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Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert

Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert

Titel: Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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regengepeitschter Wellen mit kochenden, weißen Gischtkämmen, Wellen, die sich gegen die zerklüfteten Felsen einer Landzunge warfen … Im nächsten Augenblick durchdrang seine Andersicht den schwarzen Kessel der Wellen und traf monströse Gestalten, die unterhalb des Wassers schwammen; wartend … Dann war alles wieder dunkel, bis ein neuerlicher Lichtblitz Aurian zeigte, wie sie über den Rand der Felsen zu schweben schien. Sie sprang mit dem sauberen Schwung eines jungen Lachses mitten in die kochenden, tobenden Wellen hinein …
    Chiamh stöhnte vor Entsetzen. Unwillkürlich schloß er die Augen, und als er sie wieder öffnete, sah er eine so atemberaubende Schönheit vor sich, daß das Entsetzen der vorangegangenen Vision sofort vergessen war. Es war ein Einhorn: eine unirdische Kreatur, durchscheinend und ätherisch, geformt aus allen erdenklichen Arten von Licht. Das Einhorn wandte ihm seinen schön geformten Kopf zu, um ihn anzusehen, und warf eine Mähne zurück, die wie ein Sonnenaufgang auf einem Wirbel morgendlichen Nebels war. Dann scharrte es mit seinen silbernen Hufen auf dem Boden, und Sonnenstrahlen sprühten auf, bevor es in die Dunkelheit eintauchte. Chiamhs einziger Anhaltspunkt war das aus Mondlicht gesponnene Funkeln, das das Fell des Einhorns verströmte, und das Sternenlicht, das wie ein glitzernder Kometenschwanz von seinem gewundenen Horn ausging …
    Chiamh folgte dem Einhorn und fand sich plötzlich im Sonnenlicht wieder, das dickflüssig wie Met in dem Kelch eines dicht bewaldeten, grünen Tales lag. Das Bild schimmerte, als betrachte er es durch hitzeflirrende Luft, und es lag unter einem Netz, das aus der stärksten Magie gewoben war, die er je gesehen hatte. Trotz der unirdischen Schönheit dieser Vision verspürte das Windauge einen Stich qualvoller Angst wie ein Schwert, das ihm in die Eingeweide gerammt wurde, und er brauchte seine ganze Kraft, um nicht vor Entsetzen zu fliehen. Er blickte von oben hinunter, aus der Perspektive eines Adlers, und sah das Einhorn an einer schmalen Holzbrücke stehen, die zu einer Insel inmitten eines stillen Sees führte. Auf der Insel ruhte ein Juwel – ein gewaltiger, blutroter Edelstein –, und in seinem Innern konnte man die schattenhafte Silhouette eines Schwertes erkennen. Die scharfe Klinge, die in das pulsierende Licht des blutroten Herzens des Kristalls eingebettet lag, sah aus, als wäre sie von Blut getränkt. Sie summte in ihrem eigenen Rhythmus, ganz hingegeben an das Wissen um ihre schlafende Macht, und sang Lieder von Sieg und Opfer, die Gestalt annahmen und wie glutrote Lichtfunken in den Himmel schossen. Wie blutige Finger streckten sie sich nach dem Windauge aus, packten es und rissen es mit sich fort, und in ihrer grausamen Umklammerung sah Chiamh das Schicksal, das er gefürchtet hatte: das Ende der Xandim.
    Mit einem Entsetzensschrei, der sich aus den Tiefen seiner Seele löste, floh Chiamh, ohne zu wissen, wo er hinging noch wie er dort hinkam; er wollte nur weg von dem Schwert und dem zweischneidigen Schicksal, das es bereithielt. Die Dunkelheit verschlang ihn, und er ließ sich in seiner verzweifelten Sehnsucht nach einem Versteck, nach Beistand und Hilfe dankbar hineinfallen …
    »Chiamh – Chiamh! Wach auf, verdammt noch mal! Komm zurück zu uns. Bitte …«
    Jemand schlug ihm ins Gesicht, dann bohrten sich Finger schmerzhaft in seine Schultern, schüttelten ihn … Das Windauge spürte den starken Zug eines Geistes, nein – zweier Geister –, die an seinem Bewußtsein zerrten; sie hielten ihn fest, stützten und trösteten ihn und zogen ihn langsam, aber sicher in das wohltuende, normale Licht des Tages zurück. Einen Augenblick lang bekämpfte er sie in blinder, gedankenloser Panik, dann kehrte die Erinnerung zurück, und er erkannte die vertraute, geistige Berührung der beiden Magusch. Dankbar und vertrauensvoll überließ er sich seinen Freunden und gestattete ihnen, ihn nach Hause zu bringen.

 
18
Hornruf und Sonnenaufgang
     
     
    Chiamhs Mund war wie ausgedörrt, als er sich den beiden riesigen Stehenden Steinen näherte, die in der Sprache der Xandim als die Pforten zum Tal des Todes bekannt waren. Hinter ihnen, auf dem schmalen Rasenstück vor dem Eingang des Tals, konnte er die farbenprächtigen Zelte der Xandim sehen, die die Männer auf dem grünen Rasen zu beiden Seiten des Tores aufgestellt hatten, so daß der größte Teil des Plateaus für die morgige Herausforderung freigeblieben war. Das rote

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