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Die Braut des Florentiners - TB 2006/2007

Titel: Die Braut des Florentiners - TB 2006/2007 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Dreschflegel ducken, aber er wurde abgelenkt, und der Bauer blieb unbehelligt. Lorenzo trieb sein Pferd weiter. Am Ende der Flüchtlingskolonne formierten sich jetzt die Landsknechte und T. G. ’s Leute, um geballt über Lorenzo herzufallen. Lorenzos Weg führte in Rufweite an Bandini vorbei.
    »Lorenzo ghirardi !«, brüllte Bandini. Er zielte über die Bolzenspitze seiner Armbrust und ließ sie mit Lorenzos Tempo mitwandern. Sobald der Mann das Pferd zügelte, würde er schießen.
    Ghirardis Kopf fuhr herum, und er riss unwillkürlich an den Zügeln, so wie Bandini es erwartet hatte. Für den Bruchteil eines Augenblicks sah er das überraschte Gesicht seines Feindes. Er dachte Erleichterung zu spüren angesichts der Tatsache, dass er nun eine Jagd beendete, die vor drei Jahren begonnen hatte, und dass er eine Aufgabe erfüllt hatte, bei der ihm jeder Stein in den Weg gerollt worden war, der sich hatte finden lassen, und dass er einen besonders hinterhältigen Verräter damit eliminierte, der halb Florenz eingewickelt hatte, so wie Onkel Bernardo damals halb Florenz getäuscht hatte mit seiner beständig guten Laune und seinen Gauklereien … Stattdessen hatte er das vage Gefühl, einen Fehler zu machen. Aber die Würfel waren gefallen. Er senkte den Daumen.
    Die Armbrust zuckte mit dem Abschuss des Bolzens.
    Er hakte sie in den Sattel ein, um sie erneut zu spannen, noch während er zu Lorenzo hinüberspähte. Sein Pferd wieherte und tanzte auf den Hinterbeinen. Als es wieder auf allen vieren stand, war sein Sattel leer.
    Bandinis Ruck, mit dem er die Armbrust hatte spannen wollen, erstarb. Er fühlte massiven Unglauben. Er hatte den Schurken mit dem ersten Schuss aus dem Sattel gefegt.
    Das Pferd machte einen seltsamen Tanzschritt, und Lorenzo schwang sich von der Seite zurück auf seinen Rücken. Das Pferd drehte sich einmal um sich selbst. Als es die Drehung vollendet hatte, sah Bandini, dass Lorenzo mit einem jener Teufelsgewehre auf ihn zielte. Er versuchte den Ruck zu vollenden, mit dem die Armbrust gespannt wurde, und stellte fest, dass er keine Kraft mehr hatte. Was um ihn herum war, verblasste; Ghirardis Augen über dem Lauf des Gewehrs füllten sein ganzes Blickfeld aus. Lorenzo blinzelte, und es schien Bandini, als könne er die Bewegung jedes tausendstel Zoll nachverfolgen.
    Eine Gestalt war plötzlich zwischen ihm und dem Tod. In der Trägheit, mit der Bandini alle Bewegungen wahrnahm, sah er den Reiter den Mund öffnen und eine Hand zu Lorenzo ausstrecken.
    »N-E-I-N!«, brüllte der Reiter.
    Der Schrei fuhr wie ein Ruck durch Bandini. Das Pferd vor seinen Augen versuchte auszubrechen. Der Reiter konnte es kaum beherrschen. Grenzenlos überrascht erkannte Bandini, dass es sich um Pietro Trovatore handelte. Lorenzo hatte erneut freies Schussfeld.
    Lorenzos Gesicht verzerrte sich. Er hob den Lauf in die Höhe, bis er fast senkrecht in die Luft ragte, dann riss er den Abzug zurück. Das Gewehr gab ein Ratschen von sich. In Bandinis Ohren klang das Geräusch überlaut. Es war nicht geladen gewesen.
    Lorenzo riss sein Pferd herum und jagte davon.
    Pietro brachte seinen Gaul mit einem Sprung längs zu Bandini, beugte sich aus dem Sattel und griff sich Bandinis Armbrust. Bandini leistete keine Gegenwehr. Er starrte Lorenzo hinterher, der auf einen groß gewachsenen Mann zujagte, vor diesem haltmachte, ihn hinter sich auf die Kruppe des Pferdes zog und dann auf den Schilfwald zustürmte. Dort sprangen vier Pferde ohne Reiter herum. Bandini meinte reglose Körper vor ihnen im Gras liegen zu sehen.
    »Sie Idiot!«, schrie Pietro. »Wenn Lorenzo nicht gekommen wäre, hätten Ihre Leute all die Unschuldigen niedergemacht. Ist Ihnen endlich klar geworden, wen Sie da zur Strecke bringen wollen?«
    Bandini blinzelte. Er sah aus dem Augenwinkel, wie T. G. die verbliebenen Männer heranführte. Niccolò trieb sein Pferd an, um zu Pietro aufzuschließen und diesen zurechtzuweisen. Bandini packte einen Zügel von Pietros Pferd und zog es beiseite, um Lorenzo weiter nachblicken zu können.
    Der Schilfwald hatte ihn bereits verschluckt.

Kapitel 40.
    A uf den ersten Blick schien es, als wäre Cortos Gruppe noch gar nicht angekommen, doch dann sah Lorenzo das Wrack des Trosswagens. Das geschwärzte Holz war in der halben Düsternis des Waldes gut getarnt. Corto trat hinter einem Baum hervor, lehnte seine Pike gegen den Stamm und hielt die Zügel des Pferdes, während Lorenzo Urso von der Kruppe rutschen ließ und dann

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