmal durch die Gabensteine zu gehen. Wann immer ich heute an diesen Augenblick zurückdenke, frage ich mich, was in mich gefahren war. War es der Schmerz darüber, dass der Narr unser Band durchschnitten hatte? Ich glaube nicht. Ich halte es für wahrscheinlicher, dass der mangelnde Schlaf der Grund dafür gewesen ist.
    Ich stieg die Treppe zum Pfeilerraum hinauf. Der Schwarze Mann folgte mir besorgt. »Bist du sicher? Wirklich sicher?«
    Ich packte die beiden Säcke. »Es wird schon gut gehen«, versicherte ich ihm. »Sag dem Narren, dass ich zurückkommen werde.« Ich nahm beide Säcke in eine Hand, spreizte die andere und drückte auf den Pfeiler. Ich trat in eine sternenklare Nacht hinaus.

In diesem letzten Tanz des Schicksals 
    Werde ich nicht mehr mit dir tanzen, 
    Sondern zusehen, wie ein anderer dich fiihrt, 
    Während du über den Boden gleitest

    In diesem letzten Tanz des Schicksals, 
    Wenn ich deinem Leben Lebewohl sage, 
    Werde ich hoffen, dass sie gut zu dir ist 
    Ich will hoffen, du lernst zu fliegen.

    In diesem letzten Tanz des Schicksals, 
    Wenn ich weiß, dass du nicht mein bist, 
    Werde ich dich ohne Sehnen ziehen lassen 
    Und hoffen, dass es dir gut ergehen mag.

    In diesem letzten Tanz des Schicksals 
    Werden wir einander erkennen. 
    Wir werden reuig voneinander scheiden, 
    Wenn das Band nicht länger bindet

    Das Schicksal führte einen letzten Schlag gegen mich, als wollten die Götter Prilkops Warnung noch einmal betonen.
    Ich war nur wenig überrascht. Ich sah ewige Schwärze und verstreute Lichter von unterschiedlicher Kraft. Es war, als würde ich auf einer Turmspitze auf dem Rücken liegen und in die Sommernacht hinaufblicken. Nicht dass ich das damals so gesehen hätte. Damals bin ich zwischen den Sternen umhergetrieben. Aber ich bin nicht gefallen. Ich habe nicht gedacht, habe mich nichts gefragt. Ich war einfach dort. Ein Stern war heller als die anderen, und ich wurde von ihm angezogen. Ich wusste nicht, ob ich näher an ihn herankam oder er näher zu mir. Ich hätte überhaupt nichts sagen können, denn obwohl ich mir dieser Dinge bewusst war, schienen sie keinerlei Bedeutung zu haben. Ich fühlte ein Aussetzen des Lebens, des Interesses, ein Aussetzen aller Gefühle. Als der Stern mir schließlich nahe war, versuchte ich, mich daran festzuhalten. Dieser Akt schien keines Willens oder keiner Absicht meinerseits zu bedürfen. Es war mehr, als wäre ich ein Wassertropfen, der mit einem anderen verschmolz. Doch sie zog mich aus sich heraus, und in diesem Augenblick, da sie mich betrachtete, wurde ich mir meiner selbst wieder bewusst.
    Was? Du schon wieder? Bist du wirklich so erpicht darauf, hier zu bleiben? Du bist viel zu klein, weißt du? Unfertig. Es gibt noch nicht genug von dir, als dass du aus dir selbst heraus hier existieren könntest. Weißt du das ?
    Weiß ich was?
Wie ein Kind, das gerade erst zu sprechen lernt, echote ich ihre letzten Worte und versuchte, ihnen eine Bedeutung zu geben. Ihre Freundlichkeit mir gegenüber faszinierte mich, und ich sehnte mich danach, in ihr aufzugehen. Für mich schien sie aus Liebe und Anerkennung zu bestehen. Wenn sie es mir gestattete, konnte ich mich von meinen Grenzen lösen und schlicht mit ihr verschmelzen. Ich würde nichts mehr wissen, nichts mehr denken, nichts mehr fürchten.
    Obwohl ich nicht sprach, schien sie meine Gedanken zu kennen.
Und das ist, was du dir wirklich wünscht, mein
    Kleiner? Aufhören, du selbst zu sein, bevor du ganz geworden bist? Du kannst noch zu so viel mehr heranwachsen.
    Heranwachsen
, echote ich erneut, und plötzlich gewannen die einfachen Worte an Kraft, und ich existierte wieder. Einen Augenblick lang kannte ich wahre Erkenntnis, als wäre ich plötzlich aus tiefem Wasser wieder aufgetaucht und nähme meinen ersten Atemzug. Molly und Nessel, Pflichtgetreu und Harm, Philia und Dick, Chade und Kettricken, alle kehrten sie auf einer Welle der Möglichkeiten zu mir zurück. Furcht mischte sich mit wilder Hoffnung auf das, was ich durch sie werden könnte.
    Ah, ich dachte, da wäre vielleicht mehr für dich. Dann willst zu also wieder zurück ?
    Zurück.
    Wohin?
    Bocksburg. Molly. Nessel. Freunde.
    Ich glaube nicht, dass diese Worte irgendeine Bedeutung für sie hatten. Sie war jenseits all dessen, jenseits davon, Liebe auf einzelne

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