Die Attentäterin
Erdgeschoß.«
Sie eilen zur Tür und rasen die Treppe hinunter. Sie müssen sich beeilen, wenn sie das Erdgeschoß noch rechtzeitig erreichen wollen, um Striper zu erwischen. Sie befinden sich im sechsten Stock, und das bedeutet, daß sie sechs Treppen vor sich haben.
Sie haben drei Treppen geschafft, als ein lauter Knall durch das Treppenhaus schallt. Hammer fängt sich auf dem nächsten Treppenabsatz und bleibt stehen. Der Knall kam von oben und klang verdächtig nach einer zuschlagenden Tür. Mickey bleibt ebenfalls stehen und sieht vom nächsttieferen Treppenabsatz zu ihm hinauf.
Das Miststück spielt mit ihnen.
Hammer beißt die Zähne zusammen.
Der Lastenaufzug muß eine List gewesen sein. Offenbar ist er nach unten geschickt worden, um sie zu verwirren, sie herumzuhetzen. Vielleicht hat Striper ihr Tier ins Erdgeschoß geschickt, aber das ist irrelevant. Der wesentliche Punkt ist, daß Tiere keine Lastenaufzüge bedienen und auch keine Türen zuschlagen, jedenfalls nicht so, nicht auf eine Weise, die es darauf anlegt, Aufmerksamkeit zu erregen. Striper muß über ihnen sein, unabhängig davon, wo ihr Tier ist. Hammer wird es echt genießen, die Schnalle umzulegen, schon allein deswegen, weil sie die Sache so in die Länge zieht. Sie bringt ihn langsam echt auf die Palme.
Er gibt Mickey einen Wink.
Eine Treppe höher bauen sie sich auf beiden Seiten der Tür zur mittleren Etage auf. Hammer ist sicher, daß der Knall von weiter oben kam, aber er will methodisch vorgehen und alles genau überprüfen. Mickey macht sich bereit und nickt. Hammer reißt die Tür auf. Mickey springt hinein, und Hammer folgt ihm. Nichts deutet darauf hin, daß jemand hier gewesen ist, also stürmen sie die Treppe bis nach oben hinauf und gehen neben der Tür zur obersten Etage in Stellung. Mickey macht sich bereit und nickt. Hammer greift nach der Türklinke, und plötzlich wird die Tür von innen aufgestoßen, rammt ihn wie ein Güterzug und stößt ihn einfach um.
Im Fallen hört er jemanden schreien und das Stakkato-Hämmern einer AK auf Automatik.
Dann ist plötzlich alles sehr still.
Hammer rappelt sich mühsam auf, stützt sich auf ein Knie und muß dann einen Augenblick warten, durchatmen, den Kopf klären. Kopf und Handgelenk schmerzen, eigentlich schmerzt sein ganzer Körper, aber das ist nebensächlich. Schmerzen kann er ertragen. Das Hauptproblem sind seine Augen und sein Gleichgewichtssinn. Ihm ist ein wenig schwindlig, als schwanke der Boden unter seinen Füßen langsam hin und her. Er stützt sich an der Wand ab, als er sich vollständig erhebt. Es dauert ein paar Augenblicke, bis er seinen Sinnen wieder so weit traut, daß er sich umsieht.
Die Tür steht weit auf und versperrt ihm die Sicht. Er zieht sie ganz auf, lehnt sie gegen die Wand. Mickey liegt in der Tür. Sein Kopf ist eine blutige Ruine, als habe ihm jemand die vordere Schädelhälfte abgerissen und die blutigen Überreste herausquellen lassen. Sein rechter Arm sieht zerfleischt aus, ist praktisch bis auf den Knochen abgeschält. Seine Brust ist eine einzige große blutige Wunde.
Hammer beißt die Zähne zusammen, dann fällt ihm auf, daß er schwitzt und zittert. Das ist reines Adrenalin, keine Angst - alles, nur keine Angst. Der Anblick auf dem Boden bringt ihn in Rage. Er hebt die Smartgun, feuert eine Salve in die Decke und schreit dann: »Du verdammtes MISTSTÜCK! Du bist TOT! ICH LEG DICH UM!«
Striper kann hier nicht mehr herauskommen, außer in einem Plastiksarg.
Sie ist endgültig erledigt.
Tikki bleibt in einem der Gänge zwischen gestapelten Umzugskisten stehen, um zu lauschen. Sie ist nicht sehr beeindruckt von Hammers Zurschaustellung seiner Wut und seiner sinnlosen Munitionsverschwendung. Sie unterdrückt den Drang, mit der ihr eigenen Wildheit eine entsprechende Antwort zu geben, und denkt lediglich: Komm und hol mich, kleiner Mann ...
Mal sehen, was geschieht.
Sie wäre heute nicht hier, wenn sie sich nicht für absolut befähigt und in der Lage hielte, jeder Gefahr zu begegnen, die Hammer und seine Kumpane darstellen mögen. Ob Tikki ihrem wildesten Drang folgt oder sich den Geboten der Vernunft beugt, ob sie auf zwei Beinen unterwegs ist oder auf vieren, Tikki ist weder dumm noch eine Selbstmörderin. Dies ist eine persönliche Angelegenheit, also jagt sie in ihrer natürlichen Gestalt. Sie wendet Taktiken der Täuschung an, wie ihre Mutter sie das gelehrt hat. Sie nimmt diese Jäger, die den Jäger jagen, zur Beute,
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