Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die 7 Suenden

Die 7 Suenden

Titel: Die 7 Suenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
Vom Netzwerk:
gewisse Bindungen zwischen Menschen, das wusste Yuki, und manchmal kamen seltsame Allianzen zustande. Aber dass Mrs. Campion die Angeklagte in Schutz nahm? Das war verrückt! War ihr denn gar nicht klar, dass Yuki auf ihrer Seite stand? Dass sie versuchte, die Interessen ihres Sohnes wahrzunehmen?
    Das Gemurmel im Gerichtssaal wurde lauter, als L. Diana Davis unter den Blicken der Zuschauer und der Journalisten ihren Platz einnahm. Davis wirkte selbstzufrieden, und Yuki dachte, dass ihre Gegenspielerin gestern Abend bestimmt besoffen vor Selbstherrlichkeit gewesen war.
    Junie Moon wurde in den Gerichtssaal geführt. Davis stand auf, setzte sich wieder, nachdem ihre Mandantin sich gesetzt hatte, und unmittelbar darauf rief der Gerichtsdiener: »Ich bitte Sie, sich zu erheben«.
    Unter gedämpftem Rascheln stand die ganze Versammlung auf, und der Richter humpelte an seinen Platz.
    Dann kamen die Geschworenen herein, stellte ihre Taschen ab, richteten sich auf ihren Stühlen ein. Richter Bendinger wandte sich an die Jury, erinnerte sie noch einmal an seine Anweisungen. Dann fragte er Yuki, ob sie bereit sei, ihr Abschlussplädoyer zu halten, und sie bejahte.

    Obwohl sie sich gar nicht sicher war.
    Sie nahm ihre Notizen, fühlte sich groß in ihren Schuhen von Jimmy Choo und trat an das Rednerpult. Sie breitete ihre Notizzettel vor sich aus und konzentrierte sich voll und ganz auf die Geschworenen. Sie ignorierte Parisis behäbige Masse, Twillys ironisches Grinsen, Davis’ Hochnäsigkeit und die Mitleid erregende Zerbrechlichkeit der Angeklagten. Sie nahm nicht einmal Cindy wahr, die ihr aus der hintersten Reihe die gereckten Daumen entgegenstreckte.
    Yuki stellte ein plakatgroßes Foto von Michael Campion auf die Staffelei, sodass die Geschworenen es direkt vor sich hatten. Sie ließ allen die Gelegenheit, sich in Ruhe das Gesicht des jungen Mannes zu betrachten, den so viele Menschen überall auf der Welt in ihr Herz und ihre Abendgebete geschlossen hatten.
    Yuki wollte, dass den Geschworenen absolut klar war, dass es in diesem Prozess um Michael Campions Tod ging und nicht um die traurige Geschichte der Prostituierten, die ihn hatte sterben lassen.
    Yuki legte die Hände auf das Rednerpult und ließ ihrem Herzen freien Lauf.

86
    »Meine Damen und Herren, Junie Moon ist eine Prostituierte«, sagte Yuki. »Jedes Mal, wenn sie ihrer Arbeit nachgeht, verstößt sie gegen das Gesetz, und ihre Kundschaft besteht zu einem großen Teil aus minderjährigen Schuljungen. Aber die Art und Weise, wie sie ihren Lebensunterhalt verdient, gibt uns keinen Grund, an der Glaubwürdigkeit der Angeklagten zu zweifeln. Ms. Moon hat sicherlich ihre Gründe für ihr Handeln, aber das macht sie noch lange nicht schuldig im Sinne der Anklage.
    Also bitte ich Sie, Junie Moon genau so zu beurteilen, wie Sie das bei jedem anderen Menschen auch tun würden. Vor dem Gesetz sind wir alle gleich. Das ist das Grundprinzip unseres Rechtssystems.
    Ms. Moon wurde der Unterschlagung von Beweismitteln und des Totschlags angeklagt.
    In meinem Eröffnungsplädoyer habe ich gesagt, dass wir im Fall einer Mordanklage beweisen müssten, dass die Tat vorsätzlich geschehen ist, das heißt, dass die Handlungen der betreffenden Person darauf hindeuten, dass sie von einem ›verderbten und bösartigen Herzen‹ geleitet wurden.
    Wie aber sieht ein verderbtes und bösartiges Herz aus?
    Ms. Moon hat gegenüber der Polizei ausgesagt, dass sie Michael Campions Hilfeflehen ignoriert hat, dass sie seinen Tod in Kauf genommen und dieses Verbrechen anschließend vertuscht und den Leichnam des jungen Mannes beseitigt hat. Mir persönlich fällt es schon schwer, ein Hühnchen zu zerlegen. Aber wie viel schwieriger muss es sein, einen Menschen zu zerstückeln, der noch vor wenigen Stunden gelebt, geatmet und gesprochen hat... mit dem man das Bett geteilt hat?

    Welche Seele, welcher Charakter, welche Person, welches Herz könnte so etwas tun?
    Muss nicht jemand, der zu solch einer Tat in der Lage ist, per Definition ein verderbtes und bösartiges Herz besitzen?
    Als die Angeklagte ihr Geständnis abgelegt hat, war sie der Meinung, dass es sich um eine nicht verwertbare Aussage handelt und sie sich dadurch nicht selbst belastet. Aber Junie Moon hat sich geirrt. Ein Geständnis ist ein Geständnis , meine Damen und Herren, ganz gleich, ob die Kamera läuft oder nicht. So einfach ist das. Sie hat ihre Schuld eingestanden, und wir nehmen sie beim Wort.
    Nun hat die

Weitere Kostenlose Bücher