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Die 39 Zeichen 10 - Der Schlüssel zur Macht

Die 39 Zeichen 10 - Der Schlüssel zur Macht

Titel: Die 39 Zeichen 10 - Der Schlüssel zur Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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erschreckenden Erfindungen waren die Ausstellungstücke hier recht unauffällig. In der Mitte des Raums stand ein einfacher Holztisch, als würde er den Ehrenplatz einnehmen.
    Amy ging auf ihn zu.
    Auf dem Tisch befand sich ein Schaukasten, in dem zwei Schriftstücke lagen: Ein offenbar historisches Dokument in altmodischer Handschrift und einer nicht zu entziffernden Sprache – vielleicht Gälisch? Das zweite Schriftstück war neu, weiß und mit der Maschine geschrieben. Es trug die Beschriftung:
    EINE ÜBERSETZUNG
    VON OLIVIA CAHILLS
    ORIGINAL-AUFZEICHNUNGEN
    Amy holte Luft und begann zu lesen: Unser Familienesstisch gehört zu den wenigen Gegenständen, die aus dem schrecklichen Feuer im Jahre 1507 gerettet werden konnten. Dies ist allein dem Zufall zu verdanken, denn ich hatte Thomas und Luke gebeten, ihn nach draußen zu tragen, damit ich ihn in der Sonne säubern und ölen konnte. Ich ahnte nicht, welch schwere Zeiten uns bevorstanden. Jetzt blicke ich auf den Tisch und ich kann mich an glücklichere Zeiten erinnern, als mein Mann, meine Kinder und ich, alle gesund und munter, miteinander redeten und lachten, bei Bohnensuppe oder Haferbrei …
    Jetzt sitze ich nur noch mit Madeleine an diesem Tisch, sie mit ihrem Butterbrot, ich mit meinen Sorgen, und ich sage zu ihr: »Hole sie zurück. Bring sie alle wieder an diesen Tisch.« Ich werde Gideon auf dieser Erde nicht wiedersehen, aber mein größter Wunsch ist es, dass Luke, Katherine, Tomas, Jane, Madeleine und ich wieder alle zusammen an diesem Tisch sitzen. Bitte, Madeleine, bitte …
    Die Worte brachen ab, und dann kam noch mehr Text, offenbar zu einem späteren Zeitpunkt verfasst: Mein größter Wunsch wird niemals in Erfüllung gehen. Madeleines Nachforschungen bringen nur Todesnachrichten. Ich kann sie nicht alle aufzählen. Der Schmerz ist zu groß. Ich will nicht wahrhaben, dass meine Kinder so weit von mir entfernt und einander entfremdet gestorben sind. Madeleine versucht mich mit der Idee zu trösten, dass in der nächsten Welt nun viele auf mich warten – glücklicher, versöhnlicher und weniger streitsüchtig. Und tatsächlich sehne ich mich danach. Ich bin eine alte Frau. Ich bin nicht mehr weit von dieser nächsten Welt entfernt. Aber noch hege ich die Hoffnungen und Ängste dieser Welt. Ich weiß, dass der Ehrgeiz und das Streben meines Mannes Schrecken und Zerstörung in unsere Familie gebracht haben, und meine ärgste Befürchtung ist, dass m eine Familie noch mehr Zerstörung in die Welt bringen könnte oder gar schon gebracht hat. Ich glaube, dem kann nur Einhalt geboten werden, wenn meine Familie wieder zusammenkommt und Vergangenes vergibt. Für Luke, Katherine, Thomas und Jane ist es zu spät, aber vielleicht nicht für ihre Kinder oder Kindeskinder … Ich habe einen neuen, sehnlichen Wunsch. Könnten doch irgendwann die Nachkommen meiner Kinder, selbst die von Madeleine, zusammen an diesem Tisch sitzen. Und die Vergangenheit ruhen lassen. Aus alten Tagen nur das mitnehmen, was in der Zukunft dienlich ist. Dann endlich wird die Familie Cahill ihren Frieden finden.
    Amy hatte Tränen in den Augen, als sie zu lesen aufhörte. Sie fuhr mit den Fingerspitzen über die Tischplatte, hier hatte eine glückliche Familie lange Jahre zusammen gegessen. Bevor ihr Leben durch eine Tragödie zerstört worden war. Amy erinnerte sich, wie entsetzt ihre Mutter immer gewesen war, wenn Amy und Dan sich gestritten hatten.
    Olivia Cahill war auch so eine Mutter gewesen. Sie hatte sich für ihre Kinder und ihre Nachkommen nur gewünscht, dass sie miteinander auskamen.
    Auf dieser Insel zerbrach eine Familie. Auf dieser Insel kann sich eine Familie versöhnen , dachte Amy. Geht das wirklich so einfach, indem wir uns alle an einen Tisch setzen?
    Sie wischte rasch ihre Tränen fort. Sie wandte sich um. Bereit, allen anderen genau diesen Vorschlag zu machen. Aber etwas hielt sie zurück.
    Dan und ich haben uns höchstens um Spielzeug gestritten, dachte Amy . Es war nicht schwer, sich auf Mums Drängen hin wieder zu versöhnen. Aber Olivia Cahill und die Madrigals erwarten von allen, die Vergangenheit ruhen zu lassen , obwohl es doch um Mord geht?
    Sie spürte, wie sich ihr Herz verhärtete und der Schmerz über den Tod ihrer Eltern jedes Mitgefühl für Olivia Cahills Wünsche auslöschte.
    Es geht nicht , sagte sie sich, niemals . Seit Jamaika war dieser Gedanke immer wiedergekehrt.
    In diesem Augenblick ertönte über ihnen ein lautes Grollen. Der Fußboden

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