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Die Braut des Florentiners - TB 2006/2007

Titel: Die Braut des Florentiners - TB 2006/2007 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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selbst hinunterkletterte. Als er auf dem Boden stand, gaben seine Beine nach, und er wäre gefallen, wenn er sich nicht am Sattel festgehalten hätte. Enrico, der am Rand des Schilfwaldes gewartet und ihnen den Weg gewiesen hatte, trat schweigend neben sie. Der Wald hatte still geschienen; jetzt hörte Lorenzo überall das Keuchen, Stöhnen und Wimmern von Menschen, die dem Tod nur entronnen waren, weil sie zufällig schneller laufen konnten, und die gesehen hatten, wie er ihre Nächsten geholt hatte, die nicht schnell genug gewesen waren. Dunkle, sich wiegende oder lang ausgestreckte Formen stellten die Menschen dar, die dem Angriff entkommen waren. Schockiert stellte Lorenzo fest, wie wenige es waren. Der letzte Flüchtling, der vor ihnen angekommen war, der Bauer, den Lorenzo durch seine letzte fehlgeschlagene Attacke gerettet hatte, hockte gegen den nächsten Baum gelehnt und starrte sie blicklos an. Sein Brustkorb hob und senkte sich mühsam.
    »Wo ist Fabio?«, fragte Corto.
    »Tot«, sagte Lorenzo, als Urso keine Anstalten machte, die Geschichte zu wiederholen, die er Lorenzo ins Ohr gekeucht hatte. »Er hat mir den Dreschflegel zugeworfen und das Gewehr, und er hat einen Kerl vom Pferd geschossen, der mich beinahe erwischt hätte, dann verlor ich ihn aus den Augen.« Er warf den Dreschflegel beiseite und löste den Gurt, mit dem er das Gewehr über dem Rand des Sattels eingeklemmt hatte. Er hielt es Corto hin, und dieser nahm es, ohne hinzuschauen.
    »Sie haben ihn fertiggemacht«, sagte Urso nun doch. Seine Stimme klang gequetscht. »Drei von den Kerlen. Bis ich dazukam, war er nur noch …« Er machte eine flatternde, für ihn ganz uncharakteristische Handbewegung und ließ den Kopf hängen.
    »Scheiße«, sagte Corto ins Leere. Seine Wangenmuskeln zuckten. Lorenzo betrachtete den auf dem Boden liegenden Dreschflegel und dann das Gewehr, das in Cortos leblosen Händen hing. Er hörte, wie Fabio sagte: »Die Dinger sind unbezahlbar.« Hatte er es ihm deshalb zugeworfen? Fabio hatte Lorenzos Leben gerettet, indem er seinen Verfolger aus dem Sattel geholt hatte, und dann nochmals, indem er ihm die Möglichkeit gegeben hatte, das ungeladene Gewehr auf Antonio Bandini zu richten. Was wäre gewesen, wenn er es behalten hätte? Hätte es seine Gegner so lange in Schach gehalten, bis Urso oder Lorenzo selbst ihm hätten beispringen können? Die Zaubergewehre waren nicht unbezahlbar – es war nur so, dass der Preis zu hoch war. Im vorliegenden Fall hatte er aus Fabios Leben bestanden.
    Corto wandte sich ab und kletterte die steile Flanke des Damms hinunter zum Schilfwald. Lorenzo öffnete den Mund, aber nach einem Blick in Enricos Gesicht schloss er ihn wieder.
    »Er geht nicht raus, keine Sorge«, sagte Enrico. »Er ist nicht lebensmüde. Hast du gewusst, dass er und Fabio Vettern waren?«
    Lorenzo schüttelte den Kopf.
    »Fabio stand eines Tages plötzlich da. Wir waren noch alle bei der Schwarzen Schar. Er war gekommen, um Corto mitzuteilen, dass die Fähre jetzt ohne Fährmann sei und er nach Hause kommen solle. Dann wich er nicht mehr von Cortos Seite, bis dieser seinem Ruf folgte. Ich glaube, dass Corto desertiert ist, lag nicht zuletzt an Fabio.«
    »Corto sagte, die Fähre gebe es nicht mehr. Eine Brücke stehe jetzt dort.«
    »Dann hat er gelogen«, sagte Enrico. Er musterte Lorenzo. »Oder auch nicht. Bevor uns die Madonna in die Hände fiel, sagte Corto immer: Wir brauchen einen fetten Brocken, bevor irgendjemand kommt und über meine Zukunft eine verdammte Brücke schlägt.«
    »Wozu das Geld? Es ist doch die Fähre da?«
    »Sie gehörte Cortos Vater nicht. Er war nur ein Pächter wie ein gottverdammter Bauer. Als Fabio auftauchte, fasste Corto den Plan, sie zu kaufen. Darum glaube ich, dass Fabio letztlich der Grund war, dass Corto uns überredete, die Schwarze Schar zu verlassen. Er hatte plötzlich einen anderen Grund, um zu leben, und das öffnete ihm die Augen für die Schweinereien, die Konrad und seine Offiziere anstellten. Georg Vogler hast du ja kennengelernt. Die anderen sind auch nicht viel besser.«
    Enrico bückte sich nach Fabios Dreschflegel und lehnte ihn neben Cortos Pike an die Wand. Die Pike rutschte ab und kam an dem plumpen Dreschflegel zum Halten.
    »Pass auf deinen Arsch auf, Fabio«, murmelte Enrico. »Du hättest nie mit uns gehen sollen.« Er streckte die Hand aus und pflückte ein altes, nasses Blatt von der Stange des Dreschflegels, das sich dort festgeklebt hatte.
    Lorenzo

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