Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman
allein ausmachte.
»Mach Platz, Bursche!« Grob schob er einen Pikenier zur Seite, der seinen Kürass mit einem schmuddeligen Tuch polierte.
Der Soldat war mindestens genau so alt, wie er es war. Der Kerl bedachte ihn mit einem finsteren Blick, sagte aber nichts. Sollte er nur … Drustan war in der Stimmung, sich zu streiten. Ein Duell wäre ihm jetzt gerade recht. In seinem Zustand würde er niemals gewinnen. So konnte er sich die Schande ersparen, eine Waffe gegen sich zu richten.
Er würde sein Leben in Gottes Hand legen. Wenn Juztina draußen auf der Wiese war, dann würde alles wieder gut werden. Vielleicht war sie ja wirklich zum Altar vorgegangen. Oder Lilianne würde sie anschleppen. Wer wusste schon, was Weiber an ihren Hochzeitsmorgen trieben! Aber wenn sie nicht dort war … dann gab es genug junge Hitzköpfe, die er zu einem Duell provozieren konnte. Ein Ritter müsste es schon sein. Er würde sich mit niemandem schlagen, der von geringerem Stand war.
Überall waren diese verdammten Andalanen. In geordneten Kolonnen marschierten sie durch das Burgtor.
Drustan drängte sich rücksichtslos in ihre Reihen. Ihre Blicke waren ihm egal. Wie sie marschierten … Hinter dem Tor scherte er aus ihren Reihen aus. Kurz machte er ihren Marschtritt nach. Könnte er doch auch nur so in der Masse versinken wie diese gesichtslosen Soldaten. Nicht mehr er selbst, bloß eine Ameise.
Drustan brach in schallendes Gelächter aus. Jetzt wollte er schon eine Ameise sein! Er sah sich um. Lichte Nebelschwaden zogen über die Festwiese. Auf zwei großen Feuern brieten Ochsen. Die Flammen sogen den Nebel in sich auf.
Überall waren weiß gewandete Gestalten. Nebel, der sich zu Novizen und Rittern zusammenballte und sie wieder zu ziehendem Dunst werden ließ, wenn sie in eine der dichteren Schwaden hineingerieten.
Drustan versuchte sich zu orientieren. Wo war das große Sonnensegel, unter dem die verdammte Zeremonie stattfinden sollte? Er entschied, einer der weißen Gestalten zu folgen. Die meisten von ihnen bewegten sich in die gleiche Richtung. Sicher war er der Einzige hier, der betrunken war. Er musste kichern und war sich bewusst, dass ihn die Novizen in seiner Nähe anstarrten. Es war ihm peinlich, aber er konnte nicht damit aufhören.
Ein Windstoß zerteilte den Nebel. Wie durch Zauber geschaffen, erschien das Sonnensegel. Es stand keine zwanzig Schritt entfernt. Und Juztina war nicht dort. Einige junge Novizinnen, die Blumen werfen sollten, hatten sich bereits eingefunden. Ritter und Schüler drängten sich in einigem Abstand. Ein Chor war anwesend. Seltsam, dass René von seinen Silberlöwen fehlte, dachte Drustan. Für einen Herzschlag waren der Zorn und der Rausch von dem Magister gewichen. Er sah alles mit übernatürlicher Klarheit. So musste wohl Gott die Welt sehen. Nichts entging ihm. Kein Schlammspritzer auf einem Gewand. Nicht das Funkeln des Morgenlichts auf den schweren silbernen Kerzenständern des Altars. Nur die eine, die seine Augen so sehr zu sehen wünschten wie nichts sonst auf der Welt, die konnte er nicht entdecken. Juztina war nicht hier. Er lächelte zynisch. Sie hatte ihn zum Narren gemacht. Diese Schlampe aus Drusna … Wie hatte er hoffen können, sie würde darauf verzichten, sich an ihm zu rächen?
Der Ritter, der ihm am nächsten stand, sah so aufreizend angespannt nicht in seine Richtung, dass kein Fluch hätte beleidigender sein können.
»Bin ich dir peinlich?«
Der Mistkerl antwortete nicht. Er starrte mit gesenktem Haupt auf das zertrampelte Gras. Der Ritter war hoch gewachsen, vielleicht ein bisschen zu schlank.
»Warum antwortest du nicht? Ist es unter deiner Würde, mit einem Krüppel zu reden?« Drustan legte seine Hand auf einen Pistolengriff. »Sag was! Los!«
»Nicht!«
Drustan blickte kurz auf. Michelle kam vom Altar her zu ihm herübergelaufen. Auch in die übrigen Ritter und Novizen in seiner Nähe war Bewegung gekommen. Die meisten wichen vor ihm zurück. Er musste jetzt schnell sein. Ein, zwei Herzschläge noch, dann würden sie ihn überwältigen.
»Du bist nicht der Sohn eines Mannes«, giftete Drustan. »Deine Mutter hat dich aus einem Haufen Pferdeschiss geknetet und dir von den Zauberern der Anderen Leben einhauchen lassen.« Der Magister tat einen taumelnden Schritt, und dann packte er den Kapuzenumhang des Kriegers. Mit einem Ruck riss er ihn dem Mann herunter. Was er sah, ließ Drustan schlagartig nüchtern werden. Zwischen sauber nach hinten gekämmten
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