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Die Augen der Toten 01 - Die Augen der Toten Teil 1

Die Augen der Toten 01 - Die Augen der Toten Teil 1

Titel: Die Augen der Toten 01 - Die Augen der Toten Teil 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Lütke-Bohmert
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ich die Polizei gerufen habe?“
    Eva schlenderte zum Kühlschrank hinüber und kramte eine Tupperdose mit Aufschnitt, ein Stück Gouda und Margarine hervor. „Vielleicht war das nur ein Schuss ins Blaue. Ein kleiner Test, um zu sehen, wie du reagierst.“ Sie legte zwei Scheiben Weizenbrot in den Toaster und zog den Hebel runter. „Wäre doch möglich, dass die bisher keinen Grund finden konnten, warum Frank sich umgebracht hat, und einfach nur dein Gewissen durchleuchten wollten.“
    „Schwachsinn!“ Auch der Toaster war neu, stellte fest. In meiner eigenen Wohnung war alles beim Alten geblieben. Offenbar haben Frauen eine andere Art, eine Trennung zu verarbeiten. „Warum hätten die mir grundlos Schuldgefühle einreden sollen? Nein, Eva. Irgendwas muss Frank in dem Video über mich gesagt haben. Ich versteh das alles nicht.“
    „Aber das war doch wohl kaum ein Verhör. Niemand kann belangt werden, nur weil er im Abschiedsbrief eines Selbstmörders als Sündenbock herhalten muss.“
    Gestern Nacht hatte ich mich noch vehement gegen den Gedanken gesträubt, das Video als eine Art Abschiedsbrief anzuerkennen. Frank hätte für derlei Melodramatik nichts übrig gehabt. Es ergab einfach keinen Sinn.
    „Man hat mich zu keinem Zeitpunkt aufgefordert, einen Anwalt hinzuzuziehen“, fiel mir ein. „Du hast sicher Recht. Das war kein Verhör. Trotzdem erscheint mir der Aufwand für einen Selbstmord ungewöhnlich. Die sind in voller Besetzung angerückt.“
    Ich zuckte zusammen, als die Brotscheiben mit einem Schnappen aus dem Toaster sprangen. Eva verteilte sie auf zwei Teller, von denen sie mir einen hinhielt. „Iss. Du weißt, was ich davon halte, wenn du vor dem Frühstück schon fünf Zigaretten gequalmt hast.“
    Ich griff nach der Margarine. „Wir sind nicht mehr zusammen, schon vergessen? Du hast mich abgeschossen.“
    „Hast du dich auch mal gefragt, wieso?“ Eva fuchtelte mit dem Messer vor meiner Nase herum. „Du brauchst keine Freundin. Was du brauchst, ist eine Sekretärin.“
    Die ewig gleiche Diskussion. Das einschläfernde Metronom der Vorwürfe, das in unserer Beziehung den Takt vorgegeben hatte, reichte von Gerechtigkeitswahn, über Streitsucht bis zu krankhafter Vergangenheitsbewältigung. Eva Kamp war vom frommen Wunsch beseelt, mich zu einem besseren Menschen zu machen. Ein ziemlich hoffnungsloses Unterfangen, dachte ich in einem Anflug von Galgenhumor.
    Ich bemerkte, wie Eva verstohlen auf die Küchenuhr schielte.
    „Hast du heute noch eine Führung?“
    Sie nickte. „Um zehn. Eine Seniorengruppe aus Oberhausen. Domplatz, Lambertikirche, Friedenssaal. Das Standardprogramm“
    Meine Armbanduhr, eine schwarze Fossil, die Eva mir vor knapp drei Jahren zu meinem sechsundzwanzigsten Geburtstag geschenkt hatte, zeigte kurz vor halb an. „Dann musst du ja gleich schon los.“
    „Kommst du alleine klar?“, fragte sie zögerlich.
    Zu spüren, dass Eva sich um mich sorgte, war ein schönes Gefühl. Ich hatte regelrecht verdrängt, wie sehr sie mir fehlte.
    „Mach dir meinetwegen keinen Stress. Mit der Nummer von gestern hab ich dir schon genug zugemutet.“
    Ich wünschte, sie würde mich kurz in den Arm nehmen. Sie tat es nicht.
    „Wir reden heute Abend weiter“, sagte sie nur. „Ich lasse dir einen Schlüssel da. Bis die Polizei eure Wohnung wieder freigibt, kannst du gerne noch für ein paar Tage hier bleiben.“
    Die höfliche Floskel versetzte mir einen Stich. Eva wich meinem Blick aus . Sie fühlt sich verpflichtet, erkannte ich plötzlich. Sie hat Schuldgefühle. Mit einem Mal wurde mir klar, dass Eva unter meiner Anwesenheit litt. Ich hatte ihr keine Wahl gelassen. Ohne Vorwarnung halste ich ihr mein Elend auf und drängte mich wieder in ihr Leben.
    Etwas strich an meinen Beinen entlang. Churchill. Mein Nachfolger als Herr des Hauses. Das schneeweiße Katzenbaby tapste auf den blechernen Fressnapf in der Ecke zu, und ich musste erkennen, dass Eva ihren zärtlichen Blick nicht verloren hatte. Nur galt er jetzt nicht mehr mir.
     
    Allein in der Wohnung hielt ich es kaum aus. Ich konnte nicht mehr schlafen, unter der kalten Dusche hätte ich schreien können, und meine Hände zitterten, dass es einem Junkie auf Turkey zur Ehre gereicht hätte. Selbst Churchill machte einen großen Bogen um mich. Kaum hatte Eva die Wohnungstür zugezogen, verkroch er sich schon unter ihrem Bett und ließ sich für den Rest des Vormittags nicht mehr blicken.
    Um mich ein wenig abzulenken, durchforstete

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