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Die 6. Geisel - Thriller

Titel: Die 6. Geisel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Ich bin ihm nachgelaufen und habe gerade die Zeitung für ihn ausgelegt, als das kleine Mädchen und ihr Kindermädchen die Straße überquerten.«
    »Und was ist dann passiert?«
    »Ich war auf Schotzies Geschäft konzentriert. Ich habe nach unten geschaut und darauf geachtet, dass die Zeitung richtig liegt, verstehen Sie? Ich dachte, ich hätte ein Kind schreien gehört - aber als ich aufschaute, sah ich nur eine Gestalt in einem grauen Mantel die Schiebetür eines schwarzen Minivans öffnen. Und ich sah den Rücken vom Mantel des Kindermädchens, als sie einstieg.«
    »Eine Gestalt in einem grauen Mantel. Verstanden. Haben Sie den Fahrer des Wagens gesehen?«
    »Nein. Ich habe die Zeitung in den Abfalleimer geworfen,
und ich hörte, wie der Van um die Ecke bog. Und dann, aber das habe ich ja schon einmal gesagt, hörte ich einen lauten Knall und sah etwas, das wie Blut aussah, an die Heckscheibe spritzen. Es war schrecklich …«
    »Irgendetwas, was Sie mir über den Mann in dem grauen Mantel sagen können?«
    »Ich bin mir ziemlich sicher, dass er weiß war.«
    »Groß oder klein? Besondere Merkmale?«
    »Ich habe nicht darauf geachtet. Es tut mir leid.«
    Ich fragte Ms. Gray, ob sie vorbeikommen und sich ein paar Verbrecherfotos anschauen könne, und sie entgegnete: »Haben Sie etwa Fotos von den Hinterköpfen der Verbrecher?«
    »Na, trotzdem vielen Dank«, sagte ich und legte auf.
    Ich sah in Conklins hellbraune Augen. Und verlor mich ein paar Sekunden lang darin.
    »Also, sind wir immer noch auf Perversen-Patrouille?«
    »Sind wir, Rich. Nimm deinen Kaffee mit.«

52
    Kenneth Klassen wusch gerade seinen silbernen Jaguar, als wir am Hang vor seinem Haus in der Vallejo parkten.
    Er war weiß, achtundvierzig Jahre, eins achtundsiebzig - ein durchschnittlich bis gut aussehender Pornoregisseur, der seinem Erscheinungsbild allerdings kräftig nachgeholfen hatte: gut gemachte Haarverlängerungen, teure Nasenkorrektur, aquamarinfarbene Kontaktlinsen, Veneers auf den Zähnen - das volle Programm.
    Laut seinem Eintrag im Strafregister war Klassen verdeckten Ermittlern ins Netz gegangen, als er in einem Chatroom ein Date mit einem zwölfjährigen Mädchen vereinbart hatte - das sich hinterher als vierzigjähriger Cop entpuppt hatte.
    Klassen hatte mit der Staatsanwaltschaft einen Deal ausgehandelt. Er hatte einen Kinderporno-Produzenten verpfiffen und war dafür mit einer langen Bewährungsstrafe und einer deftigen Geldstrafe davongekommen. Er drehte allerdings immer noch Pornos für Erwachsene, was völlig legal war, selbst in einer gehobenen Wohnlage wie Pacific Heights.
    Klassen strahlte übers ganze Gesicht, als er Conklin und mich aus dem Crown Vic steigen und auf sich zukommen sah.
    »Na, wen haben wir denn da?«, sagte er. Er drehte den Schlauch ab und blickte von Conklin zu mir und zurück. Ein taxierender Blick.
    Dann gefror sein Lächeln, als er uns als Polizisten erkannte.
    »Kenneth Klassen«, sagte ich und zeigte ihm meine Marke, »ich bin Sergeant Boxer. Und das ist Inspector Conklin. Wir haben ein paar Fragen an Sie. Hätten Sie was dagegen, wenn wir reinkommen?«
    »Sie können kommen, wo und wann Sie wollen, Sergeant«,
erwiderte Klassen mit schmierigem Grinsen, hielt die Schlauchpistole auf Hüfthöhe und zielte damit auf mich.
    »Schnauze, Arschloch«, sagte Conklin, ohne die Stimme zu heben.
    »Kleiner Witz, Officer«, entgegnete Klassen. »War nicht so gemeint. Na, kommen Sie schon rein.«
    Wir stiegen hinter Klassen die Stufen zu der eichenen Haustür hinauf und folgten ihm durch eine schicke Eingangshalle und einen modern eingerichteten Salon in einen Wintergarten, der sich an die Küche anschloss. Überall standen Farne, Gardenien und Kakteen in großen Töpfen herum.
    Klassen bot uns Sessel aus Korbgeflecht an, die an Ketten von den Dachbalken herabhingen. Ein Chinese von undefinierbarem Alter erschien in der Tür, legte die linke Hand über das rechte Handgelenk und wartete.
    »Kann Mr. Wu Ihnen irgendetwas bringen, Sergeant? Inspector?«, fragte Klassen.
    »Nein, danke«, erwiderte ich.
    »Also, was verschafft mir die Ehre Ihres Besuchs an diesem ansonsten so prächtigen Morgen?«
    Ich setzte mich vorsichtig auf die Kante eines der unbequemen Korbstühle und zückte mein Notizbuch, während Conklin im Wintergarten umherging und hier und da eine erotische Skulptur in die Hand nahm oder eine Topfpflanze um ein paar Zentimeter verschob.
    »Fühlen Sie sich wie zu Hause!«, rief Klassen Conklin

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