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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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rutschte bewusstlos oder tot wieder auf die Öffnung zu.
    Elliania erreichte uns. Sie blickte zurück und schrie, als sie sah, dass Peottre gestellt worden war. »Halt das !«, befahl sie Pflichtgetreu und warf ihm die Kette zu. Instinktiv fing er sie und starrte seine zerzauste Verlobte mit offenem Mund an.
    Blut war ihr aus der Nase gelaufen, und ihr wildes Haar fiel lose bis auf den Rücken. Dann wirbelte sie herum, zog ihr Kurzschwert und stürmte in Richtung Peottre. Pflichtgetreu ließ sie mit dem gewandelten Mädchen einfach stehen.
    »Halt das!«, echote Pflichtgetreu seine Geliebte und warf mir die Kette zu. Sie fiel zu Boden, bevor ich sie fangen konnte, doch ich trat rasch mit dem Fuß darauf, um das Kind von der Flucht abzuhalten. Doch das Mädchen wollte gar nicht fliehen. Stattdessen stürzte es sich mit weit aufgerissenem Mund auf mich. Mit der Alten Macht konnte ich sie nicht wahrnehmen, doch als ich mich gegen ihren Angriff wehrte, spürte mein Fleisch die Wucht ihrer Schläge. Ich hatte gegen viele Männer gekämpft, doch nie habe ich damit gerechnet, mich gegen ein ausgemergeltes Mädchen, ein zehn Jahre altes Kind, wehren zu müssen, das weder Angst noch Überlebenswillen kannte. Zähne, Fingernägel und Knie, alles brachte sie gegen mich zum Einsatz, um mir das Fleisch von den Knochen zu reißen, und tatsächlich gelang es ihr, mich im Gesicht zu Ratzen und ihre Zähne in mein Handgelenk zu schlagen, bevor ich sie in den Schnee werfen konnte. Ich bedeckte sie mit meinem Körper und drückte sie aufs Eis, bevor ich sie auf den Bauch rollte. Ich griff unter sie, packte ihre Ellbogen und riss sie dann an mich, sodass ihre Arme vor der Brust gekreuzt waren. Sie trat weiter nach mir, doch sie war barfuß, und das dicke Leder meiner Hose dämpfte die Tritte. Dann senkte sie den Kopf, biss in meinen Ärmel und riss daran, als wäre er ein Beutetier. Aber außer der guten Wolle bekam sie nichts zu fassen, und so ließ ich sie darauf herumkauen. Als sie erkannte, dass sie sich mit dem Beißen nicht befreien konnte, warf sie den Kopf zurück und schlug mit ihm gegen meine Brust. Das war zwar nicht angenehm, aber solange ich das Kinn oben behielt, konnte ich es ertragen.
    Nachdem ich meine dürre Gegnerin so tapfer außer Gefecht gesetzt hatte, reckte ich den Hals, um zu sehen, was unter mir passierte. Elliania hatte ihre Mutter erreicht. Sie kauerte über Oerttre, das Schwert bereit, und bildete die letzte Verteidigungslinie, während Peottre mit zwei der totäugigen Wachen der Bleichen Frau kämpfte. Ich wusste nicht, ob Elliania tatsächlich kämpfen oder ihrer Mutter den Gnadenstoß geben wollte, bevor man sie erneut gefangen nehmen konnte. Pflichtgetreu konnte ich einen furchtbaren Moment lang nicht sehen. Dann erhaschte ich an Peottre vorbei einen Blick auf ihn. Er stand breitbeinig vor der Öffnung, durch die Peottre und die Narcheska gekommen waren. Sein Messer war rot, und wer auch immer dort unten drin sein mochte, er kam nicht an meinem Prinzen vorbei.
    Wir werden angegriffen!
Chades Gabenwarnung erreichte mich im selben Augenblick, da Schreie mich den Kopf drehen ließen. Ich blickte zu unserem Lager hinunter. Von irgendwoher waren die Diener der Bleichen Frau aufgetaucht, um sich auf unsere zahlenmäßig reduzierte und durcheinander geratene Gruppe zu stürzen. Es sah so aus, als wollten sie jeden davon abhalten, Tintaglia zu Hilfe zu eilen, während von ihnen selbst keiner den Mut aufbrachte, den gefallenen Drachen anzugreifen. Ich sah meinen alten Mentor, wie ich ihn noch nie zuvor gesehen hatte. Die Beine fest in den Schnee gestemmt, das Schwert in der Hand, stand Chade neben Langschopf. Dick hockte heulend hinter ihnen und hatte die Arme schützend um den Kopf geschlungen.
    Dick! Stoß sie, wie du mich immer stößt! Nicht alle werden nachgeben, einige aber schon. Wehr dich! Sag ihnen, sie sollen weggehen und uns nicht sehen! Bitte, Dick!
Verzweiflung brach über mich herein, während ich das sich noch immer wehrende Mädchen an mich drückte. Ich wagte es nicht, sie loszulassen, doch solange ich sie festhielt, konnte ich auch nichts anderes tun.
    Dick hatte nicht auf meinen Vorschlag reagiert - dachte ich. Doch dann sah ich den kleinen Mann den Arm heben und sich wie ein ängstliches Kind umschauen. Plötzlich verzog er sein Gesicht zu einer Grimasse, und ich fühlte den schwachen Widerhall der Gabe, die er gegen die Angreifer richtete.
    Geht weg, geht weg, geht weg, geht weg!
    Ich sah,

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