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Die Äbtissin

Die Äbtissin

Titel: Die Äbtissin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toti Lezea
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ist nicht verheiratet, Euer Hoheit.«
    Die Königin stellte keine weiteren Fragen und er atmete erleichtert auf.
    Einige Tage später, die Königin war auf dem Weg nach Durango, um dort auf die Fueros zu schwören und sich mit ihrer ältesten Tochter, der Infantin Isabella, zu treffen, kam sie erneut auf das Thema zurück.
    »Leguizamón, diese Frau, die am Tag der Feierlichkeiten auf der Plaza sang – wie heißt sie?«
    »Sprecht Ihr von meiner Verwandten Toda de Larrea?« Der Mund des Mannes war so trocken wie ein alter Weinschlauch.
    »Ja, die meine ich… wie alt ist ihre Tochter?«
    »Das vermag ich Euch nicht zu sagen, Euer Hoheit. Sechs oder sieben Jahre…«
    Doña Isabella sah ihm fest in die Augen. Der Mann spürte, wie es ihm eiskalt den Rücken hinunterlief. Wenn die Königin weitere Fragen stellte, würde es sehr schwer sein, auszuweichen und um eine Antwort herumzukommen.
    »Sagt mir… hatte Eure Verwandte Umgang mit meinem Gemahl, dem König, als er vor acht Jahren in dieser Gegend weilte?«
    Zum ersten Mal in seinem Leben blieb Tristán de Leguizamón eine Antwort schuldig.
     
     
    Seit damals waren sechsundzwanzig Jahre vergangen, aber Leguizamón erinnerte sich so genau, als ob es gestern gewesen wäre.
    »Ihr hättet sagen können, dass Ihr es gewesen seid, der sie gewaltsam gezwungen hat, sich dem König hinzugeben«, warf ihm María empört vor.
    »Bist du verrückt? Man sagt einer Königin nicht, dass man Anteil an der Untreue ihres Gatten hatte. Wenige Monate später waren du und deine Mutter verschwunden. Ich werde mich nicht für etwas entschuldigen, was ich vor so vielen Jahren getan habe. Im Laufe meines Lebens habe ich viele Sünden begangen und ich müsste lügen, würde ich sagen, dass ich sie bereute. Ich habe stets das getan, was mir in diesem Moment am besten erschien. Du als Frau und Nonne kannst die verschlungenen Wege der Politik nicht verstehen.«
    »Ich verstehe genug, um Männer zu verurteilen, die wegen eines Krugs Wein seit dreihundert Jahren Angst und Schrecken in diesem Land verbreiten.« María hatte ihre anfängliche Kälte wieder gefunden.
    Sie spielte auf eine Geschichte an, die sie von Inés gehört hatte: Vor dreihundert Jahren hatte ein Mitglied der Familie Otañez in Álava einem Marroquin absichtlich einen Krug Wein übergeschüttet, dieser hatte auf die gleiche Weise geantwortet und schließlich hatten die beiden und ihre Parteigänger zu den Waffen gegriffen. Es war nur eine Geschichte, aber man erzählte sich, dass dies eine von vielen Ursachen für die Auseinandersetzungen zwischen den Parteien gewesen sei.
    »Du weißt nicht, was du da redest!«, entfuhr es Leguizamón. »In der Tat reicht der Streit dreihundert Jahre zurück, wie du behauptest, doch die Geschichte, die du erwähnst, ist nicht die Ursache unseres Konflikts. Die Gründe reichen bis tief in die Vergangenheit unseres Volkes.«
    Der Alte verlor sich in der Vergangenheit, in einer Zeit großer Veränderungen, als die Pfründe des Landadels zu schwinden begannen und die Unabhängigkeit und die finanziellen Mittel der Städte zunahmen, die gegründet wurden, um ihre Bewohner vor den Übergriffen der Lehnsherren zu schützen. Die Einverleibung der Provinzen Álava, Guipúzcoa und Biskaya durch die kastilische Krone spaltete die Bevölkerung in zwei Parteien, und die Feudalherren lieferten sich einen erbitterten Kampf um die Macht. Sie rauben und bemächtigten sich fremder Güter, Ländereien und Ämter. Noch nie zuvor hatte man dergleichen in einem Land gesehen, dessen Bewohner stets vereint gegen Invasoren unterschiedlicher Herkunft gekämpft hatten, um ihre Freiheit zu verteidigen. Aber die Dinge hatten sich verändert, und die brennenden Häuser und Dörfer, die Morde und Raubzüge der Abendaños und Buttons, Múgicas und Arteagas, Aedos und Salazars, Leguizamóns und Zurbaráns und vieler anderer, deren Namen er vergessen hatte, erhitzten die Gemüter und verursachten ein solches Blutvergießen, dass man nicht mehr wusste, ob eine Familie mit einer anderen im Streit lag, um sich Land anzueignen oder ihre getöteten Verwandten zu rächen. Der Hund biss sich in den Schwanz und es gab keine Möglichkeit, ihn davon abzubringen.
    »Und was hatte meine Mutter mit all dem zu schaffen?« Marías erregte Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. »Sollte vielleicht sie alleine eure Probleme lösen?«
    »Nein, aber sie konnte ihrer Familie helfen. Der König und durch ihn die Königin konnten unserer Familie

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