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Die Beschützerin

Die Beschützerin

Titel: Die Beschützerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Kliem
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das Ende meiner Karriere bei Alfa.Sat.« Er schnaubte. »Und auf wessen Mist ist dieses Konzept gewachsen?«
    Ich hätte ihn anlügen, alles auf von Hirten schieben können, aber ich hatte keine Lust dazu. Und keine Kraft. »Das Konzept ist von mir«, sagte ich.
    Â»Was? Das ist nicht dein Ernst.«
    Â»Jörg. Ich hatte keine Wahl. Entweder eine radikale Sparversion oder gar kein Smiling Kids Day.«
    Â»Dann wäre gar keiner besser gewesen.«
    Wir schwiegen beide. Dann sagte Jörg: »Ich rufe Lehner an.«
    Was hatte ich erwartet? Dass er Verständnis haben würde? Nein, natürlich war er sauer. Ein Gefühl von Verzweiflung und Ohnmacht ergriff mich. Wieder war jemand wütend auf mich. Jemand, an dem ich hing. Und ich war für heute noch nicht fertig.
    Ich griff zum Telefon und wählte die Nummer von Miranda Glass’ Agent. Zuerst glaubte er mir einfach nicht. Nach dem neuen Skandal um Miranda hatte er befürchtet, wir würden ihr eine andere Sängerin vorziehen. Er schien fast erleichtert, dass es nicht daran lag, sondern an Sparmaßnahmen von oberster Stelle.
    Â»Es wird nicht leicht, das Miranda beizubringen«, meinte er. »Es tut mir so leid für sie. Ich hatte gerade das Gefühl, sie fängt sich wieder. Sie wollte bei dieser Show glänzen. Das schien sie zu stabilisieren.«
    Â»Ich bin auch sehr traurig darüber«, sagte ich. »Aber ich hoffe, dass sich bald eine neue Gelegenheit für ein Engagement ergibt. Dann melde ich mich sofort.«
    Â»Okay, das würde uns freuen.« Ich hörte seiner Stimme an, dass er nicht daran glaubte. »Bis dahin.«
    Â»Ja, bis bald. Und sagen Sie ihr bitte viele Grüße.«
    Ich legte auf. Meine Hand war verkrampft, so fest hatte ich das Gerät umklammert. Ich wollte aufstehen und auf die Toilette gehen, aber meine Beine fühlten sich an, als wollten sie wegknicken. Mir fiel ein, dass ich nicht gefrühstückt hatte. Wann hatte ich überhaupt das letzte Mal etwas gegessen? Gestern früh mit Gregor. Schon beim Gedanken an ihn krampfte sich mein Magen zusammen. Wer hatte diese Mails gefälscht? Und wie sollte ich das herausfinden?
    Es wurde so dunkel im Zimmer, dass ich meine Schreibtischlampe anknipste. Draußen zog sich eine Wolkenwand zusammen, tief in dem bleiernen Grau brodelte etwas. Dunkellila und schwefelgelb.
    Ich begann, das neue Budget aufzustellen. Von Hirten schien sich nicht einmischen zu wollen. Das war ja auch bequemer für ihn. Ich würde die Arbeit machen, und er konnte später die Ernte einfahren. Es war Vanessa Ott vermutlich nicht schwergefallen, ihn zu überzeugen, das Budget mir zu überlassen.
    Draußen lief der Sushi-Lieferant mit Tüten vorbei. Die anderen hatten gemeinsam Mittagessen bestellt. Wieder hatte mich niemand gefragt. Es schien, als mieden sie den Flur vor meiner Glaswand. Sonst kamen doch ständig Leute und winkten oder steckten den Kopf herein auf ein paar Sätze. Auch das Telefon war verdächtig still. Ich fühlte mich ein wenig stärker und verließ mein Büro, um auf die Toilette zu gehen. Die Tür des Konferenzraums stand offen. Ich hörte die Stimmen meiner Kollegen, und als ich vorbeiging, erhaschte ich einen Blick ins Innere. Da saß Michaela, gemeinsam mit Evelyn und Heike. Und mittendrin Vanessa Ott. Sie erzählte gerade etwas, und die anderen lachten. Michaela sah sie mit bewundernden Blicken an.
    Â»Michaela?« Ich steckte den Kopf in die Tür. Das Gespräch riss ab. »Ich muss dich kurz sprechen.«
    Â»Jetzt?«
    Â»Ja. Es ist dringend.«
    Sie kam zu mir auf den Flur, in ihrem Gesicht spiegelte sich ihr Unwille.
    Â»Inzwischen weiß ich, warum ich dich am Wochenende nicht erreichen konnte.«
    Â»Ach ja?«
    Durch die angelehnte Tür des Konferenzraumes würde man uns sicher hören. »Komm kurz mit in mein Büro.«
    Dort blieben wir mitten im Raum stehen. »Deine eingespeicherte Nummer in meinem Handy muss manipuliert worden sein. Ich bin auf einem fremden Band gelandet.«
    Ihr Blick war misstrauisch und verständnislos. »Wie meinst du das? Jemand soll die Nummer …?«
    Â»Genau. Durch eine andere ersetzt haben.«
    Auf ihrer Stirn bildete sich eine steile Falte. Sie schwieg.
    Â»Und noch etwas. Am Freitag war jemand an meinem Computer, hat private E-Mails von mir umgeschrieben und an Gregor geschickt.«
    Â»Wozu das

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