Die 7 Suenden
will?«
»Dann muss ich das Buch um dich herum schreiben, und das wäre wirklich absolut nervig. Bitte, lass mich nicht länger zappeln, okay?«
Yuki holte die Pistole aus der Tasche. »Das ist eine.357«, sagte sie und zeigte sie ihm.
»Das sehe ich«, erwiderte Twilly. Sein Lächeln verwandelte sich in ein Grinsen, das Grinsen in ein Lachen. »Das ist unbezahlbar.«
»Ich bin froh, dass du über mich lachen kannst.«
»Yuki, ich bin Journalist und kein gottverdammter Mafio so. Nein, das ist gut. Nimm die Knarre mit. Es ist mir weiß Gott mehr als Recht, wenn du dich in meiner Gegenwart
sicher fühlst. Wollen wir vielleicht ein Stück zusammen gehen?«
»Hier entlang«, sagte Yuki.
Sie trat vor die Tür und zog sie hinter sich ins Schloss.
96
Yuki hielt den Knauf der Pistole in ihrer Tasche fest umklammert, während sie neben Twilly den Waldweg entlangging. Er bestritt den größten Teil des Gesprächs, fragte sie nach ihrer Ansicht bezüglich der Geschworenen, der Verteidigung, des Urteils. Für einen kurzen Augenblick sah sie wieder den charmanten Mann vor sich, den sie vor wenigen Wochen noch so anziehend gefunden hatte... bis ihr wieder einfiel, wer er wirklich war.
»Ich finde das Urteil vollkommen unverständlich«, sagte Yuki. »Ich weiß beim besten Willen nicht, was ich hätte anders machen können.«
»Nicht deine Schuld, Yuki. Junie ist tatsächlich unschuldig«, sagte Twilly in liebenswürdigem Tonfall.
»Ach ja? Und woher weißt du das so genau?«
Sie waren mittlerweile auf der Kammhöhe angelangt, wo sich von einem Felsvorsprung ein herrlicher Blick über Kelham Beach und den Pazifik bot. Twilly setzte sich auf den Felsen und Yuki auch, ein kleines Stück von ihm entfernt. Twilly machte seine Tasche auf, holte zwei Wasserflaschen heraus, schraubte den Deckel der ersten ab und reichte sie Yuki.
»Findest du es nicht seltsam, dass man am so genannten Tatort keinerlei Spuren gefunden hat?«, wollte er wissen.
»Seltsam schon, aber nicht undenkbar«, erwiderte Yuki und nahm einen tiefen Schluck aus der Wasserflasche.
»Die Informationen, die die Polizei ›beschafft‹ hat. Das war ein anonymer Anruf, nicht wahr?«
»Woher weißt du das?«
»Ich war dabei, ein Buch über Michael zu schreiben, Yuki. Ich habe ihn permanent beobachtet. Ich bin Michael an jenem
Abend gefolgt, als er zu Junie gegangen ist. Als er reingegangen ist, da habe ich mich tierisch gefreut. Michael Campion geht zu einer Nutte! Großartiger Stoff für meine Geschichte. Ich habe abgewartet, bis er wieder rausgekommen ist... lebend.
Damals habe ich natürlich noch nicht gewusst, dass er danach nie wieder auftauchen würde.«
»Hmmmm?«, sagte Yuki.
Sie war hierhergekommen, um von Twilly zu erfahren, wer Michael umgebracht hatte, vielleicht sogar, dass er selbst der Täter war... Aber jetzt kam es ihr mit einem Mal so vor, als hätte sie nur noch Schaumstoff im Kopf.
Was war denn da los?
Verschwommene Schatten zogen durch ihr Blickfeld, und Twillys Stimme wälzte sich abwechselnd laut und leise aus seinem Mund. Was war denn das? Was sagte Twilly denn eigentlich?
»Geht es dir gut?«, erkundigte er sich. »Weil, du siehst nicht besonders gut aus.«
»Alles bestens«, erwiderte Yuki. Schwindel und Übelkeit überkamen sie. Sie hielt sich mit beiden Händen an dem Felsen fest, auf dem sie saß.
Sie hatte eine Pistole !
Wie viel Uhr war es?
Musste sie nicht die Zeit im Blick behalten?
97
Twilly blickte sie heimtückisch an, sein riesiges Gesicht direkt vor ihrem. Große Nase, Zähne wie ein ausgehöhlter Halloween-Kürbis, seine Worte so elastisch, dass Yuki mehr auf den Klang als auf deren eigentliche Bedeutung achtete.
Reiß dich zusammen , sagte sie sich. Reiß dich zusammen.
»Wie bitte?«
»Nachdem Michael verschwunden war«, sagte Twilly geduldig, »hat die Polizei zwar nach ihm gesucht, hat aber nichts entdeckt. Keine Hinweise. Keine Verdächtigen. Ich habe monatelang abgewartet.«
»Mm-hmm.«
»Die Campion-Story wurde langsam langweilig, also habe ich getan, was ich tun musste. Ist doch schließlich Bürgerpflicht, stimmt’s? Ich habe die Polizei angerufen und ihr einen Hinweis gegeben. Eine Verdächtige. Völlig legitim. Ich hatte Michael vor dem Haus einer kleinen Nutte namens Junie Moon gesehen.«
»Das warst... du?«
»Ja, genau. Das war ich. Und dann, wie um meine Gebete zu erhören, hat Junie Moon auch noch ein Geständnis abgelegt. Mannomann, es gibt Momente, da glaube ich sogar, dass sie es
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