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Die Bruderschaft des Schmerzes

Die Bruderschaft des Schmerzes

Titel: Die Bruderschaft des Schmerzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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Mensch, der das nicht ertragen kann, hat in diesem Geschäft nichts verloren. Ein Mann, der sich vormacht, daß er nicht wirklich Menschen tötet, wenn er sie in eine Schlacht schickt, ist unehrlich und feige.“
    „Solche Worte hätte ich von der Chromkuppel erwartet, aber nicht von dir“, sagte sie leise.
    Das verletzte ihn, denn es traf ihn an einer Stelle, die er sich nicht gern zu genau ansah. Um sich zu verteidigen, schlug er zurück.
    „Du willst also deine Hände in Unschuld waschen“, spottete er. „Was glaubst du denn, wer du bist? Woher beziehst du denn deine Heiligkeit? Vor ein paar Wochen bin ich hier hereingekommen, als ich bei den Tieren war. Ich hatte sie aufgerührt. Ich hatte sie zum Töten angespornt, und ich hatte großen Erfolg damit. Und du hast es an mir gerochen. Du hast den Kriegergeruch geschmeckt. Hast du dich etwa davor geekelt? Du kennst die Antwort, Sophia, du hast mich geradezu vergewaltigt. Es hat dich angeregt, es hat dich geil gemacht. Wer willst du also sein? Die Jungfrau Maria vielleicht?“
    Sie wand sich unter seinen Worten, runzelte die Stirn, doch dann zwang sie sich zu einem müden Lächeln. „Wir sind eben ein ideales Paar“, sagte sie mit belegter Stimme, „ein ideales Paar von … Touche, ehrwürdiger Führer, touché.“
     
    „Ha, sieh sie dir an“, sagte Willem Vanderling. Sie standen am Rand des Dschungels und sahen hinaus auf das weite Land, das sich, mit hohem Gras bewachsen, bis zu dem kleinen Hügel erstreckte, auf dessen Spitze die belagerten Töter ihre Stellungen angelegt hatten. „Wie Ratten sitzen sie in der Falle. Dabei halten sie sich doch für so außerordentlich intelligent!“
    Die Töter hatten eine Position bezogen, die für einen Verteidigungskampf hervorragend geeignet zu sein schien. Es mochten etwa siebenhundert Mann sein – so viele waren von den inzwischen vereinten Marschsäulen übriggeblieben –, die sich dort oben verschanzt hatten. Der Hügel war von flachem Grasland umgeben, das in einem Umkreis von dreihundert Metern keinerlei Deckung bot. Vom Dschungelrand aus konnte man die Schützengräben der Töter mit den Schnittpistolen nicht erreichen. Die Gewehre hatten zwar eine größere Reichweite, doch die Töter hatten ihre Stellungen so geschickt angelegt, daß man ihnen mit Gewehrfeuer nicht beikommen konnte. Einen Sturmangriff auf die Schanzgräben über dreihundert Meter offenes Gelände hinweg hätte glatten Selbstmord bedeutet. Die Entsatztruppe – ursprünglich hatte sie aus sechshundert Tötern bestanden, doch ihre Zahl hatte sich inzwischen durch ständige Überfalle um einiges verringert – rückte von Osten her schnell näher heran. Sie brachte gewaltige Mengen an Munition und Proviant mit. Die Töter brauchten nur noch ein wenig abzuwarten, dann stand ihnen der Rückweg offen.
    Das dachten sie zumindest.
    „Sind deine Männer bereit?“ fragte Vanderling Gomez, der mit gierigem Blick an seiner Seite stand und mit nervösen Fingern die soeben erhaltene Schnittpistole betastete.
    „Bereit zum Töten, Sir“, sagte Gomez. „Sie wollen zwanzig töten, fünfzig, zweihundert. Sie wollen sie alle niedermetzeln! Töten …“
    „Ja, ja, schon gut. Achte gefälligst darauf, daß sie nicht alles verderben, etwa plötzlich die Deckung verlassen und einen Sturmangriff versuchen. Laßt sie einfach herankommen, haltet eure Stellung und schwingt die Schnittpistolen. Jetzt gehe auf deine Seite der Lichtung zurück und verhalte dich still!“
    Gomez grüßte und trabte über die schmale baumlose Stelle hinüber in das Gebüsch, das Vanderlings Stellung gegenüberlag. Obwohl er wußte, daß sie dort waren, konnte Vanderling kaum die zehn Männer erkennen, die sich dort verbargen. Er schaute nach rechts und links, wo die zehn Männer kauerten, die ihn begleiteten. Dann hockte er sich hinter einen Baumstamm und klopfte auf den Laufseiner eigenen Schnittpistole. Sie hatten wirklich eine hübsche Stelle gefunden.
    Von Osten her gab es nur einen einzigen Pfad, der so breit war, daß er von sechshundert Tötern benutzt werden konnte. Dieser Pfad endete in dieser schmalen Lichtung, die praktisch eine Verlängerung des freien Graslandes war und sich etwa fünfzig Meter weit in den Dschungel erstreckte. Die Töter mußten also zwischen den beiden Seiten der Lichtung hindurchmarschieren. Die baumlose Strecke war ungefähr fünfzig Meter breit, und die Reichweite der Schnittpistolen betrug ebenfalls fünfzig Meter. Vanderling hatte zehn

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