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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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ging ich wieder ins Dampfbad. Ich schabte mir den verfilzten Bart vom Gesicht, rieb mich mit Salz ab und spülte das Ganze dann mit kaltem Wasser weg. Anschließend zog ich eine frische Uniform an, denn meine Truhe war mit dem Rest der Ausrüstung wieder zurückgebracht worden. Schließlich aß ich ein einfaches Frühstück aus Brei in der Messe. Nebenan klirrte und klapperte es in der Küche, als fände dort eine Schlacht statt, während sich ganze Kompanien von Küchenhilfen auf ihre Arbeit stürzten.
    Ich fühlte mich so sehr wie ich selbst wie seit Tagen nicht mehr, und schließlich betrat ich Chades Labyrinth durch die Geheimtür in der Wäscherei und stieg zum Arbeitszimmer hinauf.
    Auf dem Tisch waren ölige Schriftrollen ausgebreitet, um sie zu säubern und zu kopieren. In einem Korb neben den Kaminstühlen fand ich frische Äpfel. Als ich das letzte Mal in diesem Raum gewesen war, Waren sie noch nicht reif gewesen. Diese kleine Tatsache brachte mich mehr ins Wanken, als ich erwartet hatte. Ich setzte mich hin, konzentrierte mich und griff zu Chade hinaus.
Wo bist du ? Ich muss Bericht erstatten. Ich brauche jemanden, der mir hilft, einen Sinn in alldem zu finden.
    Ah! Schön, von dir zu hören. Ich würde deinen Bericht sehr begrüßen. Wir sind in Veritas Turm. Schaffst du es zu uns rauf?
    Ich glaube schon. Aber nicht schnell. Wartet auf mich.
    Ich stieg hinauf, aber sie mussten nicht auf mich warten. Als ich aus der Geheimtür neben dem Kamin trat, erlitt ich einen Schock, denn Nessel, eindeutig Lady Nessel in ihrem grünen Gewand und dem Spitzenkragen, saß neben Chade, Pflichtgetreu und Dick am Tisch. Sie wirkte nur wenig überrascht, mich einfach so aus der Wand treten zu sehen. Ich wischte mir ein paar Spinnweben aus den Augen und schüttelte sie von den Fingern in den Kamin. Dann verneigte ich mich unsicher wie ein Gardist und blieb erst einmal stehen, um auf Befehle zu warten.
    »Bist du wieder einigermaßen in Ordnung?«, fragte mich Pflichtgetreu und trat zu mir, um mir an den Tisch zu helfen. Ich war jedoch zu stolz, um seinen Arm anzunehmen, und auch als ich bereits am Tisch saß, wusste ich nicht genau, wie ich mich verhalten sollte. Chade bemerkte meine flüchtigen Blicke zu Nessel, denn er lachte plötzlich lauthals auf und sagte: »Fitz, sie gehört jetzt zur Kordiale. Du musst doch damit gerechnet haben, dass es irgendwann dazu kommt.«
    Ich schaute sie an. Ihr Blick war rasiermesserscharf und ihre Worte kalt. »Nun kenne ich deinen Namen, FitzChivalric Weitseher. Und ich weiß sogar, dass ich deine Bastardtochter bin. Meine Mutter kannte nämlich keinen Tom Dachsenbless, weißt du? Während du also im Hospital gelegen hast, ist sie gekommen, um sich den Mann einmal anzusehen, der behauptete, ein alter Freund von ihr zu sein. Als sie wieder herauskam, hat sie mir alles erzählt. Alles.«
    »Sie weiß nicht >alles<«, erwiderte ich mit schwacher Stimme. Mehr fiel mir nicht ein. Chade stand rasch auf, schenkte ein Glas Branntwein ein und brachte es mir. Meine Hand zitterte so stark, dass ich das Glas kaum an den Mund heben konnte.
    »Nun, deine Mutter hat sich einen passenden Namen für dich ausgedacht«, sagte Pflichtgetreu bissig zu ihr.
    »Wie auch deine«, erwiderte Nessel süßlich.
    »Genug jetzt, ihr beiden. Wir werden das erst einmal beiseite schieben, damit Fitz uns erzählt, wo er war, während die Garde das gesamte Königreich nach ihm abgesucht hat«, unterbrach Chade sie in strengem Ton.
    »Molly ist hier? In Bocksburg?«
    »Jeder ist hier in Bocksburg. Die ganze Welt ist zum Erntefest hierher gekommen. Morgen Abend ist es so weit«, erklärte mir Dick mit sichtlicher Zufriedenheit. »Ich darf an der Apfelpresse helfen.«
    »Meine Mutter ist hier. Und auch alle meine Brüder, die nichts von alldem wissen, und meine Mutter und ich haben beschlossen, dass es das Beste ist, es auch so zu belassen. Sie sind hier, weil mein Vater auf dem Erntefest für seine Rolle bei der Tötung des Drachen geehrt werden soll - wie übrigens auch Flink und der Rest der zwiehaften Kordiale.«
    »Gut. Das freut mich«, sagte ich, und dem war wirklich so, auch wenn meine Stimme gedämpft klang. Es war nicht nur der Schreck, dass morgen bereits das Erntefest stattfand. Ich fühlte mich meiner Würde und der Kontrolle über mein Leben beraubt. Die Entscheidung, wann und wie ich Molly sagen würde, dass ich noch lebte, war mir abgenommen worden. Sie hatte mich gesehen. Sie wusste, dass ich lebte. Vielleicht

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