Die bezaubernde Arabella
ich meine?«
»Nein.«
»Mich sollte es nicht wundern, wenn sie die Tochter irgendeines Kaufmanns wäre, oder so etwas.«
Mr. Warkworths Blick war verletzt. »Nein, mein Lieber, nicht möglich! Hab sie nie ein Wort sagen hören, das nach Kaufmannsladen gerochen hätte.«
»Nun, dann die Enkelin von so einem«, beharrte Sir Geoffrey. »Schlimm, aber ich will Ihnen etwas sagen, Warkworth, mir würde es nichts ausmachen.«
Nach einigem Bedenken entschied Mr. Warkworth, daß es auch ihn nicht beirren könne.
Da dies die allgemeine Auffassung war, mußte Arabella nicht die Demütigung auskosten, sich bei dem großen Klubabend bei Almack von ihren Bewunderern vernachlässigt zu sehen. Lord Bridlington begleitete seine Mutter und ihren jungen Gast, denn er hielt nicht nur in solchen Dingen auf Korrektheit, sondern liebte Almack und billigte die Exklusivität, die dem Klub von seinen Patronessen aufgezwungen wurde. Es gab zu jener Zeit Leute, die offen aussprachen, daß es nichts Langweiligeres gab als einen Abend bei Almack, aber das waren blasierte Bürschchen, mit denen Lord Bridlington nichts zu tun haben wollte.
Die Höflichkeit verpflichtete ihn, Miss Tallant für den ersten Altenglischen zu engagieren: die weniger glücklichen Bewerber wechselten vielsagende Blicke. Fürs Weitere aber achteten sie darauf, daß er ihr nicht mehr nahe kam. Keiner von ihnen ahnte, daß er es auch keineswegs darauf abgesehen hatte, sondern viel lieber durch die Salons schlenderte und allen erdenklichen Leuten, die er festhalten konnte, von seiner Reise erzählte.
Der Walzer, der von altmodischen Leuten immer noch für nicht ganz schicklich gehalten wurde, hatte sich nun auch bei Almack durchgesetzt, aber noch immer war es ungeschriebenes Gesetz, daß keine Dame daran teilnahm, wenn nicht eine der Patronessen eindeutig beipflichtete. Lady Bridlington hatte alles getan, um Arabella diese bedeutsame Tatsache einzuprägen, und so lehnte sie jede Aufforderung ab, als die Geiger zum Walzer ansetzten. Papa würde diesen Tanz auch nicht gebilligt haben; nie hatte sie gewagt, ihm zu gestehen, daß sie und Sophia die Schritte von ihren Freundinnen, den kecken Misses Caterham, erlernt hatten. Sie zog sich also zu ihrem Stuhl an der Wand zurück, setzte sich neben Lady Bridlington, fächelte sich und gab sich redlich Mühe, so auszusehen, als ob sie nicht gern über das Parkett gewirbelt wäre. Eine oder zwei glückliche junge Damen, die ihren Aufstieg mit Mißgunst beobachtet hatten, warfen ihr Blicke von solch hochmütigem Mitleid zu, daß sie sich Papas Maximen in Erinnerung rufen mußte, um nicht ungeziemende Gefühle in ihrer Brust aufkeimen zu lassen.
Mr. Beaumaris, der am späten Abend auftauchte, einige Minuten bevor die Tore geschlossen wurden, war offenbar nur erschienen, um der Gattin des österreichischen Botschafters zu huldigen. Er warf Arabella einen belustigten Blick zu, denn er erriet sehr wohl, was in ihr vorging. Dann blinzelte er der Fürstin Esterházy zu und sagte: »Soll ich das Kind zum Tanz holen?«
Sie zog ihre edelgeschnittenen Brauen hoch, ein angedeutetes Lächeln spielte um ihre Lippen: »Hier sind Sie nicht Diktator, mein Freund, und Sie werden es nicht wagen.«
»Natürlich wage ich es nicht«, sagte er entwaffnend. »Gerade darum flehe ich Sie ja an, Fürstin, mich der Dame als Partner vorzustellen.«
Sie zögerte einen Moment, warf einen Blick auf Arabella und zuckte lachend die Achsel. »Schön! Sie drängt sich schließlich nicht vor, guter Stil. Kommen Sie.«
Betroffen, eine der gefürchteten Patronessen vor sich zu sehen, stand Arabella auf.
»Sie tanzen nicht, Miss Tallant? Ich möchte Ihnen Mr. Beaumaris als einen sehr wünschenswerten Partner vorstellen«, sagte die Fürstin und lächelte Mr. Beaumaris maliziös zu.
Arabella blieb nichts anderes übrig als zu knicken, zu erröten und insgeheim mit Bedauern festzustellen, daß sie doch ein Gefühl unlauteren Triumphes über die Ladies hegte, die ihr mitleidige Blicke zugeworfen hatten.
Mr. Beaumaris führte sie auf die Tanzfläche, legte einen Arm um ihre Taille und nahm ihre Rechte in die seine. Arabella war eine geborene Tänzerin, fühlte sich aber doch recht unsicher,
denn schließlich hatte sie den Walzer ja nur in dem Schulzimmer der Misses Caterham probiert, und es war so seltsam, sich einem Mann so nahe zu fühlen. Einige Runden lang antwortete sie Mr. Beaumaris kaum, war zu sehr mit ihren Füßen beschäftigt. Überdies war sie um
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