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Die 7 Suenden

Die 7 Suenden

Titel: Die 7 Suenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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umringt.
    Yuki hörte Martinez sagen: »Die Masse der begründeten Zweifel war einfach erdrückend.«
    Und dann wandten sich alle Videokameras der großen, aus Glas und Stahl bestehenden Doppeltür zu, und L. Diana Davis trat heraus, den Arm immer noch schützend um Junie Moon gelegt.
    Yuki rannte die restlichen Stufen bis zur Straße hinunter. Am Bordstein sah sie Connor Campion und seine Frau stehen, während Campions Fahrer ihnen die Tür des großen Lincoln aufhielt. Neben Campion stand Jason Twilly. Die beiden Männer waren ins Gespräch vertieft, und Yuki ging an ihnen vorbei.
    Sie lief trotz roter Fußgängerampel über die Bryant Street, den Blick starr auf den Parkplatz gerichtet, froh, im morgendlichen Fußgängerstrom untertauchen zu können, und besonders erleichtert darüber, dass Twilly gerade einen grö ßeren Fisch, als sie es war, an der Angel hatte. Sie hatte die Schlüssel bereits in der Hand, als sie ihren Acura im hinteren Teil des Parkplatzes entdeckte.
    Da rief jemand ihren Namen. Sie drehte sich mürrisch um, sah, dass Jason Twilly direkt auf sie zukam. Die Schöße seines dunklen Jacketts flatterten im Wind wie Geierschwingen.
    »Yuki! Warte!«
    Jason Twilly lief ihr schon wieder nach!

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    Yuki rammte den Schlüssel ins Türschloss und hörte das leise tschak der Zentralverriegelung.
    »Yuki! Warte!«
    Sie drehte sich zu ihm um, hielt mit der einen Hand den Riemen ihrer Handtasche und mit der anderen den Griff ihres Aktenkoffers umklammert.
    »Ich habe dir nichts zu sagen, Jason. Verschwinde !«
    Twilly schnitt eine Furcht erregende Grimasse. Er sah aus wie ein Mann, der extrem gewalttätig werden konnte, wenn er sich nicht mehr im Griff hatte.
    »Jetzt hörst du mir mal zu, Kleine«, sagte er dann. »Sei bloß froh, dass du verloren hast. Junie Moon hat Michael Campion nämlich nicht umgebracht. Aber ich weiß, wer es getan hat.«
    Was? Was hatte er da gesagt?
    »Sieh mich an. Yuki. Sieh mich an. Vielleicht war ich es ja.«
    Yuki setzte sich hinter das Steuer und schlug Twilly die Tür vor der Nase zu. Er beugte sich herab, klopfte an ihr Fenster tock-tock-tock , rastete aus und brüllte in höchsten Tönen durch das geschlossene Fenster: »Wir sind noch nicht fertig miteinander, Yuki. Fahr bloß nicht weg!«
    Yuki legte den Gang ein, trat das Gaspedal bis auf das Bodenblech durch und schoss mit quietschenden Reifen vom Parkplatz. Dann rief sie vom Wagen aus Lindsay an. Ihre schrille Stimme übertönte jeden Verkehrslärm.
    »Jason Twilly hat gerade behauptet, dass er weiß, wer Michael Campion umgebracht hat, Lindsay. Aber er will, dass ich denke, dass er es war. Dass er Michael ermordet hat. Lindsay! Vielleicht stimmt es ja!«

    Yuki fuhr einmal um den Block, Twillys gemieteten Mercedes immer im Rückspiegel. Sie überfuhr eine rote Ampel und bog dann scharf ab in eine kleine Gasse. Als sie sicher war, dass sie niemand mehr verfolgte, parkte sie in einer absoluten Halteverbotszone vor dem Justizgebäude.
    Sie zeigte dem Wachposten ihren Ausweis, durchquerte im Laufschritt die Metalldetektoren und lief die Treppe hinauf bis in den Bereitschaftsraum im zweiten Stock. Keuchend kam sie zur Tür, wo sie bereits von Lindsay erwartet wurde.
    »Keine Angst«, sagte Lindsay. »Ich pass auf dich auf.«

94
    Zwei Stunden nachdem sie die Hall of Justice wieder verlassen hatte, stopfte Yuki ein paar Sachen in eine Tasche und verließ die Stadt. Während sie über die Golden Gate Bridge in Richtung Point Reyes fuhr, versuchte sie das Echo von Twillys Stimme abzuschütteln.
    War es wirklich denkbar, dass Twilly Michael Campion umgebracht hatte? Und wenn ja , warum sollte er so etwas tun?
    Und warum sollte er es ausgerechnet ihr erzählen?
    Als sie schließlich den Highway 1 erreicht hatte, ließ sie sich von der unvergleichlichen Schönheit der Umgebung gefangennehmen. Sie schaltete das Radio aus und ließ sämtliche Fensterscheiben herunter, damit sie hören konnte, wie die Wellen sich tosend an den riesigen Felsen unterhalb der Straße brachen. Die feuchte Meeresluft peitschte ihr die Haare aus dem Gesicht und sorgte für gut durchblutete Bäckchen. Sie blickte auf das blaue, blaue Meer, das sich bis an den Horizont, nein, bis nach Japan erstreckte, sog bewusst die frische Luft ein, atmete bewusst wieder aus, ließ die Spannung langsam von sich abfallen.
    In dem Städtchen Olema verließ sie den Highway 1, passierte die kleine Ladenzeile nahe des Kreuzungspunktes und fuhr nach Gedächtnis weiter. Sie

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