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Die Beschützerin

Die Beschützerin

Titel: Die Beschützerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Kliem
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»Das ist das Passwort von Vanessas Notebook. Weiter kann ich Ihnen nicht helfen.«
    Er sah mich nicht an, als er mir den Zettel reichte. Ich hatte ihn für kühl, distanziert und ziemlich langweilig gehalten, einen Zahlenjongleur ohne Herz und Gefühl. Ich hatte nur die Oberfläche gesehen, makellos und glatt poliert. Genauso wie bei Helmut Eichstätt. Und bei Vanessa? Nein, bei ihr hatte ich früh die Risse in ihrer strahlenden Fassade geahnt. Die Zeichen, dass etwas nicht stimmte. Blut auf ihrem Ärmel. Ihre Verletzbarkeit. Ihre Rastlosigkeit und innere Leere. Weil sie gewollt hatte, dass ich es ahne. Ich war jemand, der Nähe zuließ. Der Gedanke kam mir absurd vor, aber … bestrafte sie mich genau dafür?
    Eine halbe Stunde später saß ich mit Ulla in meinem Büro, vor uns das aufgeklappte, dienstliche Notebook von Vanessa Ott.
    Wir fanden unzählige E-Mails, die zwischen Vanessa Ott und Gunter von Hirten hin- und hergegangen waren. Was Mark Winter gesagt hatte, stimmte. Vanessa Ott hatte ihn von dem Sparkonzept überzeugt. Sie hatte ihm mein erstes Konzept zugespielt, mit dem er auf der Präsentation geglänzt hatte. Eine kryptische Bemerkung deutete darauf hin, dass sie auch die Kopien vertauscht und mein Notebook zum Abstürzen gebracht hatte. Gunter von Hirten müsse sich meinetwegen keine Sorgen machen. Sie kümmere sich darum, dass ich an dem Tag schlecht vorbereitet erscheinen würde.
    Â»Verdammt, ich mache sie fertig«, knurrte Ulla. »Ich wette, wir finden auch diesen anonymen Brief.«
    Aber sosehr wir auch suchten, er befand sich nicht auf dem Rechner.
    Â»Den hat sie bestimmt gelöscht«, meinte Ulla. »Aber bevor gelöschte Dokumente endgültig verschwinden, sind die noch irgendwo zwischengespeichert. Ich hab nur keine Ahnung, wie man da rankommt.«
    Â»Ich ruf Benno von unserer Technikabteilung an. Vielleicht hat der eine Idee.«
    Ich gab Benno gegenüber das Notebook als mein eigenes aus und tat zerknirscht, weil ich eine wichtige Datei versehentlich gelöscht hätte. Er tröstete mich, dass nicht die Daten weg seien, sondern nur der Pfad, der zu ihnen führt. Benno brauchte wenige Minuten, und wir hatten Zugriff auf Dateien aus Vanessa Otts Papierkorb. Den anonymen Brief hatte sie unter dem Namen »Finale« gespeichert. Außerdem entdeckten wir Fotos. Ganze Archive von Fotos.
    Â»Diese hier haben deine Anfangsbuchstaben, J. A., im Dateinamen.« Ulla öffnete eines der Fotos und atmete hörbar aus. »Sieh dir das an. Das ist bei dir zu Hause.«
    Ich klickte von Bild zu Bild, und mir lief eine Gänsehaut über den Rücken. Vanessa Ott hatte jedes Zimmer, jedes Detail meiner Wohnung festgehalten.
    Es gab auch Fotos mit der Bezeichnung K. S. »Katharina Schilling«, sagte ich. Auch hier waren Wohnungsfotos gespeichert. Und Aufnahmen von Christian Hunzicker, manche im Judoanzug in einer Sporthalle, eines auf der Straße, wo er gerade in ein Auto einstieg.
    Â»Hat sie auch Fotos von Gregor?«, fragte ich.
    Wir stießen auf ein Bild von ihm, wie er sein Haus verließ. Ein weiteres war offenbar durch das Schaufenster seines Ladens aufgenommen. Gregor beugte sich im Hintergrund über ein Möbelstück.
    Â»Sie hat die Aufnahmen heimlich geschossen«, murmelte Ulla. »Ich ziehe das alles auf einen Stick und rufe Karsten an. Es wird Zeit für seinen großen Auftritt.«
    Â»Mir reicht es«, sagte ich und stand auf.
    Â»Janne?« Ullas Stimme klang alarmiert. »Sieh dir das hier mal an.«
    Ich trat neben sie und blickte auf den Monitor. Auf dem Foto war ich, auf meinem Bett, mein Gesicht und meine Hände waren unnatürlich weiß, ich hatte die Augen geschlossen. Um mich herum war alles rot gefärbt. Mein Kopfkissen und die Bettdecke sahen aus wie von Blut getränkt.
    Â»Wie …? Was bedeutet das?«
    Ulla schluckte. »Das ist nachbearbeitet. Das Rot hat sie nachträglich mit einem Bildbearbeitungsprogramm hinzugefügt. Das ist ein Kinderspiel.« Sie versuchte, beruhigend zu klingen.
    Ich konnte den Blick nicht von dem Foto abwenden. Ich war wehrlos gewesen, hatte geschlafen, während sie an meinem Bett gestanden hatte. Was hätte sie noch alles tun können?

15
    Die Villa, zu der ich wollte, lag in einer gepflegten Zehlendorfer Straße. Sie war von einer Hecke gegen Blicke vom Bürgersteig abgeschirmt. Vor einer Garage stand ein

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